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Girls to Buy

Kritik zum Erotikfilm in Avengers-Länge

Girls to Buy ist ein polnisches Erotikdrama, das es in sich hat. Im Mittelpunkt des Films steht Emi, die aus einem ärmlichen Vorort von Stettin kommt und ganz groß rauskommen möchte. Sie träumt von einer Karriere als Schönheitskönigin und trifft bei einer Misswahl die amtierende Schönheit Marianna und deren Mutter Dorota. Beide versprechen Emi, dass sie aufgrund ihrer Attraktivität viel mehr sein kann. Dafür müsse sie nur mit Männern schlafen und schon gelange sie an Reichtum. Das fiktive Drama wurde anhand wahrer Berichte von betroffenen Frauen und Polizeibeamten von Maria Sadowska konzipiert, die auch am Titelsong mitgewirkt hat. Der Film brachte rund sechs Millionen Dollar ein und ist somit einer der erfolgreichsten polnischen Titel.

 

Die Story von Girls to Buy

Nachdem sich die 17-jährige Emi dazu entschließt, sich zusammen mit Marianna für deren Mutter zu prostituieren, findet sie schnell Gefallen an dem schnellen Geld und den schnellen Nummern. Sie lernt dazu und findet heraus, dass alles seinen Preis hat: Dreier, Kamasutrastellungen und Küssen. Einige Jahre arbeitet sie für Dorota, bis sie in Monte Carlo einige Edelprostituierten sieht und beschließt, genau wie sie zu werden. Durch einen Zufall findet sie in einem Casino Sam, der genau solche anheuert. Doch anstatt sich ihm anzubieten, pokert sie mit ihm. Gewinnt sie, kriegt sie sein Geld, verliert sie, darf Sam mit Marianna schlafen. Obwohl Emi sehr gute Karten hat, passt sie und gönnt Marianna die wilde Nacht mit dem schönen Fremden.

Doch dahinter steckt Kalkül: Emi will nun selbst zur Freierin werden und hofft, durch ihre Aktion für Sam arbeiten zu dürfen. Obwohl Marianna und Dorota skeptisch sind, schafft sie es, Sam von ihren geschäftlichen Qualitäten zu überzeugen und er engagiert sie, ihm mehrere gutaussehende und willige Frauen für seine arabischen Kunden zu beschaffen. Emi glückt der Auftrag und es folgen noch einige weitere. Sie wird von der Prostituierten zur Geschäftsfrau, die immer auf der Suche nach neuen Mädchen für Sams Kunden ist. Doch während sie einige Jahre Glück hat, scheint ihr am Ende alles über den Kopf zu wachsen und sie selbst wird Opfer übler Intrigen.

 

Unsere Kritik zu Girls to Buy

Emi als Frau, die freiwillig den Weg in die Prostitution sucht und Gefallen an dem Sex mit Männern findet, erscheint zunächst wie das Skript eines schlechten Erotikfilms. Doch in über zwei Stunden Spielzeit zeigt sich ein ambitionierter, ausgeklügelter Film, der die schrecklichen Wahrheiten des polnischen Sex-Geschäfts aufnimmt und in eine Geschichte voller Intrigen, Verzweiflung und auch Liebe packt. Keine Sekunde des Films wird für sinnlose Szenen verschwendet.

Stattdessen entfaltet sich Emis Lebensgeschichte von ihrem Beginn als 17-jähriges Mädchen voller Träume und Hoffnungen im Jahre 2000 hin zu einer gescheiterten Ehefrau und liebenden Mutter, der schlimmes widerfahren ist, im Jahre 2021. Der Film selbst schließt einen Kreis vom Anfang bis zum Ende und zeigt ein bewegtes Leben, das nach unendlich erscheinenden Hochs auf ein drastisches Tief herabfällt, das nicht für jeden Zuschauer oder Zuschauerin geeignet sein dürfte. Doch zum Schluss bleibt die Frage, was der eigene Preis ist, den man bereit wäre, für Erfolg oder die Liebsten zu zahlen. Und es bleibt die Erkenntnis, dass Menschen Ganovenfilme und ihre Protagonisten lieben, obwohl diese Morden und Rauben, genauso wie man Emi sympathisch findet, obwohl sie andere Frauen wie Objekte verkauft.

