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Kritik: Terrifier 2

Der härteste Film des Jahres?

Mittlerweile scheint es im Trend zu liegen, dass jeder neue Horrorfilm “der krasseste und schlimmste Film überhaupt” ist. Zuletzt war es Smile – Siehst du es auch?, der im Internet als gruseligster Horrorfilm der letzten Jahre verschrien wurde – am Ende aber doch etwas lahm war. Vor Smile gab es Anfang des Jahres aber schon einen großen Internetaufschrei um den taiwanesischen Splatterfilm The Sadness, der als brutalster Film der letzten Zeit gefeiert wurde. Zumindest bis jetzt, denn seit Wochen häufen sich Berichte über Terrifier 2. Dieser Film soll so furchtbar sein, dass sich Zuschauende in den USA reihenweise übergeben oder den Kinosaal verlassen mussten. Sehr zur Überraschung vieler Kinogänger hierzulande läuft Terrifier 2 aktuell tatsächlich für kurze Zeit ungeschnitten in den hiesigen Lichtspielhäusern. Wir haben den Besuch bei Art dem Clown gewagt und verraten euch, was an den Schreckensberichten aus den Staaten dran ist – oder ob es am Ende plumpe PR ist.

Die Story von Terrifier 2

Die Geschichte von Terrifier 2 knüpft – wenig überraschend – an das Ende vom ersten Terrifier an. Der bösartige stumme Clown Art ist nach seinem Massaker aus dem ersten Teil spurlos verschwunden. Nach seinem Verschwinden wurde er zu einem echten Mysterium und Phänomen gepusht, das wie Michael Myers in Halloween, für Angst und Schrecken sorgt. Am Halloween-Abend (zwinker, zwinker) ein Jahr nach seinem Blutbad, kehrt Art zurück und macht Jagd auf alles, was bei drei nicht auf dem Baum sitzt. Sein Hauptziel ist jedoch die Schülerin Sienna, die irgendeine Verbindung zu Art zu haben scheint. Und so mordet sich der Clown durch die Stadt, um am Ende seiner neuen Endgegnerin Sienna gegenüberzustehen. Hilfe bekommt er dabei jedoch von einem unheimlichen Geister-Clown-Mädchen, das nur Art, Sienna und ihr Bruder sehen können. Schafft es Sienna, Art zu besiegen oder erwartet uns schon bald Terrifier 3?

Unsere Kritik zu Terrifier 2

Wir wollen ehrlich sein: Die Storyzusammenfassung hätten wir uns auch sparen können. Schon der erste Terrifier, der eigentlich eher als Nischen-Splatter mit kleinem Kultstatus in der Horrorszene gilt, hatte keine wirkliche Story. Die Geschichte vom ersten Teil, der aber eigentlich schon der zweite Teil nach Arts Kurzfilm in All Hallows Eve ist, passte auf einen Bierdeckel. Zwei junge Frauen gehen an Halloween nach Hause und werden von Art dem Clown umgebracht, Abspann, Applaus, Ende. In Teil zwei bemühen sich die Macher jetzt zumindest ein bisschen, die über zwei Stunden (!!!) Laufzeit mit einer groben Rahmenhandlung zu füllen. Dass fast zweieinhalb Stunden für solch eine Art Film viel zu lang sind, müssen wir an dieser Stelle wohl kaum erwähnen. Dazu kommt noch, dass die Handlung so unfassbar dünn ist. Ja, Sienna hat über ihren verstorbenen Vater irgendeine Beziehung zu Art und scheint die einzige zu sein, die ihn besiegen kann. Warum das aber so ist und was das alles überhaupt soll, wird nie aufgeklärt. Die Macher tun immer so, als würden sie auf etwas unfassbar Spannendes hinarbeiten, schaffen das aber eigentlich nie. Stattdessen bilden die Storyfetzen nur einen losen Faden, um von Splatter-Szene zu Splatter-Szene zu führen. Gerade das unfassbar langatmige und nicht enden wollende Finale ist dann eine echte Kraftprobe. Sitzen bleiben lohnt sich übrigens: Terrifier 2 hat eine Post-Credit-Scene, die aber auch viel zu lang ist.

