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Kritik: Inside

Gefangen im Luxus-Apartment

Einsam und allein à la Robinson Crusoe, gefangen in einem hochmodernen Gebäude, das eigentlich das Paradies verkörpern soll, doch aufgrund einer Fehlfunktion zu einem hochmodernen Gefängnis wird. Regisseur Vasilis Katsoupis nimmt eine alte und jedem bekannt Szene und zeigt sie in seinem neuen Film Inside in einem ganz neuen Licht. Wir durften uns schon vor Kinostart ein Bild vom dem Thriller-Drama machen und davon, ob das klassische Konzept mit der modernen Welt vereinbar ist. Inside ist ab dem 16. März in den deutschen Kinos zu sehen.

 

Die Story von Inside

In dem Thriller-Drama Inside spielt Willem Defoe den Meisterdieb Nemo, welcher sich mit Hilfe seiner Komplizen Zugang zu einem Luxus-Penthouse mitten in New York verschafft, um dort wertvolle Gemälde zu stehlen. Doch beim Verlassen der Wohnung kommt es zu einem Fehler in der Sicherheitsanlage, wodurch Nemo in dem Luxus-Apartment eingesperrt wird. Aus Angst davor aufzufliegen, brechen die gesichtslosen Hacker, die Nemo eben noch bei seinem Diebstahl über ein Funkgerät geholfen haben, den Kontakt ab. Nun steht Nemo alleine da. Zu allem Überfluss ist der Besitzer der Wohnung auf unbestimmte Zeit verreist, die Wände sind schalldicht und alle Fenster und Türen verriegelt. Aussicht auf Hilfe? Fehlanzeige. Das Luxus-Apartment wird für den Dieb zum Luxus-Gefängnis und der Kampf ums Überleben in einem ungewöhnlichen Setting beginnt.

 

Unsere Kritik zu Inside

Inside greift ein altes Konzept auf und setzt es in einem völlig neuen und modernen Setting um. Ob das funktioniert und Willem Defoe als “gestrandeter” Dieb überzeugt, haben wir uns für euch einmal genauer angeschaut.

Alte Idee, neues Setting

Die Idee vom Mann, der auf einer einsamen Insel gestrandet ist und dort um sein Leben kämpfen muss, ist alt. Was Inside von den anderen Geschichten unterscheidet, ist das Setting. Keine verlassene Insel dient als lebensfeindliche Umgebung, sondern ein Luxus-Apartment mitten in New York. Wieso diese Idee dennoch aufgeht? Weil fast alles in der Wohnung durch Technik gesteuert wird und durch die Fehlermeldung im System ausgefallen ist. Kein Fenster lässt sich öffnen, geschweige denn die Eingangstür. Die Heizung fährt unkontrolliert hoch und runter und selbst die Wasserversorgung an Spülen und der Toilette ist unterbrochen. Einzig der Kühlschrank spielt noch den Song “Macarena”, wenn die Türe zu lange offen gelassen wird und der Fernseher zeigt noch Bilder der Überwachungskameras des Gebäudes. Neben dem Wasser sind auch die Nahrungsmittel knapp, weil der Besitzer für einige Wochen (oder sogar Monate) verreist ist. Die Bedingungen für ein Survival-Drama à la Robinson Crusoe sind also gegeben und es wird gleichzeitig die Kehrseite der modernen Technik aufgezeigt.

Die Umgebung bzw. das Apartment stellt aber nicht nur ein lebensbedrohliches Gefängnis ohne Ausweg dar. Es repräsentiert auch den physischen und psychischen Zustand Nemos. Anfangs noch aufgeräumt und sortiert, verfällt das Apartment und seine Einrichtung mit Fortschreiten des Films immer mehr und zeigt so, wie es im Inneren des Meisterdiebs aussieht. Sein geistiger Zustand nutzt sich zunehmend in der Einsamkeit ab, wie auch seine Umgebung. Einziger Halt gibt ihm in den schweren Zeiten der spärliche Einblick in die Außenwelt über die Überwachungskameras. Doch auch hier wird die anfängliche Freude über den Anblick anderer Menschen vermehrt zu einer unerreichbaren Sehnsucht, besonders nachdem er sich allmählich in das Zimmermädchen verliebt.

 

Ein Mann, viele Bilder und Geräusche

Willem Dafoe alias Nemo ist zu gut 90 Prozent des Films immer nur alleine. Andere Personen tauchen entweder in seinem Traum, in seiner Vorstellung oder im Fernseher auf. Viele Dialoge gibt es also nicht, mehr Monologe, die auch hier wieder im Verlauf des Films immer wirrer werden. Dennoch wird in Inside natürlich nicht besonders viel gesprochen, wodurch andere Mittel gefunden werden mussten, um den Film für die Zuschauer anregend zu gestalten. Es wurde mit Kameraperspektiven und Zoom gespielt. Originale Gemälde und Bilder von namenhaften Künstlern geben den Zuschauern ebenfalls optische Anreize. Auch hier kann zwischen Nemos Situation und den Inhalten der Bilder teils eine Verbindung gefunden werden, was die Zuschauer zum Mitdenken anregt. Die unverblümte Darstellung der Realität, wie z. B. der Anblick menschlicher Fäkalien, wirken manchmal als eine Art “Schock”-Element.