 

Die Geschichte einer schönen und klugen Frau, die einfach ihren Weg geht

Was der Film von Anfang an klarstellt, ist, dass es für viele Frauen gute Gründe gibt, sich zu prostituieren. Auch wenn manche es in Girls to Buy nicht so nennen, ist es für Emi einfach nur Prostitution, die begangen wird. Doch sie hat nichts dagegen. Vielmehr sieht sie, dass jeder eine Wahl hat und für sie selbst war es das beste, was ihr passieren konnte. Egal, ob man das Geld für eine lebensnotwendige OP braucht oder ob man es tut, weil man so an die reichsten und schönsten Männer herankommt, es gibt immer gute Gründe. Emi sucht sich Frauen aus, die wie sie am Anfang einer Model-, Schauspiel- oder Misswahlkarriere stehen, wunderhübsch sind und noch keinen Erfolg haben. Sie möchte diesen Frauen helfen, so wie ihr die Prostitution aus der Armut geholfen hat. Dabei übersieht sie aber, dass trotz den vermeintlichen Vorzügen die Prostitution nicht für jede etwas ist.

Auch hier entspinnt sich gekonnt ein Handlungsfaden, in dem Emi von der Retterin armer Schönheiten zur eiskalten Geschäftsfrau wird. Sie will es besser als Dorota machen und sich zudem noch attraktivere Frauen als Escortdamen suchen. Sie überlässt den Damen mehr von ihrem Lohn als es Dorota bei ihr tat und sie schützt sie, wenn sie keinen Sex mit Klienten wollen. Doch als sie unter Zeitdruck gerät und Sam von ihr verlangt, immer mehr neue Frauen zu besorgen, lügt sie immer häufiger über die wahren Gründe, warum sie die Models und Schauspielerinnen ausgesucht hat. Es kommt soweit, dass diese teils ohne ihr Wissen auf einem Schiff landen, wo sie Sex mit Scheichs haben sollen. Alles gerät außer Kontrolle und Emi wird immer mehr zur berechnenden Freierin, die sie eigentlich nicht sein will. Für sie bleibt bis zum Schluss der Anspruch, diesen Frauen ein besseres Leben dadurch zu verschaffen.

 

Grandiose Schauspielkunst, die nicht langweilig wird

Neben der beeindruckenden Story, die sich in einer für einen Erotikfilm ungewöhnlichen Länge entfaltet,  sind es vor allem die überzeugenden Charaktere, die den Film ausmachen. Paulina Galazka porträtiert die fürsorgliche aber eben auch gierige Karrierefrau Emi perfekt. Ihr Aufstieg und ihr Kampfeswille treiben die Figur immer weiter voran. Sie selbst sieht sich als gefühlskalt, doch wenn sie einen Mann und eine Familie haben will, dann schafft sie es, weil sie eine Kämpferin ist. Sie lässt sich von nichts und niemandem abhalten, selbst als ihr Steine in den Weg gelegt werden.

Katarzyna Figura als Dorota tritt als lebenserfahrene Mutter auf, die jedoch noch berechnender und definitiv gefühlskalt ist. Sie verrät nicht viel über ihren bisherigen Werdegang, doch sie ist sich nicht zu schade, ihre Tochter zu verkaufen, um Geld zu bekommen. Auch hier bietet sich ein schmaler Grat zwischen Geschäftsfrau und Mutter, der gekonnt gemeistert wird, sich jedoch anders als bei Emi präsentiert. Dorota liebt ihr Geschäft, aber nicht die Herausforderung. Sie ist keine Kämpferin, weshalb sie nicht über sich hinauskommt wie Emi. Dafür fällt sie auch nicht so tief.

Ein weiterer, wichtiger Charakter, der Emi gegenübersteht, ist Sam. Er wird gespielt von Giulio Berruti und scheint zunächst nur der schöne, aber distanzierte Geschäftspartner von Emi zu sein, der keinen Spaß versteht. Doch nach und nach öffnet er sich der schönen Polin und es entstehen aufrichtige Gefühle ihr gegenüber, die sie aber nicht erwidert. Die Fronten scheinen geklärt und er zeigt sich immerzu als der offene und verständnisvolle Partner von ihr, der ihre Distanz zu ihm akzeptiert. Aber sein Schein trügt und Sam spinnt Intrigen um Emi herum, um das zu bekommen, was er will. Doch auch er wird daran scheitern.

 

Künstlerische Inszenierung und Sätze, die im Gedächtnis bleiben

Ein weiterer, positiver Punkt ist die gesamte Inszenierung von Girls to Buy. Die Lieder des Films reichen von polnischen Popsongs hin zu schnulzigen Liebesliedern. Kein Song ist fehl am Platz. Insbesondere nicht der Titelsong “Girls to Buy”. Dieser erscheint jedes Mal, wenn die Horde Prostituierter aufläuft, um sich ihren Kunden zu präsentieren. Das Lied wird wie die Erkennungsmelodie eines Helden und zeigt zugleich die Superkraft der Damen: Sie sind käuflich. Dadurch entsteht eine angemessene Komik.

