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Last Night in Soho

Kritik zum Kinohighlight 2021

Wenn ein neuer Film von Regisseur Edgar Wright angekündigt wird, ist das für Kinokenner stets ein Moment zum aufhorchen! Nahezu jeder Film des britischen Filmemachers ist zwar eine absolute Perle – zu großen Massenphänomenen werden seine Regiearbeiten aber leider in den seltensten Fällen. Auch sein neuster Streich, Last Night in Soho, wird bei Filmfans wieder größtenteils hervorragend abschneiden, für die breite Masse dürfte dieser wilde Genremix jedoch zu unkonventionell sein. Worum es in Last Night in Soho geht und warum der Film nur schwer in gängige Genreschubladen zu packen ist, verraten wir in unserer Kritik.

 

Die Story von Last Night in Soho

Last Night in Soho handelt von der Modestudentin Eloise, die vom Dorf in die Großstadt zieht, um dort die Uni zu besuchen. In ihrem Studentenwohnheim fühlt sie sich jedoch nicht wirklich wohl und zieht in eine kleine Dachwohnung im namensgebenden Stadtbezirk Soho. Die einzige “Mitbewohnerin” in dem großen Haus ist die schrullige Vermieterin Miss Collins, die Eloise strenge Regeln auferlegt.

In der Uni ist sie die Außenseiterin, ein Nebenjob muss her und auch London an sich schüchtert Eloise eher ein – kurzgesagt: Es könnte besser laufen. Eines Nachts erlebt die junge Studentin jedoch einen extrem lebhaften Traum, der ihr Leben auf den Kopf stellt. In ihrem Traum ist Eloise als blonde aufstrebende und sehr verführerische Sängerin Sandy unterwegs, die im Soho der 60er-Jahre den Ruhm sucht. Eloise nimmt nicht nur Mode-Inspirationen für ihr Studium aus den Träumen mit, sondern ist mehr und mehr von Sandy fasziniert – bis sie eines Nachts den Mord an Sandy miterleben muss und versucht, im heutigen London den Mörder zu finden. Als wäre das nicht nervenaufreibend genug, wird Eloise immer regelmäßiger von den Geistern der Vergangenheit terrorisiert, die nur dann Ruhe geben, wenn sie den Täter überführen und Sandys Geheimnis lüften kann.

 

Unsere Kritik zu Last Night in Soho

Vielleich merkt ihr es schon an der Story-Zusammenfassung: in EIN Genre lässt sich Last Night in Soho nicht stecken. Im Prinzip handelt es sich um einen Teeniemysteriehorrorkrimimusikthriller – oder so ähnlich. Jedes erwähnte Genre wird dabei wohl überlegt eingebunden, sodass eine wundervolle Mischung entsteht, die an keiner Stelle zwickt, um einmal beim Modethema des Films zu bleiben. Durch den wilden Mix bleibt Last Night in Soho stets frisch und überraschend, hat aber gleichzeitig das Problem, gleichzeitig alles und nichts zu sein.

Für Krimifans wird vermutlich zu wenig ermittelt, Horrorfans wird der tiefergehende Grusel fehlen und Teeniefilmfans dürfen maximal mit den ersten 20 Minuten ihren Spaß haben. Kurz gesagt: Der Genreauflauf ist Fluch und Segen zugleich. Da hilft es dem Film auch nicht, dass man nach den Trailern wohl eher einen waschechten Horrorstreifen erwartet. Zwar hat der Streifen durchaus gruselige Züge, ist aber bei weitem kein Conjurig oder Halloween.

Welcome to the 60s

In zwei Disziplinen ist Last Night in Soho jedoch über jede Kritik erhaben: Atmosphäre und Soundtrack. Wie wir Zuschauer gemeinsam mit Eloise in das verrauchte London der 60er-Jahre eintauchen, sucht seines Gleichen. Es wirkt fast so, als würden wir selbst träumen. Eloises London ist so, wie man London eben kennt. Modern, groß und irgendwie grau – Sandys London hingegen ist bunt, wild und schillernd. Wir werden in bunte Clubs erfüllt, in denen zu Live-Musik getanzt wird, wir sitzen mit im Publikum, wenn eine Damentanzgruppe ihre Show vorführt – wir erleben aber genauso die dunklen, verachtenden Momente dieser Epoche. LNiS zeigt ganz ungefiltert, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Sandy findet sich schnell in einem Strudel aus Unterdrückung, Sex, Gewalt und Prostitution wieder.

Der Film schafft es dabei, die beiden Seiten der 60er völlig überzeugend darzustellen: die dunkle wie die strahlende Seite. Das geschieht jedoch ohne einen vorwurfsvollen Ton. Die Atmosphäre stimmt also schon einmal und dann gesellt sich noch der Soundtrack dazu, bei dem kein Fuß im Kino stillstehen wird. Schon Wrights letztes Werk, Baby Driver, war ein musikalisches Meisterwerk – Last Night in Soho kommt an die Qualität nicht ganz heran, platziert sich aber weit über dem sonstigen Kinodurchschnitt. Alleine Anya Taylor-Joys gesungene Version vom Petula Clark-Klassiker Downtown hat einen Platz in unserer persönlichen Spotify-Playlist sicher.

