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Antebellum – Kritik zum Rassismus-Horror

Zum Abschluss des Jahres 2020 brach noch einmal eine ganze Flut an Heimkinoreleases auf uns herein. Vieles davon war ziemlicher Mist – vor allem dank Bruce Willis, der mit Trauma Center und Survive the Night kaum zu überzeugen wusste. Doch mit Bloodline oder Guns Akimbo gab es auch kleine Lichtblicke. Antebellum hat nun zwei Möglichkeiten: Wird der Rassismus-Horror ein weiterer Flop wie die Willis-Streifen oder mausert sich der höchstaktuelle Streifen zu einem Must-See 2020? Wir klären es in unserer Kritik:

Die Story von Antebellum

Normalerweise geben wir euch an dieser Stelle – die Überschrift deutet es schon an – eine Zusammenfassung der Filmstory. Da die aber im Falle von Antebellum einige Überraschungen zu bieten hat, die wir nicht spoilern wollen, halten wir es an dieser Stelle etwas kürzer. Im Kritik-Teil müssen wir dann jedoch auf einige Aspekte mit Spoilern eingehen. Ihr seid also gewarnt. Antebellum erzählt die Story der schwarzen Sklavin Eden, die auf einer Baumwollplantage in den USA arbeitet. Geführt wird die Farm von weißen Soldaten der Konföderierten. Wir erleben, wie unmenschlich die Sklaven behandelt werden, wie sie geschlagen und getötet werden. Nach einer längeren Passage auf eben dieser Farm gibt es einen Zeitsprung – und die eigentliche Story beginnt. Wer den Hintergrund dieses Zeitsprungs selbst erleben möchte, springt direkt zum Fazit, für alle anderen geht es weiter zur Kritik zu Antebellum.

Unsere Kritik zu Antebellum

Wie so viele Filme 2020 sollte Antebellum eigentlich im April 2020 in den Kinos laufen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Streifen dann jedoch erst verschoben und nun digital und auf DVD/Blu-ray veröffentlicht. Wäre der Film wie geplant im April angelaufen, wäre er wohl (un)freiwillig zu einem absoluten Protestfilm geworden. In Antebellum werden genau die Themen angesprochen, die wir 2020 auf der ganzen Welt erlebt haben: Rassismus, Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung, Ausbeutung und der heutige Umgang mit Konföderiertenstatuen in den USA. Gerade der Name Robert E. Lee taucht vergangenes Jahr häufig in der Presse auf – einer Statue von ihm wird in Antebellum eine besondere Beispielwirkung zuteil.

Und heute?

Das mag nun ein wenig zynisch klingen, aber lasst es uns erklären: Der Social-Media-“Hype” um Black Lives Matter scheint aktuell ein wenig abgeklungen zu sein. Damit wollen wir nicht sagen, dass das Thema unwichtig und vom Tisch ist, im Gegenteil! Doch die Zeiten in denen zig tausende Online-User gedacht haben, sie stehen gegen Rassismus ein, indem sie ein schwarzes Viereck posten sind vorbei. Die Aufmerksamkeit liegt traurigerweise bereits woanders, obwohl die Kämpfe längst nicht vorbei sind. Antebellum hat jedoch die Kraft, wachzurütteln (wieder einmal). Die Bilder, die wir hier zu sehen bekommen, sind nur schwer zu ertragen. Sie sind nicht unbedingt explizit und extrem blutig, doch sie sind unangenehm. Sklaven auf Baumwollfeldern zu sehen, die Misshandlung durch weiße Soldaten – das tut weh. Das ist schwer und gerade deswegen muss es sein.

