Mit überraschendem Star-Aufgebot wunde unter der Regie von Paula van der Oest 2020 der Roman The Bay of Silence verfilmt. Seine Premiere feierte er im August (USA) und im September (UK) 2020; bald ist er auch in Deutschland erhältlich. Was euch mit The Bay of Silence erwartet, das erfahrt ihr hier.
Die Story von The Bay of Silence
Rosalind und Will, ein junges Pärchen, sind sehr glücklich miteinander. Sie ist verwitwet und hat zwei Zwillingstöchter, die für Will wie seine eigenen Kinder sind. Bald verloben sich die beiden und als Rosalind schwanger wird und die kleine Familie in ein wunderschönes Haus ziehen, scheint das Glück perfekt.
Durch einen unglücklichen Unfall jedoch muss die Geburt des Kindes früher als erwartet eingeleitet werden. Der kleine Amadeo kommt gesund und munter auf die Welt, aber Rosalind scheint verändert. Sie beginnt sich äußert seltsam zu verhalten und Will macht sich zunehmend Sorgen um seine Frau. Als sie während einer seiner Geschäftsreisen mit den Kindern und dem Kindermädchen spurlos verschwindet, tritt das eine Kette tragischer Ereignisse los, die Will an allem zweifeln lassen, was er über Rosalind zu wissen glaubte. Und irgendetwas muss dieser mysteriöse Koffer mit einem Absender aus Frankreich mit Allem zu tun haben, der kurz zuvor mit der Post ankam…
Unsere Kritik zu The Bay of Silence
The Bay of Silence basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lisa St Aubin de Terán. Das macht sich vor allem beim Plot bemerkbar, der sehr gut ausgearbeitet ist. Die Geschichte des frisch gebackenen Familienvaters und seiner Frau mit der mysteriösen Vergangenheit ist bei Weitem keine Innovation des Kinos, aber die Buchvorlage hilft doch merklich, den roten Faden beizu- und den Film spannend zu halten. Wo andere Filme mit extra für Hollywood geschriebenem Drehbuch scheitern, kann The Bay of Silence mit einer gut durchdachten Story und dazu sehr gut passendem Charakterdesign auftrumpfen.
Gerade gegen Ende hält der Film auch noch die ein oder andere Überraschung und ein paar Plottwists bereit, die nicht wie leider bei vielen anderen Filmen des Mystery-Thriller-Genres an den Haaren herbeigezogen scheinen. die Richtung, die diese Geschichte damit nimmt, bewegt sich außerdem ein Stück weit weg vom Familienvater und hin zum Über-sich-hinauswachsen einer Frau, der Fürchterliches widerfahren ist. Leider kommt diese Lesart des Plots ein wenig kurz und es hätte dem Film durchaus gutgetan, das Potenzial dieser Erzählung weiter auszuschöpfen. So kommt es einem vor, als hätten die Writer:innen schnell noch ein bisschen feministisches Storytelling ins Ende geschrieben, damit das von der To-Do-Liste abhaken kann.
Die Sache mit der Psyche
Ein Thema, das sich durch den Film zieht, ist, neben dem offensichtlichen Familien-Thema, die menschliche Psyche. Oder – ohne viel vorweg nehmen zu wollen: Die Probleme mit eben dieser. Besonders die beiden Protagonist:innen Rosalind und Will sind davon auf ganz unterschiedliche Weisen betroffen.
Mit Will und seinen Emotionen geht der Film tatsächlich sehr gut um. Er zeigt offen seine Gefühle, er lacht, er weint und reagiert realistisch emotional auf die Dinge, die ihm widerfahren. Die Probleme, denen er sich stellen muss, haben Auswirkungen auf seine Psyche, die der Film wirklich gut und glaubhaft darstellt. Hier wurde ein sehr guter Job gemacht.
Rosalind – oder vielmehr der Umgang mit ihrer psychischen Gesundheit – hat mich auf der anderen Seite ein wenig enttäuscht. Die Tatsache, dass sie mental nicht ganz topfit ist, ist so ziemlich von vornherein klar. Die Hintergründe dessen werden im Film erforscht und bald schon wird klar, dass es vielleicht ernster ist, als es auf den ersten Blick schien. So weit, so gut. Allerdings wird Rosalinds geschädigte Psyche an einigen Stellen fast schon als „Grusel-Faktor“ benutzt, ohne, dass wirklich auf sie eingegangen wird. Das ist nicht nur völlig ausgelutscht, ich finde es auch wirklich schade. Im 21. Jahrhundert sollte die Filmindustrie eigentlich weiter sein, als mit stigmatisierten Bildern von psychischen Krankheiten zu arbeiten. Und wer jetzt damit argumentiert, dass der Film ja auf einem Buch basiert: Das ist richtig, aber es wären gar nicht viele oder große Veränderungen notwendig gewesen, um Rosalinds Handlungsstrang ein wenigstens ein bisschen aufgeschlossener ihrem Zustand gegenüber zu gestalten. Da ist ganz simpel nicht daran gedacht worden, dass eine richtige Darstellung vielleicht angemessener wäre. Schade.