Nichts für schwache Nerven

Die Frage aller Frage zu Terrifier 2: Ist er so furchtbar, wie es die Berichte versprechen? Ja und nein. Natürlich ist Terrifier 2 ein absolut grausamer und unfassbar brutaler Film. Mit dem aktuellen Erfolg hätte wahrscheinlich niemand gerechnet, da derartige Filme eigentlich ja eher ein Nischenpublikum ansprechen. Doch anscheinend scheint der Online-Hype seine Wirkung zu entfalten, denn die Menschen schauen sich den Film scharenweise an. Und hier liegt der Trick: Zuschauer, die vom vermeintlich schlimmsten Film der letzten Jahre hören, wollen natürlich wissen, was dahintersteckt. Ist man derartige Splatter-Einlagen aus dem (sorry für den Begriff) Mainstreamkino nicht gewohnt, schockt Terrifier 2 natürlich. Wie bereits erwähnt, selbst beinharte Horrorkenner waren teils überrascht, dass dieser Film ungeschnitten in den deutschen Kinos laufen wird. Die reguläre Heimkinoveröffentlichung wird hierzulande im Übrigen nur geschnitten erscheinen. Wer also keine 40€+ für eine Collectors-Ausgabe des Films ausgeben will, aber trotzdem den ungeschnittenen Streifen ansehen möchte, sollte schnell ins Kino gehen.
Zurück zur Brutalität: Wer derartige Bilder nicht gewohnt ist, wird vermutlich mehr als schockiert sein, Terrifier 2 ist schon eine Grenzerfahrung. Wie man damit umgeht, ist natürlich eine rein subjektive Sache. Daher ein subjektiver Einschub: Für mich als Kritikschreiber war The Sadness weitaus schwerer zu ertragen als Terrifier 2. Warum?

Darum!

Terrifier 2 ist ein absolut überzogener und dennoch teils lustiger Funsplatter, so wie Braindead, Toxic Avenger oder Tucker & Dale vs. Evil. The Sadness hingegen wirkt weitaus realistischer und nahbarer, da hier kein Psychoclown rummordet, sondern im Prinzip jeder normale Mensch, der vom Virus, um den es im Film geht, befallen ist. Vom rein visuellen und grafischen mag Terrifier 2 sogar eine Ecke härter und expliziter sein, doch durch seine fast schon comichafte Übertreibung setzt der Schockeffekt nur teilweise ein. Apropos Psychoclown: Art ist, wie schon im ersten Teil, das absolute Highlight an den Terrifier-Filmen. Anders als Pennywise aus ES spricht Art nicht und ist tatsächlich noch einmal drei Ecken fieser. Art hat Spaß daran, seine Opfer zu verletzten und zu malträtieren. Und da das Publikum natürlich geschockt werden soll, hält die Kamera hier drauf und überlässt kaum etwas der Vorstellungskraft. Da wird zerstückelt, zerschnitten, Brustkörbe zertrümmert, Augen entfernt, Arme ausgerissen und so weiter und so fort. Durch kleine Gesten, ein kleines Augenzwinkern oder das dauerhafte böse Grinsen schaffen es die Macher, mit Art eine wirkliche, zugleich furchteinflößende und lustige Kreatur abzubilden. Hier hat man wirklich alles richtig gemacht! Auch ein großes Lob an David Howard Thornton, der unter der Maske des Clowns steckt. Art wird Kult, das sei gesagt!

