Lost Records: Bloom & Rage - Tape 1 im Überblick
Online Multiplayer
Couch-Koop / Splitscreen
Mikrotransaktionen
Lootboxen
Onlinezwang
Kostenpflichtiger Seasonpass für DLCs
Releasedatum: 18. Februar 2025
Genre: Adventure
USK: ab 16 Jahren freigegeben
Publisher: Don’t Nod Entertainment
Plattformen: PC, Playstation 5, Xbox Series S|X
Titelbild: 2025 © Don’t Nod
Don’t Nod Entertainment haben 2015 mit Life is Strange wohl ihr Magnus Opus erschaffen. Das Adventure ging durch die Decke und die emotionale Geschichte der Schülerin Max, welche die Fähigkeit zum Zeitreisen entdeckte, fand eine riesige Fangemeinschaft. Doch seit dem dritten Teil sitzt das Entwicklerstudio aus Paris nicht mehr am Hebel, sondern das US-Studio Deck Nine. Doch nun wagt sich auch Don’t Nod wieder an ein emotionales Adventure namens Lost Records: Bloom & Rage, welches ein Teenie-Mädchen begleitet, in dem etwas Übernatürliches eine Rolle spielt und in denen vor allem viele Entscheidungen getroffen werden. Können sie den Erfolg von 2015 wiederholen? Wir haben zumindest erst einmal die erste von zwei Episoden getestet, ihr erhaltet also zunächst mal „nur“ einen Ersteindruck, bevor am 15. April Tape 2 erscheint.
Lost Records: Bloom ohne Rage
In Lost Records: Bloom & Rage spielen wir als Swann, ein 16-jähriges Mädchen, welches in einem kleinen US-Vorort namens Velvet Cove in den 90ern aufwächst. Sie ist tatsächlich in einigen Aspekten der Protagonistin von Life is Strange, Max, sehr ähnlich. Beide sind eher schüchtern, nicht besonders bei den Mitschülern beliebt, stehen auf trashige Horrorfilme und erstellen auch gerne selbst Bildmedien, Max mit ihrer Polaroidkamere, Swann mit ihrem Camcorder. Aber hier wurde nicht bloß eins zu eins kopiert, Swann ist schon ein eigenständiger Charakter. Sie ist vielleicht sogar noch schüchterner als Max, leidet unter den übergriffigen Methoden ihrer Mutter, sie zum Abnehmen zu zwingen und sie in ein Kleid zu zwängen, sie liebt ihren Kater und ihre Gespenstschrecke Asterix und sie filmt gerne Heimvideos, wie bereits erwähnt.
Ein erzählerischer Kniff von Lost Records: Bloom & Rage ist, dass wir Swann in zwei verschiedenen Zeitabschnitten ihres Lebens begleiten. Einmal 1995, wo sie kurz davor ist, nach Vancouver zu ziehen, aber zunächst noch drei andere Mädchen kennenlernt, mit denen sie sich anfreundet und einen aufregenden Sommer erlebt. Zum anderen spielen wir auch die erwachsene Swann in 2022, also mitten in der Corona-Pandemie. Dort kehrt sie nach einem Anruf in das kleine Örtchen Velvet Cove zurück, um sich mit ihren Freundinnen im dortigen Pub zu treffen. Denn eine der Freundinnen, Autumn, hat ein mysteriöses Paket erhalten. Und es stellt sich heraus, dass damals in 1995 etwas ganz Schlimmes passiert ist, weshalb die vier Freundinnen sich seitdem nie wieder gesehen haben. Und so versuchen sie, ihren Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen.

Es ist schon immer etwas seltsam, mit alten Freunden in Erinnerungen zu schwelgen. | Bild: 2025 © Don’t Nod
Drama oder kein Drama?
Die Dynamik, dass die Erzählung aus der Sicht der erwachsenen Figuren stattfindet, bietet ein paar interessante Möglichkeiten. Bei dem Gespräch kann man mit einem Blick auf bestimmte Gegenstände und dem Aussprechen bestimmter Sätze eine Erinnerung auslösen, in welcher wir dann die junge Swann spielen. Hierbei kommentieren die Frauen aus der Gegenwart die Geschehnisse auch hin und wieder. Schaut man sich zum Beispiel etwas in Swanns Zimmer an, stellt die erwachsene Autumn vielleicht eine Frage dazu, worauf die erwachsene Swann dann antwortet. Auf jeden Fall sorgt das für eine außergewöhnliche Erzählstruktur.