Trumpf durch tolles Schauspiel
Was in The Bay of Silence besonders überzeugt, ist das Schauspiel. Der Cast kann mit einigen Stars aufwarten. So spielt Olga Kurylenko, bekannt aus Oblivion oder dem Bond-Film Ein Quantum Trost, die Protagonistin Rosalind mit Bravour. Die dreifache Mutter ist mit ihrer mysteriösen Vergangenheit und ihren psychischen Problemen ein sehr komplexer Charakter, dessen Nuancen Kurylenko perfekt getroffen hat. Auch Claes Bang (The Quare, The Affair) überzeugt als Will absolut und man kauft ihm die Verzweiflung und Sorge, die ihn plagen, in jeder Szene ab. Ebenfalls einen grandiosen Job macht der aus den Bourne-Filmen bekannte Brian Cox, der Milton spielt, Wills Stiefvater und mächtigen und exzentrischen Kunsthändler. Die On-Screen-Chemie zwischen den Schauspieler:innen stimmt auch und steuert maßgeblich zu der Atmosphäre des Films bei.
Wo wir gerade bei Atmosphäre sind: Die Schauplätze des Films tragen ebenfalls zu seinem Flair bei. Vom frisch renovierten Familienhaus über Miltons extravagante Wohnung bis hin zur französischen Normandie und heruntergekommenen Ruinen früherer Landhäuser – die Szenenbildner:innen haben hier ganze Arbeit geleistet. Hier wurde sich sichtlich Mühe gegeben und das Ergebnis kann sich echt sehen lassen. Der Film ist wirklich schön anzuschauen.
Insgesamt gut, wenn auch nicht stark
The Bay of Silence ist ein Film, der in seiner Machart mehr als solide ist. Eine gute Geschichte, tolle Charaktere und schöne Sets sprechen auf jeden Fall für ihn. Auch die Atmosphäre ist streckenweise wirklich gut und besonders die Szenen in Frankreich sind beklemmend und lassen einen verstehen, warum der Film als Thriller kategorisiert ist. Leider ist das bloß nicht durchgehend der Fall. Besonders die Anfangsszenen, in denen Will und Rose als Paar vorgestellt werden, waren absolut langweilig, weil man solche Zusammenschnitte bereits hundertmal gesehen hat. Doch auch zwischendurch verliert der Film an Tempo und kann die Spannung nicht so ganz aufrechterhalten.
Unterm Strich lohnt er sich aber auf jeden Fall. Klar, er ist kein bahnbrechender Blockbuster, aber ein sehr guter Kandidat für jede:n, der/die einen guten Thriller schauen will, ohne danach Albträume zu haben. Trotz der ein oder anderen Schwäche kann der Film mit Aspekten wie überzeugender Schauspielleistung und einem guten und realistischen Storytelling punkten. Streckenweise trifft er genau den Grat zwischen eintönig und gruselig und schafft es, ein leicht beunruhigendes Gefühl zu erzeugen.
Informationen zu The Bay of Silence
- Originaltitel: The Bay of Silence
- Laufzeit: ca. 93 Minuten
- Heimkinostart: ab 8. Juli digital, ab 5. August auf DVD und Blu-ray
- Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
- Besetzung: Claes Bang, Olga Kurylenko, Brian Cox, Alice Krige
Trailer zu The Bay of Silence

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Fazit zu The Bay of Silence
von Julia Dohm
“Obwohl ich im ersten Moment nicht wirklich begeistert war und der Film auch definitiv seine Schwächen hat, hatte ich doch irgendwie Spaß beim Gucken. Ein toller Film, wenn man nicht in der Stimmung ist, sich zu sehr zu gruseln.”
Ab in die Filmsammlung?
Die-hard Thriller-Fans werden von The Bay of Silence nicht wirklich abgeholt. Für alle anderen verspricht der Film eineinhalb Stunden guter Unterhaltung.