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Kritik: Die Faust des Condors

Martial Arts made in Chile

Wenn ihr an Martial-Arts Filme denkt, welche Herkunftsländer fallen euch als erstes ein? China? Japan? Korea? Indonesien? Wie wäre es mit Chile? Chile? Ja genau, der dünne Landstrich in den Anden an der südamerikanischen Pazifikküste, das Chile. Denn genau aus diesem Land kommt mit Die Faust des Condors genau das, ein Martial-Arts Film. Ob dieser Film sich auf ein Niveau mit den großen Namen schwingen kann oder gnadenlos abstürzt, das erfahrt ihr hier.

 

Die Story von Die Faust des Condors

Vor rund 500 Jahren entwickelten einige einheimische Stämme in den Anden eine geheime Kampftechnik, um sich gegen die einfallenden Spanier zu wehren – die Faust des Condors. Doch das Buch, in dem sie ihre Lehren festhielten, wurde gestohlen und zu spät zurückerobert, um die Spanier zu stoppen. Nur ein Meister konnte überleben und das Buch über Generationen hinweg an einen Schüler weitergeben, sodass die Technik überlebte. Eigentlich sollte Guerrero der nächste Hüter des Buches werden. Doch sein eifersüchtiger Zwillingsbruder Gemelo, dem das Lernen der Kampfkunst verboten war, tötete Guerreros Meisterin und stahl das Buch. Auf der Suche nach seinem Bruder und dem Buch, um seinen Namen reinzuwaschen, muss Guerrero sich nicht nur mit den Schülern seines Bruders herumschlagen, sondern gleichzeitig gegen fremde Gegner wehren, die selbst auf der Suche nach dem Buch sind – und Guerrero für den Besitzer ebendieser Schrift halten.

 

Unsere Kritik zu Die Faust des Condors

In einem Wort zusammengefasst ist dieser Film speziell. Aber wir sind nicht hier um ihn nur mit einem Wort zu beschreiben, also machen wir uns ans Eingemachte.

Eine Geschichte so dünn wie die Luft in den Bergen

Ich weiß, ich weiß. Die Geschichte und die Charaktere sind nicht das, worauf Martial-Arts Filme ihren Fokus legen. Aber sie spielen dennoch eine Rolle, deshalb sollte es erwähnt werden. Leider ist das hier nicht unbedingt Grund zur Freude. Zwar gibt es einige Figuren, die durchaus funktionieren, und auch die Grundidee ist eigentlich solide. Die Umsetzung jedoch ist an vielen Stellen einfach nicht besonders rund. Das liegt zum Teil an der nicht chronologischen Erzählweise, die die Geschichte stattdessen in einzelne Kapitel aufteilt, zum Teil aber auch an der Synchronisation. Auch das ist ein Thema, das wir hier nicht zum ersten Mal ansprechen, aber viele Filme mit einem niedrigen Budget leiden unter einer emotionslosen Synchronfassung, die an vielen Fällen sehr künstlich wirkt und es erheblich schwerer macht, sich auf die Figuren einzulassen. Natürlich liegen die Schwächen der Geschichte nicht nur an der Synchronisation. Denn anders als der deutsche Titel vermuten lässt handelt es sich hier nur um einen ersten Teil, der zwar in sich abgeschlossen funktioniert, die vollständige Geschichte aber gar nicht zuende erzählt. Ein guter Vergleich, auch im Hinblick auf die episodische Erzählweise, ist Kill Bill. Vielleicht sieht das Urteil der Geschichte nach dem zweiten Teil schon ganz anders aus.

Ein Western in den hohen Bergen

Was hingegen ein eindeutiger Pluspunkt ist ist die Atmosphäre des Films. An vielen Punkten erinnert der Film stark an den Flair eines klassischen Westerns, seien es der einsame, schweigsame Held, die Musik oder die weite, leere Landschaft. Besonders die hohen Berge, die bis ans Meer reichen, werden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Wenn man all die Kampfszenen aus dem Film schneiden würde, würde ein wunderbare Werbefilm für die Natur Chiles übrig bleiben. Diese Umgebung ist auch ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für den Film. Es gibt die Parallelen zum Western, es gibt Parallelen zum asiatischen Martial-Arts Film. Aber es sind eben nur Parallelen, und das fertige Ergebnis steht auf eigenen Füßen.