Ein schauspielerisches Glanzstück

Die beiden Highlights des Films sind ohne Frage Thomasin McKenzie, die dieses Jahr bereits in OLD zu sehen war, und Anya Taylor-Joy, die den meisten vermutlich aus Splitt und Glass ein Begriff sein dürfte. McKenzie verkörpert in Last Night in Soho die junge Studentin Eloise, während Taylor-Joy als Sandy brilliert. Die beiden Darstellerinnen bilden dabei ein derart gutes Gespann, dass wir Zuschauer stets interessiert sind, wie es den beiden Charakteren geht. Wir leiden mit Eloise, wenn sie von ihren Mitstudentinnen malträtiert wird, gleichzeitig können wir es kaum erwarten, dass sie sich schlafen legt, um Sandys Weg in den 60ern verfolgen zu können. Doch nicht nur die beiden Hauptdarstellerinnen liefern eine gute Leistung ab, auch der restliche Cast kann, mit wenigen Ausnahmen, überzeugen.

Besonders erwähnt sei an dieser Stelle noch Diana Rigg, die die Vermieterin Miss Collins spielt. Für sie war Last Night in Soho der letzte Film, bevor sie 2020 leider in London verstarb. Bekannt wurde die Schauspielerin vor allem durch ihre Arbeit in Mit Schirm, Charme und Melone, sowie als Bond-Girl an der Seite von George Lazenby. Last Night in Soho ist ein eindrucksvolles Finale für ein wirkungsreiches Leben.

Alles schön in Soho?

Tatsächlich führt Last Night in Soho die nahezu makellose Filmografie von Edgar Wright weiter in die richtige Richtung – nach oben! Wrights neustes Werk ist ein bunter Trip in die Vergangenheit, der bei aller Mystik und Dramatik auch nicht davor scheut, wichtige Themen der heutigen Zeit anzureißen. Dass Eloise als junge Frau in London stets den Blicken fremder, älterer Männer ausgesetzt ist, wird schon zu Beginn klar. Ihr Taxifahrer bedrängt sie so sehr, dass sie ihm nicht sagen will, wo er sie genau absetzen soll. Die Rolle der Frau ist durchweg ein großes Thema in Last Night in Soho und das gleich aus zweierlei Sicht: in den 60ern und heute. Am Ende wird der Sexismus von damals vielleicht nicht mehr so plakativ auf der Bühne ausgelebt, verschwunden ist er aber noch lange nicht!

Last Night in Soho verdeutlicht dieses Problem verdammt gut und ist am Ende eben nicht nur Krimi, Horrorfilm, Thriller und Drama, sondern ein Werk, das zeigt, dass wir in Sachen Gleichberechtigung, Bekämpfung von Sexismus und Unterdrückung der Geschlechter seit den 60ern noch nicht genug erreicht haben. Doch auch abseits davon ist dieser Film ein absolutes Must-See 2021 im Kino. Optik, Atmosphäre, Cast, Musik und so weiter und so fort – hier stimmt eigentlich alles!

 

Informationen zu Last Night in Soho

  • Originaltitel: Last Night In Soho
  • Laufzeit: ca. 116 Minuten
  • Kinostart: 11. November 2021
  • Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Thomasin McKenzie, Anya Taylor-Joy, Matt Smith

 

Trailer zu Last Night in Soho

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[gp_testimonial_slider effect=”fade” speed=”0″ arrows=”false”][gp_testimonial image=”91196″ headline=”Fazit zu Last Night in Soho” name=”Lukas Hesselmann, Redakteur”]Ich bin ein großer Fan von Edgar Wrights Werken, weshalb ich extrem gespannt auf seine neuste Arbeit war. Am Erscheinungstag saßen jedoch neben mir nur knapp zehn andere Menschen in der 20-Uhr-Vorstellung… Eine Schande, wenn man bedenkt, wie cool Last Night in Soho geworden ist. Die Twists sind cool, die Story fesselt, die Charaktere ziehen mich in ihren Bann und jedes Genre, das hier verbaut wurde, ist genau richtig portioniert. Egal ob Keine Zeit zu sterben, Dune oder wie die Blockbuster dieses Jahr heißen – bisher ist Last Night in Soho mein absolutes Kinohighlight 2021. [/gp_testimonial][/gp_testimonial_slider]

 

Wilder Genremix aus Krimi, Thriller, Horrorfilm und Teeniedrama
Spannende Twists
Tolle Optik, tolle Atmosphäre, toller Soundtrack
Diana Riggs letzter Film

Ab in die Filmsammlung?

Wer Lust auf einen spannenden Kinoabend hat, macht mit Last Night in Soho nichts falsch!

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