Es ist mal wieder soweit, es ist Halloween. Das alte Geisterfest ist oft ein Anlass, sich über die besten und liebsten Horrorfilme auszutauschen. Für mich gibt es dabei nur ein Problem: Ich mag keine Horrorfilme. In meinem ganzen Leben habe ich vielleicht drei gesehen, zwei davon in der Uni. Entsprechend wenig kann ich über irgendwelche Empfehlungen sprechen. Einer der wenigen Horrorfilme, die ich kenne und mag, ist allerdings ein absoluter Klassiker: John Carpenters Halloween – Die Nacht des Grauens von 1978. Und weil ich ein großer Filmnerd bin und nicht ohne Grund „irgendwas mit Medien“ studiert habe, möchte ich heute über das Vermächtnis dieses Klassikers schreiben.
This is Halloween
Vorher aber noch eine kurze Wiederholung für diejenigen, die den Film nicht gesehen haben oder es zu lange her ist. Denn die Prämisse von Halloween ist im Grunde ganz einfach: 1963 ersticht der kleine Michael Myers seine Schwester und landet dafür in der Psychatrie. 15 Jahre später bricht er aus und sucht seine beschauliche Heimatstadt Haddonfield heim. Abgesehen hat er es dabei vor allem auf die junge Laurie Strode, deren Eltern das Haus von Familie Myers verkaufen wollen. Und damit beginnt der Horror….
Michael Myers, der Ur-Slasher…. oder?
Michael Myers gilt für viele als einer der Prototypen des typischen Slasher-Bösewichts. Und tatsächlich sind viele klassische Elemente bereits bei ihm zu finden. Er ist eine große Gestalt mit beeindruckender Kraft, dafür ist er langsam. Gleichzeitig kann er Verletzungen einstecken, die niemand überleben sollte. Und er zeigt keinerlei Emotionen, was nicht nur daran liegt, dass er nur mit einer ausdruckslosen Maske zu sehen ist. Diese beiden Komponenten verleihen ihm etwas Unmenschliches, was bereits im Film angesprochen wird. Sein Psychiater wird es schon wissen, wenn er Michael als das pure Böse bezeichnet.
Trotz all dieser typischen Elemente ist Michael Myers für mich kein klassischer Slasher-Bösewicht. Der Grund dafür ist so plump wie logisch: er ist nicht besonders brutal. Während spätere Slasher besonders durch die Zahl der Opfer und übertrieben blutige Todesszenen bestechen, wird beides in Halloween eher spärlich eingesetzt. Im ganzen Film sterben gerade mal vier Leute und keiner von ihnen wirklich blutig. Ja, zwei der Opfer werden vor laufender Kamera erwürgt. Aber verglichen mit heutigen Standards ist das geradezu harmlos.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Donald Pleasence, Jamie Lee Curtis, Nancy Kyes (Schauspieler)
- John Carpenter(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
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Zeiten ändern sich, aber nicht so schnell
Man könnte an dieser Stelle das Argument anführen, dass das für die damalige Zeit schon extrem brutal und schockierend war. Das war es bestimmt auch, aber schon zwei Jahre später hat ein anderer Slasher-Film ganz andere Standards vorgelegt. Im allerersten Freitag der 13. werden die Opfer mit Äxten malträtiert und mit Pfeilen an eine Tür gepinnt. Zugegeben, beide Morde sind nicht zu sehen, die Ergebnisse jedoch sehr wohl.
Und als Kevin Bacon durch die Matratze seines Bettes mit einem Pfeil durch den Hals getötet wird lag Special Effects Artist Tom Savini persönlich unter der Matratze, um das Kunstblut durch einen Strohhalm zu pusten. Im Laufe der vielen, vielen Fortsetzungen und Neuauflagen von John Carpenters Halloween ist auch Michael Myers immer brutaler und mordlustiger geworden, insofern ist er gewissermaßen ein Nachahmer des Trends geworden, den er selbst ausgelöst hat. Aber sein erster Auftritt war selbst damals schon nicht das Maß aller brutalen Dinge.
Ist Halloween noch Horror?
Diese Betrachtung von Michael Myers doch eher harmloser Mordreihe bringt mich zu einem weiteren Punkt: Ist Halloween überhaupt ein richtiger Horrorfilm? Die Antwort auf diese Frage hängt natürlich stark davon ab, wie man Horror definiert. Horror zielt oft darauf ab, dass man sich vor etwas gruseln, erschrecken oder ekeln soll. Wie eben bereits ausgeführt sind Michaels Morde nicht gerade eklig und auch die typischen Jump Scares gibt es nicht wirklich zu sehen. Bleibt der Aspekt der Angst.
Und auch wenn Michael Myers definitiv keine nette Begleitung ist, so würde ich das Gefühl beim Gucken des Films nicht als Angst bezeichnen. Der Film ist sehr atmosphärisch, keine Frage. Aber für mich kam das Gefühl immer mehr der Spannung eines guten Thrillers gleich als tatsächlicher Angst. Vielleicht liegt es an Laurie Strode, die trotz ihres jungen Alters eine gewisse Souveränität ausstrahlt und das Katz-und-Maus-Spiel so nicht zu einer ausweglosen Jagd wird. Vielleicht findet man sowas über 45 Jahre nach Erscheinen des Films auch einfach nicht mehr gruselig. Unabhängig davon ist und bleibt Halloween ein absoluter Klassiker, der auch nach all den Jahren noch überzeugt und in seinen Bann zieht.
Was haltet ihr von dem Film? Teilt uns gerne in den Kommentaren eure Meinung mit und lasst uns wissen, ob ihr zustimmt oder ich keine Ahnung habe, wovon ich rede. In jedem Fall bleibt nur noch eines zu sagen: Happy Halloween!