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Kingdom Come Deliverance – Test zum Mittelalter-Abenteuer ohne Fantasy-Schnickschnack

Wenn die Welt des Mittelalters in Spielen vorkommt, wird sie meist durch einige Fantasyelemente aufgepeppt. Zauberer, Drachen und andere magische Wesen toben sich zwischen Burgen und Schlachten aus, während ihr ein größeres Ziel verfolgen müsst. Doch ohne all diese mystischen Wesen und Gegebenheiten möchte Kingdom Come Deliverance auskommen. Das Spiel orientiert sich an der historisch korrekten Darstellung Böhmens im 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit will man keine Drachen erlegen, sondern unser Ziel ist es, Rache für den Tod unserer Eltern zu nehmen. Formuliert man es so, hört sich das Spiel ziemlich einfach gestrickt an. Doch ob Kingdom Come Deliverance eine spannende Geschichte aus dem Mittelalter erzählen und dabei komplett ohne Fantasyelemente auskommen kann, das erfahrt ihr im nachfolgenden Test.

 

Ein Königreich für Heinrich

In Kingdom Come Deliverance schlüpfen wir in die Rolle des jungen Heinrich. Dieser ist der Sohn eines hoch angesehenen Schmiedes und hilft seinem Vater des Öfteren bei seinen Schmiedeaufträgen aus. Zusammen mit seinen Eltern lebt Heinrich im friedlichen Dorf Skalitz und genießt das Leben. Doch der freudige Alltag wird urplötzlich zerstört, als eine feindliche Ritterarmee das kleine Dörfchen niederbrennt und Heinrichs Eltern vor seinen Augen ersticht. Mit letzter Kraft kann Heinrich sich in eine nahe gelegene Festung retten und dort Schutz suchen. Wie ihr sehen könnt, ist unser Protagonist kein Mann mit außergewöhnlichen Kräften. Bei Heinrich handelt es sich um einen durchschnittlichen Buben mit unterdurchschnittlichen Erfahrungen im Kampf. Und so spielt sich auch Kingdom Come Deliverance. Ihr seid kein Superheld, der mit seinem erweiterbaren Moveset die Gegner in Grund und Boden stampft. Vielmehr merkt ihr von Anfang an, wie sterblich ihr doch seid. Gleich von Beginn an müsst ihr dafür sorgen, dass Heinrich ständig einen vollen Bauch hat und genügend Schlaf bekommt, ansonsten sinkt seine Ausdauer, was ihr besonders in Kämpfen bemerkt. Heinrich kann zudem allerlei Verletzungen wie einen verstauchten Knöchel oder eine Lebensmittelvergiftung erhalten, falls ihr verdorbenes Essen esst. Aber auch die Redekunst leidet unter eurem Schlafmangel, denn mit Müdigkeit lässt sich keiner so leicht überzeugen. Dies könnt ihr allerdings mit ein wenig Alkohol ausgleichen, denn je betrunkener Heinrich ist, desto eher kann seine lockere Zunge eingesetzt werden. Jedoch dürft ihr es mit dem Essen nicht übertreiben, denn mit einem vollen Magen bewegt sich Heinrich deutlich langsamer. Durch diese vielen kleinen Details, die ihr hautnah an Heinrich spüren könnt, wirken das Spiel und die Spielfigur sehr real, was das Ziel der Entwickler des Spiels war.

Heinrich zeigt sich auch beim Feilschen wie ein Profi.