Ansonsten funktioniert Lost Records: Bloom & Rage wie ein typisches Adventure, wir untersuchen diverse Gegenstände, können mit einigen Sachen interagieren und hören uns die dazu ausgesprochenen Kommentare an. Die Geschichte erreicht dabei jedoch nie wirklich die spannenden Wendungen, die wir noch aus Life is Strange kennen. Da wird ja direkt zu Beginn das Mysterium mit dem Zeit zurückspulen ein großes Mysterium vorgestellt. Die Geschichte von Lost Records: Bloom & Rage plätschert hingegen so ein wenig vor sich her. Es wird erzählt, wie die vier Freundinnen Swann, Autumn, Nora und Kat sich kennenlernen, wie sie in einer Garage musizieren und in einer verlassenen Waldhütte eine Geheimbasis errichten. So typische Teenie-Sachen eben. Lediglich gegen Ende der Episode werden ein paar übernatürliche Geschehnisse ins Spiel gebracht und einen Storytwist gibt es auch, aber er dient eher als Aufhänger für die zweite Folge. Wenn man also auf ein spannendes Drama gehofft hatte, dann wird die erste Episode dieses Bedürfnis nicht erfüllen können.
Teenies mit Charakter
Auch wenn Tape 1 von Lost Records: Bloom & Rage eher seicht dahersegelt, so ist es trotzdem auf seine Art unterhaltsam. Das liegt vor allem an den liebenswürdigen Hauptfiguren, Nebenfiguren gibt es bis auf vereinzelte Ausnahmen kaum. Sicher, da wären Jim und Pam an der Bar, die einfach nur liebenswürdig sind, oder auch Dylan und Corey, die eher nicht so liebenswürdig sind. Aber der Fokus dreht sich um unser Vierergespann. Neben Swann wären da Autumn, die coole Skaterin, die in einem Eisstand arbeitet und eine Hälfte des Punk-Duos Bloom & Rage bildet. Das andere Bandmitglied ist Nora, die immer einen flippigen Spruch auf den Lippen hat, sich gerne mal einen raucht und Insekten verabscheut, leider aber auch magisch anzieht. Und dann wäre da noch Kat, bei der „klein, aber oho“ wohl das Lebensmotto ist, denn trotz ihrer Körpergröße hat sie die wohl größte Kodderschnauze, wohl als rebellische Reaktion auf ihren religiösen Haushalt und ihre fiese Schwester Dylan. Gemeinsam sind diese vier Mädchen ein absolut sympathischer Cast, deren Abenteuer wir gerne begleiten.
Alles auf Film?
Unsere Protagonistin Swann ist ein Filmnerd und ihr Hobby, das Filmen von Heimvideos, ist ein essentieller Bestandteil von Lost Records: Bloom & Rage. Jederzeit können wir ihren Camcorder hervorholen und Aufnahmen machen. Dabei schalten wir ab und an bestimmte Memoiren frei, für die wir verschiedene Motive filmen müssen. Haben wir genug gefilmt, können wir uns im Menü das fertige Memoir anschauen, welches dann auch noch von Swann kommentiert wird. Es hat Spaß gemacht, durch die Kameralinse mögliche Ziele für neue Memoiren zu finden.
Leider kam es in einigen Abschnitten vor, dass das Erkunden durch Zeitdruck etwas zu gestresst wirkte. So müssen Charaktere immer wieder betonen, was wir als nächstes tun sollten, in einem Bereich verpassten wir sogar ein Ereignis, weil wir zu sehr mit dem Filmen von anderen Objekten beschäftigt waren. Spieler*innen, die jede Ecke untersuchen wollen, könnten sich also vielleicht von dem ein oder anderen Dialog unter Druck gesetzt fühlen.
Dabei sind Dialoge auch eine der Stärken von Lost Records: Bloom & Rage. Je nachdem, welche Infos wir bereits wissen, welche Objekte wir genauer untersucht haben oder wo wir uns in der Gegend umschauen, werden neue Dialogoptionen freigeschaltet. Gespräche in Lost Records: Bloom & Rage wirken wirklich so, als entstünden sie im Moment.
Fazit zu Lost Records: Bloom & Rage
So richtig umgehauen wie damals die erste Episode von Life is Strange hat uns Tape 1 von Lost Records: Bloom & Rage jetzt nicht. Es war ein unterhaltsames Adventure mit seichten Teenie-Themen, wenig Drama und auch wenig übernatürlichem Schnickschnack. Aber all das zieht gegen Ende des Spiels nochmal so richtig an, so dass wir uns sehr auf Tape 2 freuen, um die Geschichte von Swann und ihren Freundinnen in Gänze zu erleben.Maarten (Redakteur)
Positiv:
Negativ:
Ab in die Sammlung?
Als Fan von Life is Strange ist auch Lost Records: Bloom & Rage eine Empfehlung wert. Man muss seine Erwartungen, was dramatische Wendungen angeht, ein klein wenig zurückschrauben, erlebt dafür aber ein atmosphärisches kleines Abenteuer.