Ebenfalls besonders ist der Einsatz der Geräusche im Film. Die überwiegend stille Atmosphäre wird immer wieder von lauten Geräuschen oder dem altbekannten Macarena-Song unterbrochen. Manchmal wurden diese Geräusche und Töne sogar bis fast an die Schmerzgrenze ausgereizt.

Aufgrund der wenigen zwischenmenschlichen Interaktion, die diese Art Film nun einmal mit sich bringt, wurde von Willem Defoe Höchstleistung gefordert. Defoe war definitiv die richtige Wahl für diesen Film. Seine schauspielerischen Fähigkeiten und Mimik vermitteln die Emotionen des Charakters und der Situation sehr gut und tragen den Film zu einem großen Stück mit. Der ein oder andere Schauspieler wäre an dieser Herausforderung womöglich gescheitert, die Besetzung war also genau richtig.

 

Nicht ganz ausgeschöpftes Potenzial

Doch trotz der innovativen Umkehr des “Einsame-Insel-Dramas” und dem gelungenen Einsatz von Bild, Ton und Schauspiel, weist der Film die ein oder andere Schwachstelle auf. Zudem gibt es inhaltliche Aspekte, deren volles Potenzial nicht ganz ausgeschöpft worden ist. Die am Anfang erwähnte defekte Regelung der Raumtemperatur hätte eine sehr viel höhere Rolle spielen können. Zwar wird im Verlauf des Films immer wieder die Anzeige der Heizung gezeigt, doch so wirkliche Folgen hat die Veränderung nicht. Natürlich ist dem Dieb bei 40°C heiß, sodass er sich auszieht und verzweifelt nach Wasser sucht. Er friert auch bei 0°C und zieht sich eine Decke über. Doch die Langzeitfolgen, die es hat, wenn man hoher Hitze oder sehr niedrigen Temperaturen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt ist, kommen nicht wirklich zum Tragen.

Die Zeit ist so ein Faktor im Film. Wir wissen nicht ganz genau, wie lange Nemo in dem Apartment eingesperrt ist. Wir bekommen zum zeitlichen Verlauf nur sehr wenige Informationen, was die Nachvollziehbarkeit etwas erschwert, z.B. was die Vorräte angeht. Ungeachtet des zeitlichen Verlaufs im Film zieht sich der Film außerdem auch im “wahren Leben” ein kleines bisschen. Da die Möglichkeiten der Ereignisse im Film durch das Setting eingeschränkt sind und es kaum Möglichkeit für Dialoge gibt, kann sich nur schlecht ein ordentlicher Spannungsbogen aufbauen. Es gibt also keinen richtigen Höhepunkt, auf den sich die Story hinarbeitet, wodurch die Spannung im Film nach einer Weile einfach verloren geht. Dem Film hätten vielleicht schon 15 Minuten weniger gut getan.

Insgesamt geht der Hintergedanke des Films auf. Dass die Automatisierung des Haushalts nicht immer eine Tugend ist, wird deutlich und auch dieses Gefühl des Gestrandet-Seins wird vermittelt. Dennoch bleiben manche Fragen ungeklärt, z.B. wieso niemand in der Außenwelt den Ausfall der Anlage mitbekommt. Eigentlich sollte diese doch an eine Zentrale gebunden sein. Auch der philosophische Einwurf, ob jeder Mensch eine Insel ist, kann die Gedanken nicht so ganz von den Schwächen des Films ablenken.

 

Informationen zu Inside

  • Originaltitel: Inside
  • Laufzeit: ca. 105 Minuten
  • Kinostart: 16.03.2023
  • Altersfreigabe (FSK): ab 12 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Willem Dafoe, Gene Bervoets, Eliza Stuyck, Josia Krug

 

Trailer zu Inside

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[gp_testimonial_slider effect=”fade” speed=”0″ arrows=”false”][gp_testimonial image=”144312″ headline=”Fazit zu Inside” name=”Vanessa Jochum, Redakteurin”]Inside nimmt eine klassiche Idee und setzt sie in einer ganz neuen und modernen Umgebung um. Dabei zeigt der Film welche Folgen die Abhängigkeit von der Automatisierung des Alltags und die viele verbaute Technik in einem Luxus-Apartment so haben kann. Alles hat eben auch seine Kehrseite. Allerdings gibt es hier und da ein paar Aspekte, die im Film noch besser hätten ausgearbeitet werden können. Zum Glück überzeugt Willem Defoe mit seiner guten schauspielerischen Leistung und trägt dadruch sehr viel zur Qualität des Films bei. [/gp_testimonial][/gp_testimonial_slider]
Klassiches Konzept im modernen Setting geht auf
Potenziale wurden an manchen Stellen des Films nicht ganz ausgeschöpft
Sehr gute Besetzung
Film ist einen Tacken zu lang und zieht sich dementsprechend etwas

Ab in die Filmsammlung?

Inside ist kein Unterhaltungs-Film der einfachen Sorte. Wenn man aber Filme mit diesem Konzept mag und auch nicht davon abgeneigt ist ein bisschen seinen Kopf zu benutzen, dann kann der Film einen Blick wert sein.

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