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Der Nachname

Kritik zur anstrengenden jedoch liebevollen Familienkomödie

Deutsche Komödien kann man im Grunde nur lieben oder hassen. Mit Direktor Sönke Wortmanns Der Vorname von 2018 im Hinterkopf ging ich mit keinen hohen Erwartungen ins Kino und kam fasziniert von der Wirkung, die Der Nachname als Fortsetzung mit sich brachte, wieder aus dem Saal. Ich werfe meine Vorbehalte über Bord! Und weshalb ich diesen Film eine “Hommage an die Unvollkommenheit” nenne, erfahrt ihr in meiner Kritik.

 

Die Story von Der Nachname

Die Geschichte setzt zwei Jahre später da an, wo Der Vorname aufgehört hat. Alle Charaktere haben die dunklen Beichten und prekären Offenbarungen voneinander verdaut und gehen wieder friedlich ihrem Alltag nach. Dorothea Böttcher und ihr Freund und Adoptivsohn René König haben sich auf die Familien-Finca auf Lanzarote zurückgezogen. Thomas und seine Frau Anna planen noch ein weiteres Kind. Elisabeth und Stefan haben währenddessen damit zu tun, ihre Kinder auf einer Privatschule in England zu finanzieren. Doch sie alle finden sich auf Wunsch von Dorothea und René auf Lanzarote ein. Sie haben etwas zu verkünden und das geht natürlich nicht übers Telefon. Voller Fragezeichen und schon zum Teil recht angespannt, kommen die Personen auf dem Grundstück an und durch kleine Hinweise erfahren sie früher als geplant den Grund: René und Dorothea haben geheiratet und der Name Böttcher wurde durch König ersetzt.

Und damit beginnt die Familientragödie, in der sich Thomas all seinen alten Ansichten zum Familienleben hingibt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Seine Schwester Elisabeth ist derweil frustriert und hat laut ihres Mannes noch eine Affäre am Laufen. Das sind nur wenige Dinge, die innerhalb kürzester Zeit ans Tageslicht kommen und den Urlaub zu einer kleinen Hölle für alle macht. Die Familienmitglieder müssen sich mit ihren und den Problemen der anderen auseinandersetzen und lernen zu verstehen, dass jeder Ecken und Kanten hat. Leben und Leben lassen, ist hier das Motto. Nicht zuletzt wegen einer Dose voll Haschkekse.

 

Unsere Kritik zu Der Nachname

Wie eingangs erwähnt, hatte ich keine Hoffnung auf gute Unterhaltung. Deutschen Filmen stehe ich aufgrund der Dialoge, die gern unter die Gürtellinie gehen und der vielen für meine Ohren nicht so schön klingenden Dialekte, die es eben in Deutschland gibt, sehr kritisch gegenüber. Das war auch ein Grund, weshalb ich von der Stimmung des Films von Anfang an negativ beeinflusst war. Typisch deutsche Spannungen, die dazu führten, dass man das Wesentliche vor Auge gänzlich übersieht. Das Anwesen selbst und das Flair einer kanarischen Insel wurde so schön ins Bild gebracht, dass ich mich zwischendurch wirklich aufgeregt habe, wie jeder Charakter nur zetern konnte, ohne diese Landschaften zu genießen. Der Wein war zu süß, das Gästezimmer nicht gut genug und Privatsphäre war schon mal gar nicht erlaubt. In vielen Abständen habe ich gelacht, weil das Gezeter keine Sekunde lang aufhörte und für mich gänzlich anstrengend blieb.

 

Das Besondere ist der Wandel

Und dann, nach und nach fiel mir eine Besonderheit auf. Ich konnte mich mit den Menschen identifizieren. Mit dem nervigen Literaturprofessor, der gern Leute korrigierte und triezte, in dem er schlaue Kommentare von sich gab. Christoph Maria Herbst hat dieser Rolle wieder einmal einen authentischen Touch verpasst und ich habe mich diebisch über seine Korrekturen gefreut. Iris Berben, welche die Dorothea König… Entschuldigung, Böttcher spielte, war mir persönlich am Liebsten. Eine wunderschöne Frau, die nüchtern und trotzdem lebensfroh und locker ein Leben lebte, welches wir uns alle wünschen. Mit nötigen Umwegen und all den Hürden, die ihre Vorstellungen und die ihres Partners mit sich bringen, umzugehen wusste und letztendlich der Sammelpunkt für alle Familienmitglieder war. So ganz ohne sterben zu müssen. Einfach ihre Präsenz war eine Wohltat für meine gestresste Seele.