 

Realismus pur

Nicht nur an der Spielfigur, sondern auch an anderen liebevollen Details bemerkt man, dass die Entwickler es ernst meinen. Das Essen sowie eure Kleidung verlieren beispielsweise mit der Zeit an Qualität. Daraus ergeben sich auch direkt Konsequenzen auf euer Umfeld. Ist eure Kleidung verschlissen und voller Blutflecken, was ihr direkt an Heinrich sehen könnt, so sind euch die Leute abgeneigter und ihr könnt in Gesprächen weniger mit einem erfolgreichen Ausgang rechnen. Auch eure Sauberkeit hat Auswirkungen auf die Optionen, die euch während der Dialoge bleiben. So kann man bei jedem Spieldurchgang mit anderen Erfolgen während der Dialoge rechnen, was den Ausgang eines Dialoges unberechenbar macht und die Spannung steigen lässt. Selbst bei Händlern könnt ihr um Preise feilschen. Auch das dynamische Wetter und das Tag- und Nacht-System tragen ihr Übriges dazu bei. Die Dialoge wurden zudem mit Spitzensynchronsprechern besetzt. Jede Figur hat eine charakteristische Stimme und bringt Emotionen und Gefühle super rüber. Allerdings sind die Stimmen in den Zwischensequenzen oft urplötzlich viel zu leise, sodass man ohne Untertitel dem Geschehen gar nicht folgen könnte. Außerdem ruckeln manche Zwischensequenzen ganz leicht, was aber zu verschmerzen ist. Wäre da nicht die emotionslose Mimik, bei denen Warhorse Studios es wohl nicht ganz so ernst genommen hat, mit dem Realismus. Alles, was euch an Mimik bleibt, sind sich bewegende Augenbrauen. Zudem sind die Lippen leider überhaupt nicht synchron zum Text. So manches Mal bewegen sich die Lippen eurer Gesprächspartner, obwohl diese gar nicht mehr sprechen. So wirken die Dialoge meist skurril und verfehlen leider den angestrebten Realismus.

Hunger und Schlafmangel setzen Heinrich ganz schön zu.

 

Im Kern ein Rollenspiel

Um die Kernelemente eines jeden Rollenspiels kommt auch Kingdom Come Deliverance nicht herum. Ihr könnt mit jedem Levelaufstieg Punkte in Statuswerte und Perks investieren, die euren Charakter in unterschiedlichen Bereichen verbessern. Dabei stehen euch sehr viele Perks zur Auswahl, die man so nicht unbedingt in anderen Rollenspielen findet. Habt ihr eure Statuswerte auf einen bestimmten Wert gebracht, stehen euch die Perks zur Verfügung. Einige Perks schließen sich dabei sogar gegenseitig aus. Der Marathon Mann macht euch beispielsweise langsamer beim Rennen, allerdings verbraucht ihr auch weniger Ausdauer. Der Sprinter hingegen lässt euch schneller rennen, allerdings verbraucht ihr auch mehr Ausdauer. So müsst ihr euch im Verlaufe des Spieles zwischen vielen unterschiedlichen Perks unterscheiden. Einige Perks bringen neben Vorteilen sogar Nachteile mit sich, weshalb die Gestaltung eures Heinrichs auch noch bis in hohe Levelbereiche Spaß macht und ihr oft überlegen müsst, welche Perks ihr benutzen wollt. Neben den Perks gibt es auch die Fähigkeiten, die sich ähnlich wie in anderen Rollenspielen verbessern, je öfter ihr diese benutzt. Besonders interessant ist der Kampf in Kingdom Come Deliverance. Ihr habt eine Auswahl zwischen einem leichten Schlag, einem schweren Schlag und dem Blocken. All dies kostet euch Ausdauer und ihr werdet euch wieder einmal bewusst, wie sterblich ihr doch seid. Um den Schwertkampf real zu gestalten, müsst ihr euch nahe an euren Gegner heran begeben, damit ihr diesen überhaupt trefft. Seid ihr nah genug am Gegner dran, erscheint ein fünfzackiger Stern. Jede Zacke kann von euch ausgewählt werden und somit trefft ihr jedes Mal einen anderen Bereich des gegnerischen Körpers. Hat der Gegner aber ebenfalls den gleichen Zacken ausgewählt und blockt euren Angriff, so geht dieser ins Leere. So müsst ihr aus einer Schwertschlagkombo Treffer einstecken sowie austeilen können, was den Kampf leicht dynamisch wirken lässt, obwohl die Mechanik an sich eher hölzern ist.