Horror – naja…

Auf einer soziokulturellen Ebene ist Antebellum also klar eine Empfehlung wert. Wie sieht es jedoch von der filmischen Seite her aus? Hier schränkt sich unsere Entscheidung klar ein. Antebellum wird klar als Horrorfilm vermarktet, sogar mit dem Zusatz, er sei von den Machern von Wir und Get Out. Dass hiermit nur die Produzenten gemeint sind und Regisseur Jordan Pelee rein gar nichts mit dem Film zu tun hat – geschenkt. Das stempeln wir einfach als gemeinen Marketingtrick ab. Tatsächlich erinnern die Bilder aber häufig an Wir und vor allem an den grandiosen Get Out. Doch die Klasse der beiden Filme erreicht Antebellum nie. Wirklich gruselig ist der Film leider einfach nicht. Der Horror entfaltet sich maximal dadurch (und jetzt spoilern wir), dass der vermeintliche Rückblick vom Anfang des Filmes gar kein Rückblick in die Zeit der Konföderierten ist. Stattdessen spielt ein wahnsinniger Politiker in einem alten Museum General und entführt dafür schwarze Bürger, die er dann als Sklaven missbraucht. Ist dieser Twist jedoch einmal verarbeitet, verpufft der ganze Horror sehr schnell. Dennoch wird auch hier der herrschende Rassismus deutlich. Eden, oder Veronica, wie die Dame wirklich heißt, ist eine erfolgreiche Aktivistin, die ein hohes Ansehen genießt. Dennoch wird sie ungerecht behandelt, bekommt im Restaurant den schlechtesten Platz, usw. Unangenehme Situationen, die jedoch leider nicht unüblich sein dürften…

Optik und Sound von Antebellum

Auf der darstellerischen Ebene gibt es nur wenig zu meckern. Die Optik punktet mit gestochen scharfen Bildern und tollen Kamerafahrten. Auch soundtechnisch gibt es nichts einzuwenden. Die düsteren Soundteppiche passen zu bedrückenden Atmosphäre und geben dem Zuschauer ständig das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Auch die Darsteller liefern durch die Bank weg eine solide Leistung. Vor allem Janelle Monáe sticht hier positiv hervor. Ihr Spiel mit der Mimik gehört definitiv zu den Highlights des Films, auch wenn hier die Mimik-Meisterklasse des Casts von Wir nicht erreicht werden kann.

Unterm Strich

Alles in allem ist Antebellum ein sehenswerter Film mit einem großen Aber. Möchte man den Film als Horrorfilm im klassischen Sinne schauen, dürfte man schnell enttäuscht sein. Der eigentliche Horror entsteht durch die Grausamkeiten der Sklaverei, der Unterdrückung und der Misshandlung der Sklaven auf der Plantage. Daher sollte man den Film unbedingt gesehen haben, um zu verstehen, wieso Gleichheit, Fairness und Menschlichkeit so hohe und wichtige Güter darstellen. Die Passagen in der aktuellen Zeit in Antebellum zeigen außerdem, warum der Kampf gegen Rassismus noch lange nicht gewonnen ist und warum Bewegungen wie Black Lives Matter wichtig sind und gebraucht werden. Streifen, wie die bereits erwähnten Wir und Get Out, schaffen es, einen vielschichtigen Horror zu bieten und gleichzeitig Probleme anzusprechen. Antebellum geht hier ein wenig zu plump zur Sache. Das wichtige Thema Rassismus wird mit dem Holzhammer in die Köpfe der Zuschauer gehämmert, wobei jedoch der Film als funktionierender Horrorfilm auf der Strecke bleibt.

Informationen zu Antebellum

  • Originaltitel: Antebellum
  • Laufzeit: ca. 105 Minuten
  • Heimkinostart: 18. Dezember 2020
  • Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Janelle Monáe, Eric Lange, Jena Malone

Extras auf der Blu-ray:

  • Making Of, Hintergrundinterviews

Trailer zu Antebellum

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Fazit:

Horrorfilm, aber nicht im klassischen Sinne
Rassismus, Sklaverei und Gleichberechtigung sind wichtige Pfeiler
Sehenswert, um zu verstehen, wieso Gleichheit so wichtig ist
Aus HORRORfilmsicht eher ein mäßiges Erlebnis
[testimonial_slider arrows=”false”][testimonial image_url=”91196″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Lukas Hesselmann, Redakteur”]
“Als Zuschauer hatte ich beim Schauen von Antebellum einige Male einen Kloß im Hals. Das was hier zu sehen ist, ist schon wirklich hart – aber leider Realität. Aus der Sicht eines Horrorfilmfans bin ich aber enttäuscht. Wirklichen Grusel, im klassischen Sinne, erlebt man hier selten. Dafür ist die Prämisse eines durchgedrehten Politikers, der Sklaventreiber spielt, einfach zu schnell durch und zu flach erzählt.”
[/testimonial][/testimonial_slider]

Ab in die Filmsammlung?

Auf jeden Fall: Antebellum ist für die Aufarbeitung von Rassismus und Ungleichheit ein wichtiger Film. Als Horrorfilm taugt er jedoch kaum etwas.

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