Es geht doch

Auch wenn die Story wirklich absoluter Müll ist, hat Terrifier 2 einige Gebiete, auf denen er überzeugen kann. Art haben wir bereits genannt, deswegen bleiben wir bei den Figuren: Auch wenn Siennas Verbindung zum Clown nie aufgeklärt wird und eigentlich alle Storyenden zu ihr offen bleiben, leistet ihre Darstellerin Lauren LaVera einen echt guten Job. Ihr nimmt man sowohl die angsterfüllte Gejagte, als auch die zurückschlagende Amazone gegen Ende des Films ab. Neben David Howard Thornton ist LaVera also ein Highlight des Films. Die restliche Darstellerriege ist zumindest solide, kann aber auch einfach nicht zeigen, was sie draufhat, wenn es das Drehbuch nicht hergibt. Zwei Sachen sind jedoch absolut spitze: Die praktischen Effekte sowie der Soundtrack.
Schaut man heutzutage einen Horrorfilm mit Splatter-Einlagen sind die Effekte meist am Computer erstellt. Nicht bei Terrifier 2. Hier leisten die praktischen Effekte wirklich alle Arbeit. Alles sieht eklig, schleimig aus. Gerade eine Szene in der Mitte des Films ist wirklich abstoßend – aber ehrlich gesagt erwartet man das ja, wenn man in so einen Streifen geht. Der Soundtrack besteht in den besten Momenten aus extrem coolen 80er-Synthie-Beats, die zwar thematisch nur wenig mit dem Filminhalt zu tun haben, aber trotzdem irgendwie passen.

Art oder Trash?

Da ist er nun also. Der vermeintlich härteste Film des Jahres. Ob Terrifier 2 ein Film für euch ist, müsst ihr selbst entscheiden. Wenn ihr eine Mutprobe sucht oder Splatter-Fans seiht, ist eine Besuch bei Art sicherlich eine gute Wahl. Wenn ihr aber nur Gelegenheits-Horrorgucker seid, dürfte Terrifier 2 einen Kulturschock darstellen. Drastische Gewalt, keine Zurückhaltung und kranke Bilder sind wirklich nur was für hartgesottene Fans. Daher wird der Film für einige sicherlich der härteste Film des Jahres sein. Nüchtern betrachtet ist Arts zweiter Solofilm ein Low-Budget-Splatter-Streifen, der vor allem mit guten Effekten, guten Darstellern und einem starken Soundtrack punkten kann. Die Story dient maximal als loser roter Faden, bietet aber kaum Wendungen oder Überraschungen. Nach dem unfassbar enttäuschenden Halloween Ends ist Terrifier 2 aber zumindest der beste Slasher der zweiten Jahreshälfte 2022. Und das hätte man vor Kinostart wohl kaum erwartet.

Informationen zu Terrifier 2

  • Originaltitel: Damien Leone’s Terrifier 2
  • Laufzeit: ca. 138 Minuten
  • Kinostart: 08. Dezember 2022
  • Altersfreigabe (FSK): ab 18 Jahren freigegeben
  • Besetzung: David Howard Thornton, Lauren LaVera, Elliott Fullam

 

Trailer zu Terrifier 2

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[gp_testimonial_slider effect=”fade” speed=”0″ arrows=”false”][gp_testimonial image=”91196″ headline=”Fazit zu Terrifier 2″ name=”Lukas Hesselmann, Redakteur”]Nach dem Gucken des ersten Teils war ich von Terrifier 2 dann doch überrascht. Anders als im Vorgänger hat der Film ja eine richtige Handlung. Die ist zwar Mist, aber immerhin springen wir jetzt nicht mehr von Mord zu Mord. Dass die Berichte aus den USA über kotzende Zuschauer:innen vermutlich Quatsch sein dürften, geschenkt. Wer auf solche PR-Märchen noch reinfällt, ist irgendwie selbst Schuld. Tatsächlich ist Terrifier 2 aber ein wirklich harter Film, den man so im Kino nur selten sieht. Mir tun die Zuschauenden ein bisschen leid, die vorher nicht wissen, was sie da erwartet. Seid gewarnt! [/gp_testimonial][/gp_testimonial_slider]
Härtester Film des Jahres? Jein
Handgemachter Low-Budget-Splatter
Art der Clown ist jetzt schon Horrorkult
Story passt auf einen halben Bierdeckel

Ab ins Kino?

Splatterfans und Zuschauende auf der Suche nach einer Mutprobe sollten den Kinobesuch wagen. Aber seid schnell: Terrifier 2 läuft nur kurz in ausgewählten Kinos!

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