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One Last Call – Kritik zum psychedelischen Horrortrip

Tobin Bell (Saw) und Lin Shaye (Insidious) dürften allen modernen Horrorfans ein Begriff sein. Die Vorstellung, diese beiden auf ihre eigene Art einzigartigen Horrordarsteller gemeinsam vor der Kamera zu erleben, lässt dem geneigten Gruselfreund das Blut in den Adern gefrieren – im positivsten Sinne! Bell als Foltermeister Jigsaw und Shaye als Medium Elise haben jedoch aufgrund dieser Rollen ein kleines Problem: Sie sind kaum trennbar mit ihnen verbunden. Schaffen es die beiden in ihrem neusten Film One Last Call aus ihren Folter- und Geistergefängnissen auszubrechen oder wird dieser neue Horrorstreifen zu einem müden Abklatsch ihrer bekannten Franchises?

Die Story von One Last Call

Das alte Ehepaar Cranston wird seit Jahren von einer Jugendgruppe in ihrer Heimatstadt terrorisiert. Die Kids werfen der alten Dame des Hauses vor, eine Hexe zu sein. Außerdem wird ihr der Tod eines kleinen Mädchens angerechnet – zurecht? Eines Abends findet die Störung der Teenager jedoch ein jähes Ende. Die vermeintliche Hexe Edith nimmt sich das Leben und gibt in ihrem Abschiedsbrief an, dass der jahrelange Terror der Jugendlichen der Auslöser für ihren Suizid gewesen sei.

Ihr hinterbliebener Ehemann Edward kümmert sich nun darum, dass ihr kurioser letzter Wille in die Tat umgesetzt wird: Die vier Jugendlichen sollen jeweils 100.000 Dollar erben. Doch natürlich hat das Erbe einen kleinen, feinen, aber scheinbar überwindbaren Haken. Nacheinander müssen die Teens nur an ein klingelndes Telefon im Haus der Verstorbenen gehen und dort eine Minute am Hörer bleiben. Schaffen sie das, ist ihnen ihr Anteil am Erbe sicher. Doch wie man es von einem Horrorfilm erwartet, steckt mehr hinter den Anrufen und schon bald sehen sich die Störenfriede in ihrer ganz persönlichen Hölle wieder – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Unsere Kritik zu One Last Call

One Last Call bietet eine wirklich gute Grundlage und kann in allen Bereichen ein bisschen punkten – und genau das ist das Problem. Der Film macht vieles richtig, zieht aber nichts wirklich konsequent durch. Wir erklären euch, was wir damit genau meinen: Beginnen wir mit den beiden größten Stars des Films, Tobin Bell und Lin Shaye. Die beiden funktionieren als alteingesessenes Ehepaar tatsächlich richtig gut. Shaye darf dieses Mal sogar die Seiten wechseln und ist nicht mehr die Geisterjägerin, sondern sucht dieses Mal selbst ihre Opfer heim. Sie schafft es tatsächlich noch am ehesten aus ihrer bekannten Rolle des Mediums auszubrechen.

Bei Tobin Bell sieht das schon anders aus. Wie schon in Saw verliert er auch in diesem Streifen etwas, was ihm sehr wichtig ist – seine geliebte Ehefrau. Daraufhin lädt er die Kids in sein Haus ein, weil es seine Frau so sehr liebte “Spiele zu spielen”. Kein Scherz, dieser Satz kommt tatsächlich über die Lippen seiner Filmfigur. Es wirkt fast schon wie ein Verweis auf die eigene Kultfigur, dass Bell hier diesen Spruch ablassen darf – ist der doch die Quintessenz der Saw-Reihe. Sein gesamtes Auftreten wirkt in One Last Call wie seine Leistung als Jigsaw. Da ist es auch wenig hilfreich, dass seine deutsche Synchronstimme die gleiche ist, wie wir sie auch aus Saw kennen und vermutlich lieben. Bell schafft den Sprung weg von seiner Rolle also nicht, wird das aber fairerweise vermutlich auch nie mehr schaffen. Zu sehr ist er den Fans als fallenstellender Killer ins Hirn gebrannt.