Fließend und brutal

Aber reden wir endlich über das, wofür wir eigentlich hier sind: die Kämpfe. Und die sind erstaunlich abwechslungsreich. Auf der einen Seite sind sie schnell und kräftig, mit einer gehörigen Portion Akrobatik. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder ausgedehnte Zeitlupenmomente, wie man sie aus den Wuxia-Filmen der frühen 2000er kennt. Und dann gibt es noch die eine oder andere plötzlich ganz schön blutige Szene, in der ein gut gezielter Faustschlag einen kompletten Kopf zerschmettert. Diese Balance gelingt nicht immer perfekt, aber am Ende geht es hier um Geschmackssache. Martial Arts ist schließlich nicht gleich Martial Arts, und nur ihr könnt entscheiden was euch gefällt und was nicht. Die Kämpfe sind in jedem Fall sehr gut choreographiert, schließlich war Hauptdarsteller Marko Zaror persönlich dafür verantwortlich. Dennoch sei zu erwähnen, dass nicht die ganze Zeit nur gekämpft wird. Es gibt immer wieder einzelne Kapitel, die sich ganz auf die Geschichte konzentrieren und wo gar nicht gekämpft wird, was wie oben beschrieben nicht immer so gut funktioniert wie erhofft. Seid euch dessen bewusst, euer Erlebnis soll schließlich nicht an einer falschen Erwartungshaltung scheitern.

 

Informationen zu Die Faust des Condors

  • Originaltitel: El Puño del Cóndor – Primera Parte
  • Laufzeit: ca. 80 Minuten
  • Heimkinostart: 07. Dezember 2023 Digital EST, 14. Dezember 2023 Digital TVOD, 04. Januar 2024 Bluray & DVD
  • Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Marko Zaror, Eyal Meyer, Gina Aguad, Fernanda Urrejola, Man Soo Yoon, Francisco Castro, Cristian Garin, Francisco Fuentes

 

Trailer zu Die Faust des Condors

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Fazit zum Die Faust des Condors

Ich muss gestehen, dass ich ein großer Fan von eher unkonventionellen Martial-Arts Filmen bin. Und unkonventionell trifft hier definitiv zu, denn dieser Film ist bei weitem nicht nur ein Martial-Arts Film. Er ist fast genauso sehr ein Western, und irgendwie auch keins von beidem. Am Ende fällt es mir ein wenig schwer, ein klares Urteil zu fällen. Der Film hat einige Stärken, allen voran die Kämpfe, aber auch einige Schwächen, gerade in der Geschichte. Und durch die Pausen von der Action, die der Film sich immer wieder nimmt, ist die Geschichte zu präsent, um diese Schwächen zu ignorieren. Dennoch macht der Film durchaus Spaß, und ich bin mir sicher die Geschichte sieht direkt ganz anders aus, wenn wir sie erstmal komplett gesehen haben.

Lennart Hoffmann (Redakteur)

Martial Arts, but make it Western
Eindrucksvolle Landschaften, auf die jede Tourismuswerbung neidisch wäre
Etwas verirrte Erzählung und blasse Charaktere
Packende Kämpfe, die sich nicht vor großen Namen verstecken müssen

Ab in die Filmsammlung?

Vollblutfans von Martial Arts werden schon wegen der Einzigartigkeit nicht um diesen Film herum kommen, aber auch Sympathisanten von einsamen Wanderern im weiten Westen sollten dem Film eine Chance geben. Wer zimperlich ist sollte jedoch vorsichtig sein, und Fans einer packenden Story und tiefgründiger Charaktere könnten auch eher enttäuscht sein.

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