Selbst Thomas Böttcher (Florian David Fitz), der mir aufgrund seiner Einstellungen rundum unsympathisch war, wurde so nachvollziehbar dargestellt, dass man sich zumindest in diesen Mann hineinversetzen konnte. Man musste ihn nicht mögen, aber hassen konnte man ihn eben auch nicht. Und wer kennt nicht das Gefühl des vereinsamten Beziehungspartners, weil halt einfach irgendwann die Luft raus ist? So erging es sowohl Anna Wittmann, der Frau von Thomas, als auch Elisabeth Berger-Böttcher, der werten Gattin von Stefan. Diese beiden Frauen trafen so ihre Entscheidungen im Film, die auf den ersten Blick seltsam unlogisch wirkten. Reden, so sagt man, hat schon immer geholfen. Doch Reden beinhaltet unter Umständen auch verletzen und Veränderungen, die man nicht will. Ja, auch hier fühlte ich mich in so mancher Situation bestens hinein.

 

Leben und Leben lassen

Lange Rede, kurzer Sinn: Tatsächlich konnte Der Nachname als deutscher Film mein Herz erreichen. Es war wohl gerade weil es typisch Deutsch und nicht Hollywood war. Der Film zeigte, dass Menschen manchmal seltsame Wünsche und Vorstellungen haben, die nicht Jeder verstehen muss, aber zumindest nachvollziehen sollte. Vor allem dann, wenn sie keinem Anderen schaden. Natürlich gab es hin und wieder offensichtlich platzierte Dialoge, um die nächste Bombe platzen lassen zu können und dem eigentlichen Skandal noch eins oben drauf zu setzen. Aber wer Empathie beherrscht und sich auf das Thema einlässt, wird von Der Nachname nicht enttäuscht sein und die Spielzeit genießen.

 

Informationen zu Der Nachname

  • Originaltitel: Der Nachname (Remake des französischen Films “Le Prénom”)
  • Laufzeit: ca. 87 Minuten
  • Heimkinostart: 20. Oktober 2022
  • Altersfreigabe (FSK): keine Angabe
  • Besetzung: Caroline Peters als Elisabeth Berger-Böttcher, Christoph Maria Herbst als Stephan Berger, Elena Sancho Pereg als Lucia, Florian David Fitz als Thomas Böttcher, Iris Berben als Dorothea König, Janina Uhse als Anna Wittmann, Justus von Dohnányi als René König

 

Trailer zu Der Nachname

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[gp_testimonial_slider effect=”fade” speed=”0″ arrows=”false”][gp_testimonial image=”1000002766″ headline=”Fazit zu Der Nachname” name=”Janine Günther, Redakteurin”]Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Denn, wer nicht wagt, sich diesen Film anzuschauen und ihn auf sich wirken zu lassen, der verpasst auf jeden Fall ein emotionales Auf und Ab, nachvollziehbare Charaktere und sowohl witzige als auch sehr ernste Dialoge. Blut kann schon mal dicker als Wasser sein, aber manchmal braucht es nicht einmal das, um einander zu verstehen. Manchmal reicht auch ein viel zu süßer Wein und ein paar Haschkekse. [/gp_testimonial][/gp_testimonial_slider]
Viele Lacher durch anstrengende Persönlichkeiten
Geschichte mit nachvollziehbarer Moral
Platz für atmosphärische Aufnahmen
Tolle Schauspieler, die wissen, was sie tun

Ab in die Filmsammlung?

Mir persönlich war es eine Freude, diesen Film im Kino sehen zu dürfen, aber ich würde ihn mir vermutlich nur nochmal mit Jemanden anschauen, der ihn unbedingt sehen möchte. Für Freunde des Humors, aber auch Zweifler ist der Film allerdings in jedem Fall etwas, denn wer bis zum Ende durchhält, der geht mit einem wohligen Gefühl zurück in den Alltag.

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