Lost Records: Tape 2 im Überblick
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Onlinezwang
Kostenpflichtiger Seasonpass für DLCs
Releasedatum: 15. April 2025
Genre: Adventure
USK: Ab 16 Jahren freigegeben
Publisher: Dontnod
Plattformen: PC, Playstation 5, Xbox Series X|S
Das Entwicklerstudio Dontnod macht keinen Hehl daraus, dass es aus ihrem neuesten Adventure Lost Records: Bloom & Rage gerne ein Franchise machen würde. Das hat mit Life is Strange schon sehr gut geklappt, wieso also nicht noch einmal probieren? Wir haben uns ja bereits Tape 1 angeschaut und fanden, dass wir hier ein ganz ordentliches Adventure mit interessanten Charakteren und netten Ideen vor uns hatten, welches aber sehr vor sich hin plätscherte. Nun haben wir auch Tape 2 gespielt, haben die gesamte Geschichte von Swann und ihren Freundinnen erlebt und können ein Urteil fällen, ob ein Lost Records-Franchise eine gute Idee sein könnte.
Die vier Freundinnen von Velvet Cove, vereint oder getrennt?
Die Geschichte knüpft an den Cliffhanger aus Teil 1 an. Wir wollen hier natürlich so wenig wie möglich spoilern, aber nur so viel: Am Ende von Tape 1 haben wir etwas über Kat erfahren, welches die Dynamik der vier Freundinnen ganz schön durch wirbelt. Wir spielen wieder als Swann, die am Ende des Sommers wegziehen wird und deshalb noch eine wunderbare Zeit mit Nora, Autumn und Kat verbringen möchte. Doch so einfach ist das eben nicht alles.
Die vier Teenager sind ganz klar der Fokus der Geschichte und wie auch in Tape 1 wechseln wir hier wieder zwischen 1995 und dem Teenager-Sommer und 2022, wo sich die Freundinnen in der Bar wiedertreffen, hin und her. Und in Tape 2 fühlen sich die Entscheidungen, die wir treffen, wichtiger an denn je. Denn je nachdem wie wir uns in 1995 verhalten, welche Dialoge wir wählen und welche Verbindungen mit den Mädchen aufkommen lassen, hat das deutliche Auswirkungen auf die Geschehnisse in der Bar in der Gegenwart. Insgesamt hält Lost Records: Bloom & Rage vier unterschiedliche Enden bereit, je nachdem welche Freundinnen am Ende noch in der Bar sitzen. Ich persönlich habe wohl das schlechteste Ende erhalten, welches mich trotzdem emotional sehr berührt hat.
Kat ist der Schlüssel
Wie gesagt, wir spielen als Swann, also ist sie eigentlich unsere Protagonistin. Man könnte aber auch sagen, dass die vier Freundinnen als Gruppe die Protagonisten von Lost Records sind. Ich persönlich finde, dass vor allem in Tape 2 klar wird, dass sich alles um Kat dreht. Nach den Ereignissen in Tape 1 erfahren wir vor allem über ihre Familie eine Menge, während Nora und Autumn als Charaktere etwas blass bleiben. Die Geschichte rückt Kat wahrlich in den Fokus, ihre Probleme mit ihren strengen Eltern, die sie in ihrem Zimmer einsperren. Ihre nervige Schwester Dylan, die zwar richtig fies sein kann, doch bei der wir auch merken, dass sie ein Herz für Kat hat. Und dann ist da natürlich noch Corey, der Freund von Dylan, welcher besonders in Tape 2 zum Antagonisten mutiert. Abseits dessen treffen wir noch Pat, die Stammkundin der Bar, ansonsten bleibt Lost Records ziemlich leer, was Figuren angeht, die man treffen kann. Gepaart mit der Tatsache, dass wir bis auf Kats Ranch und ihr Zimmer keine neuen Locations zu Gesicht bekommen, wirkt Tape 2 etwas mau. Generell ist Tape 2 gut zwei Stunden kürzer als Tape 1. Vor allem das Ende wirkt am ende ein wenig gehetzt.

