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Herald: An Interactive Period Drama – Test zum gesellschaftskritischen Segelausflug

Das 19. Jahrhundert. Zeitalter der Kolonialisierung, Ursprung der Globalisierung. Eine Zeit der Entdeckungen, der Kultur und des Handels, aber auch der Unterdrückung und des allgegenwärtigen Rassismus. Mit diesen Themen beschäftigt sich Wispfires Herald: An Interactive Period Drama. Ob es das Spiel schafft, auch bei einem derart ernsten Thema zu unterhalten oder ob es den Bogen dabei nicht vielleicht überspannt, das erfahrt ihr in diesem Test.

 

Eine kleine Geschichtstunde

Devan Rensburg ist ein junger Mann, belesen und mag es nicht Befehle auszuführen. Aufgewachsen in der Hauptstadt des großen Protektorats merkte er schon seit frühester Kindheit, dass anders war. Er hatte eine andere Hautfarbe und fühlte sich nie wirklich zugehörig. Darum heuert er im Jahr 1857 auf der HLV Herald, dem ganzen Stolz der Handelsflotte des Protektorats an und begibt sich fortan auf eine Reise, um die Wahrheit über seine Identität und seine Ursprünge in den Kolonien zu erfahren. Wer sich nun fragt: „Hm? Welches Protektorat?“, fragt sich das auch zurecht. Im 19. Jahrhundert schlossen sich die Großmächte des Westens zu einer globalen Supermacht zusammen, die unter der Führung eines gewählten „Lord Protector“ für Ordnung sorgte und einen Großteil der Welt beherrschte. Gut, das niederländische Indie-Studio Wispfire nimmt es hier mit den historischen Tatsachen nicht so ganz genau, aber gerade dass man genau das erst recht spät merkt, macht Herald: An Interactive Period Drama umso interessanter. Da Devan in der Hauptstadt des Protektorats aufwuchs, versteht er sich nur leider kein bisschen auf die Seefahrt. Somit muss er in der Hierarchie des Schiffes zunächst ganz unten anfangen und bekommt somit unmittelbar mit, was das Protektorat und seine Angehörigen von Leuten hält, die in ihren Augen anders sind. Vorurteile oder gar Rassismus bestimmten im 19. Jahrhundert das Gesellschaftsbild und genau das merkt man auch an den Gesprächen mit den Crewmitgliedern und den Passagieren.

Gleichberechtigung und Rassismus sind die Leitthemen des Spiels.

 

Adventure mal anders

Apropos Gespräche. Herald spielt sich auf den ersten Blick zwar wie ein klassisches Point & Click Adventure, der Fokus jedoch liegt ganz klar auf den Gesprächen mit der Crew und den Passagieren an Bord. Kein rätseln oder Sammeln und kombinieren von Gegenständen, sondern banale Aufgaben der Vorgesetzten wie z.B. eine Karte zu holen oder einen Colt wiederzufinden gehören zum Alltag auf der Herald. Die vielen verschiedenen Charaktere reagieren dabei unterschiedlich auf Devan. So lernt ihr die anderen besser kennen und formt dabei je nach euerer Vorgehensweise in den Gesprächen Devans Charakter. Die vielschichtigen Figuren und ihre Beweggründe sind dabei nur sehr schwer zu durchschauen und auf den ersten Blick auch nicht als gut oder böse erkennbar. Diese interessanten Gespräche sind durch die ausgezeichneten, aber leider nur englischen Synchronsprecher umso mehr hervorgehoben.

In klassischer Point&-Click-Art klickt ihr euch durch schön gestaltete Comic-Kulissen.

 

Hübsch verpackt

Was das Setting angeht, bietet die Herald zwar nur eine Handvoll Räume und Decks, dank der eher kurzen Spielzeit von drei bis vier Stunden und der hübschen Optik merkt man das aber kaum. Der Spieler kann bei Interesse auch die vielen Einzelteile des Schiffes anklicken, um eine lehrreiche Info oder einen verschmitzten Kommentar von Devan zu dem Gegenstand oder den Crewmitgliedern zu erhalten. Die bereits genannte hübsche Optik besteht aus einem Mix aus Comic-Umgebungen und 2D-Porträts. Zwar wirkt das Ganze gelegentlich etwas hölzern, das ist jedoch schnell wieder vergessen.

 

Positiv:

Ausgezeichnete Synchronsprecher...
Klassisches Point&Click-Adventure-Feeling, aber mit starkem Gespräch- und Story-Fokus
Sowohl unterhaltsam als auch lehrreich
Schöner Mix aus Comic-Grafik und Zeichnungen in Zwischensequenzen
Story verändert sich anhand der ausgewählten Gesprächsoptionen.

Negativ:

... Die aber nur in Englisch verfügbar sind
Mitunter etwas hölzern wirkende Animationen
[testimonial_slider][testimonial image_url=”57684″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Jonathan Klug, Redakteur”]
“Wispfire hat mit Herald: An Interactive Period Drama ein spannendes und auch lehrreiches Indie-Adventure geschaffen. Das Thema Rassismus wird im Laufe des Spiels recht subtil und doch wirkungsvoll aufgegriffen. Dabei behält die Geschichte jedoch seine grandiose Spannungskurve bei. Devan Rensburg ist ein interessanter Protagonist und mit der Möglichkeit, seinen Charakter auf unterschiedlichste Art und Weise zu beeinflussen, erhöht sich auch der Wiederspielwert. Größtes Manko bietet hierbei wohl die Wartezeit auf Book III & IV, die beide als DLC erscheinen werden.”
[/testimonial][/testimonial_slider]

Segel setzen?

Herald: An Interactive Period Drama ist ein hervorragendes, auf Story fokussiertes Adventure. Somit ist es besonders für diejenigen unter euch geeignet, die interaktive Filme oder auch Visual Novels mögen. Wer jedoch ein klassisches Point&Click-Adventure à la Monkey Island erwartet, der wird hier enttäuscht.

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