Optik, Sound und Ambiente

Wenn wir über One Last Call sprechen, müssen wir auch über den Sound sprechen, denn der ist (zu großen Teilen) wirklich famos. Und hier sind wir gleich bei unserer früheren These: Der Film fängt vieles gut an, zieht aber nur wenig konsequent durch. Da der Film in den 80er-Jahren spielt, ist der Beginn des Films von coolen und atmosphärischen Synthie-Sounds geprägt. Wobei “geprägt” hier ein wenig übertrieben ist, die Klänge dudeln eher im Hintergrund. Warum? Die Musik passt so gut in die Szenerie und hätten dem Film tatsächlich etwas eigenes geboten. Später, wenn es etwas gruseliger wird, bekommen wir passende und wohl ausgesuchte orchestrale Stücke zu hören – aber auch nur bis zu dem Punkt, an dem wir wieder den generischen Horrorteppich auf die Ohren bekommen. Hier hätte den Machern ein bisschen Mut zu etwas Eigenem sehr gut gestanden. So wie der Film jetzt klingt, unterscheidet er sich kaum von der Konkurrenz. Zudem ist der Sound auf der deutschen Blu-ray-Soundspur teilweise sehr merkwürdig abgemischt.

Die Optik lässt hingegen kaum Wünsche offen. Die albtraumhaften Höllensequenzen, die die Protagonisten und Zuschauer gemeinsam durchleiden, wirken in ihren besten Momenten wie dreckige Drogentrips durch die Hölle. Normalerweise nicht so schön, in einem Horrorfilm optimal. Einzig die Ausstattung und das Setdesign wirken manchmal ein wenig billig. Das fällt aber wirklich nur an wenigen Stellen störend auf.

Grusel oder Gäääähn?

Nun zur wichtigsten Frage bei einem Horrorfilm: Ist er gruselig? Wer unsere, im speziellen meine Kritiken kennt, der weiß, dass ich kein großer Fan von Jump-Scares bin und stattdessen viel Wert auf Atmosphäre lege. The Vigil war hier zuletzt ein Vertreter, der am Ende dann in eben diese Falle tappte. One Last Call gelingt die Balance zwischen Atmosphäre und billigen Schockern tatsächlich ausgesprochen gut. In den Albtraumsequenzen kommt sogar eine Art Terror auf, die das Blut noch einmal ganz anders in Wallung bringt. Wenige Jump-Scares und eine gruselige Grundstimmung wirken erstaunlich gut.

Abschließend noch ein paar Worte zur Handlung: Die Idee von One Last Call ist tatsächlich erfrischend und wirkt lange mysteriös und fesselnd. Die finale Auflösung ist dann leider nicht mehr ganz so gelungen und das Ende deutet schon darauf hin, dass uns eventuell eine Fortsetzung erwarten KÖNNTE. Wir glauben nicht, dass es dazu kommt, doch zumindest wollen sich die Macher hier eine Möglichkeit offenhalten. Wirkliche Twists oder Überraschungen gibt es nicht, hier sollte man also nichts erwarten. Alles in allem ist One Last Call ein wirklich solider Horrorfilm, der das Rad zwar nicht grundlegend neu erfindet, aber dennoch seine Momente hat. Wie so oft lassen die Macher aber leider viel Potenzial liegen und gehen zu oft lieber auf Nummer sicher, als wirklich neue Wege zu gehen.

Informationen zu One Last Call

  • Originaltitel: The Call
  • Laufzeit: ca. 97 Minuten
  • Heimkinostart: 03. Juni 2021 (digital), 21. Juni 2021 (DVD und Blu-ray)
  • Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Tobin Bell, Lin Shaye, Chester Rushing

Extras auf der Blu-ray:

  • Trailer

Trailer zu One Last Call

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Fazit:

Gute Mischung aus Jump-Scares und Atmosphäre
Grundsolide, viele Chancen bleiben jedoch ungenutzt
Kaum Twists oder Überraschungen
Lin Shaye überzeugt als rachsüchtige Oma
[testimonial_slider arrows=”false”][testimonial image_url=”91196″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Lukas Hesselmann, Redakteur”]
“Ich habe wenig von One Last Call erwartet und wurde dementsprechend nicht enttäuscht, sondern eher noch positiv überrascht. Tatsächlich hat mir der Telefonhorror gut gefallen, vermutlich auch, weil ich ein großer Fan von Tobin Bell bin. Der kann hier leider nicht aus seinem Saw-Gewand schlüpfen, sodass ich hinter jeder Ecke plötzlich eine Bärenfalle erwartet habe – die dann natürlich nicht auftauchte. Alles in allem ist One Last Call ein besserer Vertreter seiner Art.”
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Ab in die Filmsammlung?

Es gibt sicherlich bessere Horrorfilme als One Last Call – aber auch viele weitaus schlechtere. Der Film verdient auf jeden Fall eine Chance.

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