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Perception – Test zu dem Blinden-Horrortrip

Der pure Horror. Durch die Augen vieler Videospielcharaktere haben wir ihn bereits miterlebt. Hin und wieder wagen sich Entwickler jedoch auch an die Frage, was wäre, wenn wir ihn nicht einmal kommen sehen könnten. The Deep End Games wollen genau dies mit ihrem neuen Spiel Perception tun. Ob Perception ein überzeugender Horror-Thriller ist oder ob wir wortwörtlich nur im Dunkeln tappen, das erfahrt ihr in diesem Test!

 

Den Alpträumen auf der Spur

Wir schlüpfen also in die Haut der Blinden Cassie. Viele Informationen werden uns zu Beginn noch nicht um die Ohren gehauen. Lediglich die Tatsache, dass Cassie von schrecklichen Albträumen geplagt wird und davon überzeugt ist, dass sie ihre Antworten nur in einem geheimnisumwitterten Haus finden wird, treiben uns bei schwerem Schneesturm durch die Tür. Weitere Informationen erhalten wir nur nach und nach, indem wir das Haus erkunden. So erfahren wir über Audiofiles und Erinnerungsstücke mehr und mehr über die Tragödien, die sich im Laufe der Jahrhunderte in diesem Anwesen abgespielt hatten. Die gesamte Geschichte ist in vier Kapitel unterteilt, jedes davon spielt in einer anderen Epoche der Weltgeschichte. Erreichen wir zu Beginn des Spiels noch das Haus in der Gegenwart, reisen wir später sogar bis in die Zeit der Hexenverfolgungen zurück. So bleiben wir zwar immer in ein und demselben Haus, als Setting nutzt es sich jedoch nie ab. Bei allen Albträumen und Geschichten rund um das Haus spielen aber immer bestimmte Gegenstände eine entscheidende Rolle. Cassie träumt z.B. immer von einem Seil, einem Apfel oder einer Axt und muss herausfinden, was es mit genau diesen Gegenständen auf sich hat, um dem Griff des Hauses zu entgehen. Begleitet werden wir bei unseren Erkundungstouren immer von Cassies Kommentaren, ob innerem oder äußerem Monolog. Dies kann zwar ausgeschaltet werden, aber da ihr Charakter gut gezeichnet ist und dank der gelungenen Synchronisation, kommt Cassie sehr sympathisch rüber und lockert die düstere Stimmung entweder etwas auf oder unterstreicht sie mit ihren Gefühlsausbrüchen sehr. Auch die Nebenfiguren Serge und Nick bringen bei Telefonaten mit ihren lustigen Kommentaren etwas Leben in die Bude. Die tragischen Ereignisse im Inneren des Anwesens, sowie Cassies eigenes Schicksal sind durchaus sehr dramatisch und vor allem gefühlvoll, kränkeln jedoch leider an der Erzählweise. Diese ist nicht sehr konsequent, in Teilen sogar etwas verwirrend, da vor allem besagte Audiofiles und Erinnerungsstücke unter Garantie nicht in der richtigen Reihenfolge gefunden werden. Die Spannungskurve leidet vor allem unter den langen Ruhephasen. Zwar werden die von einigen clever gesetzten Schockmomenten abgelöst, ziehen sich in der Gesamtheit aber doch leider ziemlich hin.

Die dunklen Ecken des Anwesens warten darauf, erkundet zu werden.

 

