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Test: Ghost of Yotei

Noch besser als das Tsushima-Epos?

Ghost of Yotei

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Kostenpflichtiger Seasonpass für DLCs

Releasedatum: 02. Oktober 2025

Genre: Action-Adventure

USK: ab 18 Jahren freigegeben

Publisher: Sony Interactive Entertainment

Plattformen: Playstation 5

Nach fünf Jahren Wartezeit, seit Ghost of Tsushima, hat das Studio Sucker Punch endlich ihr neues Samurai-Abenteuer enthüllt. Ich habe zahlreiche Stunden in der eisigen Wildnis von Ezo verbracht, hunderte Gegner niedergestreckt und viele Ecken dieser atemberaubenden Welt erkundet. Ghost of Yotei ist nicht einfach nur eine Fortsetzung – es ist eine Verfeinerung, eine Vertiefung dessen, was das Original etabliert hat. Doch wie jedes ambitionierte Sequel bringt es auch seine eigenen Herausforderungen mit sich. Und so stellt sich die Frage: Wie gut ist es tatsächlich?

 

Die wunderbare Welt von Ezo

Ghost of Yotei versetzt uns, im Gegensatz zu Ghost of Tsushima, über 300 Jahre in die Zukunft, ins Jahr 1603, auf die nördliche Seite der Insel Japans, rund um den majestätischen Berg Yōtei. Jin Sakai ist längst nur noch eine Legende der Vergangenheit. Die Spielwelt ist ähnlich groß wie die von Tsushima und das begrüße ich sehr. Nichts geht mir mehr gegen den Strich als aufgebähte, leere und wenig aussagekräftige Welten. Doch hier hat Suckerpunch eine wirklich perfekte Größe gewählt und zudem die Welt spannend zum Erkunden gestaltet.

Statt mir, wie in modernen Open-World-Spielen üblich, erstmal hunderte Marker auf die Karte zu werfen, vertraut Ghost of Yotei auf organische Entdeckung. Ein dichter Nebel des Krieges bedeckt die gesamte Karte, und Orte erscheinen erst dann, wenn ich sie tatsächlich besuche. Selbst wenn ich Landmarks durch mein Fernglas identifiziere, werden sie wie Gerüchte auf die Karte gekritzelt – unbestätigt, geheimnisvoll, einladend. Quests bekomme ich nicht einfach so vorgesetzt; ich muss NPCs helfen und Feinde verhören, um Informationen zu sammeln. Das neue Hinweis-System kartografiert meine Ziele tausende Meter entfernt, aber im Moment fühlt sich die offene Welt nur so groß an, wie mein Auge reicht.

Ghost of Yotei

Ghost of Yotei sieht teils wie gemalt aus. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Welt vs. Questmarker

Diese Designentscheidung verwandelt die Erkundung in etwas Bedeutsames. Ich fühle mich gedrängt, die Dörfer am Wegesrand zu besuchen, nach Beute zu suchen und optionale Aktivitäten zu absolvieren, überzeugt davon, dass es sich lohnen wird. Das hat der Vorgänger bereits etabliert, aber der neue Teil bessert es in vielerlei Hinsicht noch aus und gibt sich Mühe, ein möglichst organisches Abenteuer zu schaffen. Die Landschaften selbst sind ein visuelles Gedicht. Von weitläufigen Feldern voller Gräser und Blumen, die in Sonnenlicht getaucht sind, bis hin zu den eisigen Berghängen einer arktischen Winterregion. Vom üppigen Grün der fluvialen Landschaften entlang mäandernder Wasserstraßen bis zu den blendenden Orangetönen und Goldtönen hunderter Bäume in ihrer Herbstform – alle vier Jahreszeiten sind wunderschön über Ezo drapiert.

Was mich am meisten beeindruckt hat, ist wie absichtsvoll jede Location platziert wirkt. Nichts fühlt sich zufällig oder prozedural generiert an. Jedes Dorf, jeder Schrein, jede Festung scheint eine Geschichte zu erzählen. Das lädt ein und es funktioniert auch. Ständig hat mich die Welt davon abgelenkt stumpf den Main Quests nachzugehen, was man zweifelsohne auch machen kann. Doch die Welt selbst riss mich immer wieder davon weg und sog mich ein.