Kat hat einige Dämonen und ist der wohl interessanteste Charakter des Spiels. | Bild: 2005 © Dontnod
Was ist denn nun mit dem Abgrund?
Wo wir gerade vom Ende sprechen, müssen wir mal über den Abgrund reden. Keine Angst, ich werde hier nichts spoilern, aber der Abgrund ist ja das übernatürliche Element in der Geschichte, wie es etwa das Zeitreisen in Life is Strange war. Es rückt hier aber sehr in den Hintergrund, weil es erst einmal keine Fähigkeit ist, die von unserer Protagonistin eingesetzt werden kann und weil es zum Großteil der Geschichte kaum eine Rolle spielt. Es geht um Kat, um ihre Familie, um den Teenager-Unfug, den die vier Mädels aushecken und der zum Teil ein wenig ausartet. Erst in der knapp letzten halben Stunde des Spiels dreht sich die Story ein wenig um den Abgrund und welchen magischen Einfluss er auf Leute hat. Dies wirkt ein wenig erzwungen, fast so als hätte man bei Dontnod vergessen, dass es dieses übernatürliche Element gab und man es nun noch gut zum Abschluss bringen musste. Außerdem wird hier ganz plump darauf angespielt, dass eine Fortsetzung nicht ausgeschlossen ist. Man hätte sich vielleicht mehr auf die Geschichte an sich konzentrieren sollen, so wirkt der Abschluss von Tape 2 sehr platt.

Die magischen Elemente in Lost Records sind längst nicht so aufregend wie noch in Life is Strange. | Bild: 2005 © Dontnod
Viele Tränen
Während das Ende also etwas unterwältigend daherkommt, ist der Rest der Geschichte aber schön erzählt. Meistens weiß man ja bei Dontnod auch, was man bekommt. Teenage-Drama mit viel Herz und viel Tränen. Und ja, es wird schon ganz schön auf die Tränendrüse gedrückt. Dabei sitzt nicht jede Performance, manche Dialoge wirken etwas steif oder machen keinen Sinn. Und auch manche Situationen wirken etwas deplatziert und für die aktuelle Lage in der Geschichte völlig fehl am Platz. So müssen wir zum Beispiel Kat in einer Szene aus ihrem Zimmer befreien, während Nora Corey und Dylan ablenken soll. Doch als wir durch das Fenster in Kats Zimmer steigen, um ihr bei der Flucht zu helfen, setzen sich die Mädchen erst einmal hin, tauschen Geschichten aus und ziehen das ganze so in die Länge, obwohl Eile geboten ist. Man sagt ja immer, dass Teenager nicht rational handeln, aber dumm sind diese Mädchen nun wirklich nicht.
Auch eine spätere Szene später bei Nacht im Wald zieht sich etwas zu lange. Dafür, dass das Ende mit dem Abgrund sehr abrupt kommt und dem Übernatürlichen kaum Platz geboten wurde, sind andere Aspekte dann ein wenig zu gestreckt. Insgesamt ist die Story von Lost Records, wenn sie um die Freundschaft der Mädchen geht, schön emotional und herzig, während das Mysterium größtenteils eines bleibt, es wird bis zum Ende nicht aufgeklärt. Dafür sind die Verbindungen zur Gegenwart eine tolle Erzählstruktur.
Lost Records bietet mehr Geschichte und weniger Gameplay
Na gut, wir erwarten von einem narrativen Adventure jetzt keine Gameplaybombe, nicht wahr? Es gibt ein paar kleinere Puzzles und Spielchen wie etwa das Packen eines Umzugkartons oder ein Beruhigungsspiel und sogar eine kleine Stealth-Einlage, ansonsten ist Lost Records recht geradeheraus.