Ebenso angemessen ist die nahezu künstlerische Bildsprache in manchen Szenen. In einem besonders dramatischen Moment, als Emi ihr Scheitern bewusst wird, läuft sie zum Absatz einer Wendeltreppe und sieht hinunter. In diesem ewigen Kreis aus Treppen lieben sich ebenso symmetrisch angerichtet Männer und Frauen untereinander. An dem Höhepunkt ihrer Krise wird Emi somit der Auslöser des Ganzen vor die Augen gehalten: die Lust, das Verlangen nach mehr. Nicht nur im Sex, sondern auch im Geschäft. Genauso malerisch stehen sich zwei Szenen im Film gegenüber. In der einen ist der Geschlechtsakt im Wasser zu sehen und in der anderen der Suizid eines Mädchens im selben kühlen Nass. Dabei schmiegt sich das Kleid um die ertrinkende Frau wie der Liebhaber um die andere und beide, das Paar und die sterbende Frau, sinken ruhig herab. Hier liegen Tod und neues Leben bildlich wie sinngemäß nah beieinander.

Auch manche Aussagen sind so ausgeklügelt, da sie nicht willkürlich wirken und zum Nachdenken anregen. Da wäre beispielsweise Dorota, die ihre Tochter Marianna zum Verhandeln schickte, um selbst ins Geschäft mit den Arabern einzusteigen. Doch Marianna wurde vergewaltigt und kehrt zurück. Niemand nimmt das Wort Vergewaltigung in den Mund, doch jedem ist klar, was passiert ist. Dorota tröstet ihre Tochter und sagt: “Sex findet bloß einen kurzen Moment lang statt. Was du nachts tust, ist tagsüber bloß ein flüchtiger Traum”. Diese unangenehme Aussage bleibt unbeantwortet und Marianna scheint wie in einen Traum zu entschwinden.

Girls to Buy weiß somit, wann es Bilder und Musik einsetzt, wann geredet und wann lieber geschwiegen wird. Jede Szene und jeder Charakter scheint bis ins Kleinste durchdacht worden zu sein. Das Erotikdrama erhält dadurch eine gute Mischung, die einen unterhält, aber gleichzeitig nicht vergessen lässt, dass das, was Emi tut, eine Straftat ist. Emi ist die ganze Zeit über die tapfere Protagonistin, die sich und andere klug ins rechte Licht rückt, ohne je zu engagiert, zu verbittert oder zu unglaubwürdig zu wirken. Sie weiß, was sie will, und für einen kurzen Moment entführt sie Zuschauer*innen in die Welt der Prostitution für reiche, arabische Männer und für diesen Moment erscheint ihr Handeln das selbstverständlichste der Welt zu sein. Girls to Buy ist zurecht einer der erfolgreichsten polnischen Filme.

 

Informationen zu Girls to Buy

  • Originaltitel: Dziewczyny z Dubaju
  • Laufzeit: ca. 144 Minuten
  • Heimkinostart: ab 2. September 2022 auf BLU-RAY und DVD
  • Altersfreigabe (FSK): ab 18 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Paulina Galazka, Katarzyna Figura, Katarzyna Sawczuk, Giulio Berruti, Józef Pawlowski

 

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[gp_testimonial_slider effect=”fade” speed=”0″ arrows=”false”][gp_testimonial image=”146349″ headline=”Fazit zu Girls to Buy” name=”Ann-Kathrin Günther, Redakteurin”]Girls to Buy hat mich wirklich positiv überrascht. Obwohl der Film natürlich auch erotische Szenen beinhaltet, passiert weitaus mehr als der übliche Sex. Die starke und taffe Emi wird zur Geschäftsfrau, die zugleich sympathisch als auch kriminell ist. Ein durchaus schwieriger Charakter, mit dem man sich da identifizieren soll, aber es funktioniert. [/gp_testimonial][/gp_testimonial_slider]
Grandioser Handlungsbogen
Charaktere mit Tiefe und Ecken
Gewaltige und überzeugende Gesamtinszenierung
Leider keine Bestrafung für die Männer, auch wenn das am Ende thematisiert wird

Ab in die Filmsammlung?

Girls to Buy ist nicht ohne Grund ab 18. Es gibt einige sehr explizite, verstörende Szenen, die noch schlimmer werden, wenn man bedenkt, dass sich der Film an wahren Tatsachen orientiert. Wer starke Nerven und einen langen Atem hat, sollte sich den zweistündigen Erotikfilm aber ansehen.

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