Kartographenkarten können gekauft und über Bereiche auf meiner eigenen Karte gelegt werden, um Orte auf unglaublich befriedigende Weise zu enthüllen, die die Karte zum Leben erweckt, anstatt nur eine statische Ressource zu sein. Selbst Details wie Regentropfen, die auf meine Karte fallen, wenn es in der Spielwelt regnet, zeigen die Liebe zum Detail.

Ghost of Yotei

Während die deutsche Übersetzung gelungen ist, konnte mich die deutsche Sprachausgabe weniger überzeugen. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Rache

An die Stelle von Jin Sakai tritt Atsu, eine Onryō, ein rachsüchtiger Geist, die nach 16 Jahren in ihre Heimat Ezo zurückkehrt, um Vergeltung für den Mord an ihren Eltern zu üben. Die „Yōtei Six“, sechs maskierte Schurken, sind ihre Ziele, und ich höre diese Phrase besonders in der ersten Hälfte der Hauptstory verdammt oft.

Die Geschichte wird durch spielbare Flashbacks ergänzt, die den Kontext dieser schicksalhaften Nacht und die Ereignisse, die dazu führten, enthüllen. Diese beiden Zeitlinien spielen sich gegenseitig aus, um sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart zu verstehen und warum Atsu bestimmte Dinge fühlt. Die Erzählung ist episch, sehr emotional und zutiefst filmisch. Ich kann die Wut und Entschlossenheit in Atsus Begegnungen spüren, in ihren viszeralen Kampfhandlungen sehen; und ich erkenne, wie ihre unerbittliche Verfolgung von Gerechtigkeit ihre Perspektive im Laufe der Zeit verändert. Die Geschichte hat mir im Vorgänger noch besser gefallen, denn obwohl die Story von Atsu mitreißend und emotional ist, verbirgt sich dahinter doch ein einfaches Rachekonstrukt. Da wäre mehr drin gewesen.

Anders als in Assassin’s Creed Shadows, das mir fast vollständige Freiheit gab, jeden Antagonisten gleichzeitig zu verfolgen, behält Sucker Punch in Ghost of Yotei die Kontrolle. Die Karte öffnet sich in Etappen, es gibt also eine vorbestimmte Struktur und Reihenfolge für die Kampagne. Dies erweist sich als Vorteil und liefert mehr Freiheit in Atsus Reise.

Die Charakterentwicklung ist eine besondere Stärke. Atsu trifft auf Unterstützer, Kritiker und viele dazwischen während der Erzählung, was emotionale und interessante Momente schafft, die die Handlung über ihre Ursprünge hinaus erweitern. Sie ist eine überzeugende Protagonistin, und die Veränderung, die sie entlang des Weges durchmacht, macht sie zu einer der interessantesten PlayStation-Charaktere der letzten Jahre. Dabei bewegt sie sich zwischen Frust, Trauer und Emotionslosigkeit und das Zusammenspiel macht Atsu einfach zu einer mega spannenden Figur. Das kann ich aber nur von wenigen anderen Charakteren sagen. Die meisten Figuren bleiben nämlich recht blass.

Ghost of Yotei

Immer wieder trifft man auf Ort und Personen, die das Interesse anregen. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Zeit für ein Duell

Kommen wir, neben der Welt, zu einem weiteren Herzstück von Ghost of Yotei. Sucker Punch hat das Stance-System aus dem Original komplett überarbeitet und durch ein waffenbasiertes System ersetzt, das dem Kampf eine andere Dynamik verleiht. Wenn ich am Ende des Spiels vollständig ausgerüstet bin, habe ich Zugang zu fünf Nahkampfwaffen, und jede hat ihren eigenen Charakter, ihre eigenen Stärken und Schwächen.