Zwar hat Swann natürlich noch ihren Camcorder, doch die kleinen Filmchen, die man aufnehmen kann, werden immer weniger. Immerhin könnt ihr noch die Filme aus Tape 1 zu Ende drehen und ein, zwei neue Motive gibt es auch, aber spätestens im letzten Spieldrittel habt ihr gar keinen Zugriff mehr auf den Camcorder. Immerhin kommen einige Clips, die ihr in Tape 1 aufgenommen habt, in Tape 2 zum Einsatz.
Zum Abschluss noch ein kurzes Wort zur Technik des Spiels: Wir hatten ein paar kleinere Lags und einen merkwürdigen Bug, bei welchem der Bildschirm immer eine Weile flackerte, nachdem wir den Camcorder benutzt haben. Ansonsten lief Lost Records recht problemfrei. Es sieht grafisch wunderschön aus und auch in diesem Spiel ist es eine Wohltat, sich an einigen Stellen einfach mal hinzusetzen und dem wunderbaren OST zu lauschen. Die beruhigende Indie-Musik ist einfach einer der größten Pluspunkte von Dontnod-Adventures.
Und was nun? Lost Records-Franchise oder was?
Wenn wir mal Tape 1 und Tape 2 zusammennehmen, hat Dontnod hier ein wirklich gutes Adventure abgeliefert. Eine Geschichte, die in 2022 von erwachsenen Frauen aus der Sicht ihres 16-jährigen Ichs in 1995 erzählt wird, ist sehr clever miteinander verwoben. Ich hatte tatsächlich mehrere Male den Moment, dass ich merkte, wenn eine Entscheidung Auswirkungen hatte. Insgesamt kann man gut 12 Stunden mit Lost Records verbringen, man kann es aber auch in die Länge ziehen wenn man mit dem spaßigen Camcorder-Feature herumspielt oder alle Enden sehen will.
Die kleine After Credits-Szene, die wir bekommen, verspricht eine Fortsetzung. Ob das nun mit Swann als Protagonistin geschieht oder mit neuen Figuren, das bleibt offen. Das mysteriöse Ereignis rund um den Abgrund wurde so geheim gehalten, dass wir kaum etwas über dieses Phänomen erfahren haben. Einige Artikel, die man aber im Spiel finden kann, erzählen von weiteren vermissten Personen. Ein Grundstein für eine spannende Story ist also zwar gelegt, wir fanden die zwischenmenschlichen Verbindungen zwischen Swann, Kat, Autumn und Nora aber viel spannender als irgendeinen magischen Abgrund. Auf Zwang irgendetwas säen, was vielleicht nie in einem weiteren Spiel endet, kann auch nach hinten losgehen. Wir sind gespannt, was ihr noch mit dem Abgrund vorhabt, liebes Dontnod-Team.
Fazit zu Lost Records: Tape 2
Insgesamt war Tape 2 zwar viel kürzer als Tape 1, hat mir aber insgesamt viel besser gefallen. Dies liegt wohl vor allem daran, dass ich nun mit den Charakteren vertraut war und sie mir ans Herz gewachsen sind. Die Dynamik der vier Mädchen ist die größte Stärke in der Erzählung von Lost Records, nicht irgend so ein magischer Abgrund. Die Mädchen sind der Fokus, sie sind sehr liebenswert und einige Ideen wie der Sprung in die Gegenwart oder das Aufnehmen per Camcorder sind nette Features, die solch ein Adventure etwas auflockern.Das Ende wirkt etwas gehetzt und der Teaser zu einem möglichen Nachfolger etwas erzwungen, insgesamt war die Geschichte von Lost Records aber sehr mitreißend. Life is Strange-Niveau erreichte sie zwar nie, aber ich habe den Sommer im Velvet Cove der 90er sehr genossen.Maarten Cherek (Redakteur)
Positiv:
Negativ:
Ab in die Sammlung?
Für Life is Strange-Fans ist Lost Records ein Muss. Es mag erzählerisch nicht ganz so stark sein wie Dontnods Erstlingswerk, aber es reißt dennoch mit.