Das Böse in den Schatten

Wie schon gesagt ist die Protagonistin Cassie blind. Das macht sich besonders in Bezug auf Optik und Gameplay bemerkbar. So kann Cassie verständlicherweise die Umgebung nicht mit den Augen wahrnehmen, sondern muss sich auf ihr Gehör verlassen. Schritte, das Benutzen von Gegenständen und akustische Objekte wie z.B. Radios machen es uns nämlich möglich, zu „sehen“, wo sich Objekte befinden, indem diese in eine Art blau-schwarz-weißes Licht getaucht werden, wodurch wir ein spärliches Sichtfeld erzeugen. Anfänglich wirkt diese bläuliche Umgebung noch sehr interessant und innovativ, mit der Zeit nutzt sich diese Monotonie jedoch optisch leider sehr ab und wird langweilig. Besagtes Sichtfeld hält zudem auch nur sehr kurzzeitig vor, also nutzen wir die meiste Zeit unser wichtigstes Utensil, den Blindenstock. Indem wir mit diesem auf den Boden schlagen, können wir durch eine Art Echolot ein vergleichsweise großes und lang anhaltendes Sichtfeld erzeugen. Aber auch andere Aspekte als die veränderte Sicht oder das Echolot unterstreichen Cassies Blindheit sehr überzeugend. So können wir natürlich keine Schriftstücke lesen, sondern scannen sie mithilfe der Delphi-App auf Cassies Smartphone und lassen es uns per Text-zu-Sprache einfach vorlesen. Bilder und Ähnliches lassen wir uns hingegen von Nick erklären, indem wir sie ihm per Smartphone schicken. Mit dem Blindenstock findet sich aber auch schon das erste spielerische Problem. Der Blindenstock kann praktisch unbegrenzt eingesetzt werden, was die interessante Umsetzung von Cassies Blindheit stark aushebelt. Das haben die Entwickler natürlich schnell gemerkt und dementsprechend eine besondere Art der Bestrafung für eine derartige Überbenutzung eingeführt. Die düstere und tödliche „Präsenz“, welche sich des Hauses bemächtigt hat, ist keineswegs nur ein bedrohlicher Schatten ohne Funktion. Wird im Anwesen nämlich durch uns zu viel Lärm verursacht (besonders durch den Blindenstock), warnt uns die Umgebung durch immer lauter werdendes Geraschel und Gemurmel vor dem Erscheinen der Präsenz. Ignorieren wir das, färbt sich der Bildschirm rot und eben jene Präsenz macht Jagd auf uns. Dann heißt es Beine in die Hand nehmen und das nächste Versteck aufsuchen sonst bläst uns das geisterhafte Wesen ruckzuck die Lichter aus. Besagte Verstecke finden sich aber überall im Haus in Form von Kisten, Betten oder Leinwänden und bieten uns sofortigen und effektiven Schutz. Die Präsenz kann uns nämlich nicht wie in Outlast oder Amnesia in den Verstecken aufspüren, sondern verschwindet einfach ganz schnell wieder. Das nimmt dem Wesen leider einiges an Bedrohlichkeit, vor allem da die Verstecke (sofern sie bereits entdeckt und mit dem Blindenstock markiert wurden) in einem strahlenden Grün leuchten. So können wir, auch wenn wir einmal in Panik geraten sollten, immer schnurstracks auf sie zu rennen und uns verstecken. Sollten wir aber doch einmal geschnappt werden, könnte das vor allem ganz schön nerven. Zwar speichert das Spiel regelmäßig, der Rücksetzungspunkt nach dem Ableben scheint aber immer der Eingangsbereich des Anwesens zu sein, weshalb man je nach Todesort eine ganz schön lange Strecke gehen muss. Da lohnt es sich meistens eher ins Hauptmenü zu wechseln und den Spielstand neu zu laden, das spart einiges an Zeit.

 

Positiv:

Innovatives Gameplay und gute Darstellung von Cassies Blindheit durch Echolots und Delphi-App
Strafe in Form von übernatürlichen Feinden für zu häufiges Einsetzen des Echolots
Starke und emotionale Geschichte
Sympathische Protagonistin und Nebenfiguren
Durch Veränderung des Hauses bezüglich der Epochen wird das Herrenhaus nie langweilig

Negativ:

Blaufärbung der Umgebung nutzt sich optisch recht schnell ab
Feinde zu leicht umgehbar, Verstecke sind immer sicherer Hafen
Erzählweise nicht sehr konsequent und leicht verwirrend
[testimonial_slider][testimonial image_url=”57684″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Jonathan Klug, Redakteur”]
“Perception bietet einige sehr interessante Ansätze in Bezug auf die Blindheit der Protagonistin Cassie. Die allumfassende Dunkelheit und die bedrohliche Atmosphäre vertragen sich gut mit dem Blindenstock als einzigem Hilfsmittel zur Sicht. Leider hebeln sich viele der guten Aspekte des Spiels gegenseitig aus oder wurden schlicht nicht weit genug durchdacht. So schwächelt das Spiel vor allem aufgrund seiner teils verwirrenden Erzählweise, der schwachen Spannungskurve und der sich abnutzenden Horroratmosphäre. Trotz alledem sind die Geschichten des Anwesens wirklich packend inszeniert und mit Cassie als sehr sympathischer Protagonistin bereut man es auch nach den ca. 7 Stunden Spielzeit keineswegs, mit ihr den Schritt durch die Haustür gewagt zu haben.”

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Der Vergangenheit auf den Grund gehen?

Trotz kleinerer Schwächen unterhält Perception die gesamte Spielzeit über und überzeugt vor allem durch seine emotionale Geschichte und die drückende Atmosphäre. Für alle, die genau das zu schätzen wissen eine deutliche Kaufempfehlung. Freunde des beinharten Survival-Horrors kommen hier jedoch definitiv nicht auf ihre Kosten.

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