Das Single-Katana funktioniert am besten gegen andere Schwertkämpfer. Die Dual-Katanas überwältigen Stangenwaffen-Nutzer. Das riesige Odachi ist dafür gedacht, größere Gegner niederzustrecken. Atsus eigener Speer funktioniert am besten gegen Dual-Wielder. Und die Kusarigama bricht Schilde. Während ich theoretisch bei einem einzigen Waffentyp bleiben könnte, liegt die Idee darin, meine Offensive an den jeweiligen Gegner vor mir anzupassen. Gegen Ende des Spiels kann es schwierig werden, sich die Vor- und Nachteile jeder Waffe im Moment zu merken, während ich schnell zwischen Zielen in einer Schlacht wechsle.

Das Kern-Gameplay-Loop folgt diesem Muster: Ich identifiziere den Waffentyp meines Gegners, wechsle zur entsprechenden Konterwaffe, breche ihre Verteidigung mit schweren Angriffen und entfessle dann verheerende Combos. Das fühlt sich zunächst enorm wuchtig an, die Animationen sind schon fast tänzerisch und insgesamt entsteht so ein guter Flow beim Fight. Das macht einfach unfassbar viel Spaß. Aber:

Ghost of Yotei

An Blut spart man hier nicht. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Welche Waffe denn nun?

Ich kann mich, anders als in AC: Shadows, aber nie auf einen Waffentyp fokussieren. Ich bin immer gezwungen innerhalb des Kampfes hin und er zu wechseln und auch wenn das der Kniff des Kampfsystems ist, stört es mich. Es unterbricht den Flow, in dem ich bin, ständig. Gerade weil ich alle 10 Sekunden immer die Waffen wechseln muss, wenn ich etwas weiter im Spiel bin. Der vielleicht größte Makel des Spiels.

Wenn ich aber die abgetrennten Körperteile und Blutfontänen sehe, überwiegt die Glückseligkeit über eine gewonnene Schlacht. Mit Abstrichen.

Ergänzt wird der Kampf durch Fernkampfwaffen. Die Bögen in Yotei sind wieder einmal befriedigend zu verwenden, besonders der Hankyu-Kurzbogen für schnelle, präzise Schüsse. Die Flintenlangwaffe ist eine Option, obwohl ich sie kaum verwendet habe. Was wirklich cool ist: Ein Standoff mit einem schnellen Hüftschuss der Pistole zu beenden, fühlt sich verdammt stylisch an. Dazu kommen werfbare Werkzeuge wie Feuerbomben, um Chaos in Gegnergruppen zu verursachen, und schnelle Kunai-Messer.

Eine brilliante neue Mechanik ist das Entwaffnungssystem. Ich kann Gegnern ihre Waffen aus der Hand schlagen und sie gegen sie verwenden – ein dynamisches Element, das mich zwingt, mich mitten im Kampf schnell anzupassen. Die Kusarigama ist hier mein persönlicher Favorit für stille Attentate aus der Distanz, während das Odachi pure Kraft ausstrahlt.

Ghost of Yotei

Konter, als auch die richtige Waffe, sind das Geheimrezept. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Stealth oder Frontalangriff: Beides funktioniert

Stealth bleibt eine Option, besonders beim Infiltrieren feindlicher Lager. Hohes Gras zum Umherschleichen, Wachen mit einem Bogen auszuschalten oder mit distanzierten Attentaten mit der Kusarigama – das alles funktioniert wunderbar. Allerdings liegt der Fokus in diesem Sequel weniger auf Stealth als im Original. Zumindest wirkte die Welt nur in sehr spezifischen Bereichen darauf ausgelegt. Die Balance zwischen Stealth und offenem Kampf ist gut, auch wenn ich persönlich den Stealth in Assassin’s Creed Shadows etwas besser finde. Zumindest, wenn ich die flinke Naoe spiele.

Die Rüstung spielt wieder eine Rolle, indem sie Perks bietet, die verschiedenen Spielstilen zugutekommen können. Neue Sets können durch Nebenquests oder Aufgaben erworben und aufgerüstet werden. Es gibt auch umfangreiche Anpassungsoptionen. Weapon Kits geben meinen Klingen ein neues Aussehen und eine neue Farbe, während das Aufrüsten von Rüstung frische Visualisierungen und Accessoires verleiht. Kombiniert mit Charms, die mir erlauben, meinen eigenen Charakter-Build zu erstellen, kann ich meine Atsu völlig anders aussehen lassen als die von jemand anderem.