Fehlen die Texturen, sieht selbst Böhmen eher trist aus.

 

Viele technische Macken, besonders auf der Konsole

Dass Kingdom Come Deliverance für den PC gedacht ist, merkt man an allen Ecken und Kanten. Die Menüführung ist sehr umständlich und ihr erreicht euer Ziel erst nach mehreren Knopfdrücken. So müsst ihr beispielsweise erst Texte durchscrollen, um zum nächsten Punkt zu gelangen. Auch das Umsehen auf der Karte, das Zurechtfinden im Menü und vieles mehr sind sehr umständlich gestaltet. Zudem gibt es viele Mechaniken wie das Schlösserknacken, was auf der Konsole einfach unmöglich zu lösen ist. Selbst als sehr einfach bezeichnete Schlösser könnt ihr – wenn überhaupt – nur mit Mühe und Not knacken. Auch das Umsehen gestaltet sich als schwer, denn wenn ihr rennt, benötigt ihr nicht mehr den rechten Stick zum Umsehen, sondern eure Laufrichtung gibt auch eure Blickrichtung an. Doch nicht nur die Konsolenversion, auch die PC Version hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Aufploppende Texturen und Menschen sind nur eines der vielen Dinge, die den Spielspaß etwas trüben. An Treppen scheint Heinrich ebenfalls keinen Gefallen zu finden, denn an diesen bleibt er manchmal hängen. Auch das Pferd hat so seine Probleme mit Steinen, Büschen, Flüssen und anderen Dingen, die die Natur so hergibt. Nervig sind zudem die langen Ladezeiten, die zwischen den Dialogen erscheinen. Doch wirklich positiv ist mir trotz der ganzen technischen Mängel der lustige Humor des Spiels in Erinnerung geblieben. Sätze wie „Hey ihr Ziegenficker“ oder „Musst du kacken?“, wenn man sich mitten im Dorf hinhockt, sind nur einige der witzigen Momente, die man im Spiel hat.

 

Positiv:

Landschaft ist an das echte Böhmen angelehnt und lädt zum Erkunden ein
Eigenwilliges Kampfsystem, was aber funktioniert
Viele Perks stehen zur Auswahl, um seinen Charakter zu verbessern
Realistische Gegebenheiten wie dem verderbenden Essen und der zerschlissenen Kleidung
Dialogoptionen führen jedes Mal einen anderen Ausgang des Gesprächs herbei
Gelungene deutsche Sprachausgabe

Negativ:

Viele technische Mängel, die teilweise den Spielspaß verderben
Konsolen-Fassung hat sehr oft das Nachsehen
Keine Mimik und Lippensynchronität in Dialogen
Ladezeiten zwischen den Dialogen sind oft nervig
[testimonial_slider arrows=”false”][testimonial image_url=”58908″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Jasmin Paskuda, Redakteurin”]
“Beim Titel Kingdom Come Deliverance habe ich gemischte Gefühle. Teilweise wird man wirklich nicht warm mit dem Spiel, da die Technik einen oft im Stich lässt. Dabei sind auch spielverderbende Bugs mit von der Partie, weswegen man einige Passagen aufgrund des Speichersystems oft erneut spielen muss. Ihr könnt lediglich mit selbst gebrauten Schnäpsen dann speichern, wann ihr es wollt. Doch trotz allem macht es auch Spaß, durch die dem echten Böhmen angepassten Landschaften zu spazieren und allerlei Quests zu erledigen. Auch die Tatsache, dass jeder Dialog anders ausgehen kann, als man denkt, macht das Ganze superspannend. Dadurch hält man locker die Spielzeit bis zum Ende durch und kann mit einem guten Gewissen sagen, dass man durch ein historisch weitgehend korrektes Spiel voller Freude durchspaziert ist.”

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Auf nach Böhmen?

Am besten greift ihr hier zur PC-Version, wenn ihr euch in ein historisch korrektes Mittelalter-Abenteuer stürzen wollt.

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