Ghost of Yotei

Pfeil und Bogen sind ein wichtiges Tool für Infiltrationen. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Besser geht immer

Es gibt zahlreiche Skill-Trees zum Erweitern. Jede Waffe hat ihren eigenen Baum; es gibt Skills bezüglich Atsus Überlebenshintergrund (Reduzierung von Fallschaden usw.) und sogar einige, die sich auf die Hilfe beziehen, die ich manchmal von einem Wolf-Gefährten bekommen kann. Ich schalte diese Fähigkeiten frei, indem ich vor Altaren verbeuge. Diese können allein in der Wildnis gefunden oder mit der Säuberung feindlicher Lager verbunden werden.

Allerdings gibt es auch Features, die sich als nahezu redundant erwiesen haben. Das Wolf Pack-Menü und das Camping-System klangen in der Theorie großartig: Wichtige Charaktere, die ich auf meiner Reise treffe, informieren mich über neue Gegenstände, die sie verkaufen, oder Quest-Updates. Beim Campen in den Tälern von Ezo können Mitglieder meines Wolf Packs mich besuchen und diese Ressourcen direkt zu mir bringen. In der Praxis? Ich kann meine Bestände an Pfeilen und Munition einfach durch das Plündern der feindlichen Lager auffüllen, die ich sowieso besuche. Dank Fast Travel kann ich einfach den Händler besuchen, den ich brauche, anstatt zu hoffen, dass er im Camp erscheint.

Das Kochen von Essen im Camp ist exklusiv für diesen Mechanismus, aber die Boosts, die es für Offensive und Defensive bietet, sind temporär und ziemlich minimal und habe ich nach einiger Zeit dann ziemlich ignoriert. Da ist ein The Legend of Zelda erheblich weiter und vielseitiger.

Ghost of Yotei

Die Bambusstände sind eine nette und anspruchsvolle Abwechslung. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Zwischen Abarbeiten und spannender Ablenkung

Ghost of Yotei bringt die Bambusschläge, Fuchs-Höhlen, heißen Quellen und Schreine aus dem ersten Spiel zurück und erweitert die Palette der Beschäftigungen mit Sumi-E-Gemälden, Wolf-Höhlen, feindlichen Lagern und Kopfgeldern. Das Spiel ist zurückhaltend und überlegt in der Positionierung dieser Aktivitäten über die Karte, um sicherzustellen, dass ich von einem bestimmten Typ nicht müde werde.

Die Belohnungen für das Abhaken jeder einzelnen umfassen neue Ausrüstung und Upgrades, die in eine Open-World-Schleife angenehmer Erkundung und Fortschritt einfließen. Da es keinen festen Weg gibt, einen Lead auf ein Yōtei Six-Ziel aufzunehmen, ist manchmal das Beste, was ich tun kann, einfach die Umgebung zu durchsuchen. Es wird immer irgendeine Art von Gelegenheit warten, wie ein feindlicher Soldat, aus dem ich Informationen herauspressen kann, oder ein neuer Charm, um meine Stats zu verbessern.

Allerdings spürte ich nach längeren Sessions eine gewisse Ermüdung. Während ich immer einer bin, der Dutzende Stunden in eine offene Welt versenkt und Aktivitäten von einer Liste abhakt, fühlte ich ein bisschen Erschöpfung, als ich auf eine große Anzahl derselben Aktivitäten stieß – Bambusschnitte, heiße Quellen und Altare. Die Anzahl davon beeinträchtigte auch das Gefühl der Erkundung und Entdeckung, das die Welt im Allgemeinen so gut vermittelt. Diese Wiederholungen waren meine größten Kritikpunkte am Gameplay-Loop. Und nach anfänglicher Euphorie zeigt sich, dass die Nebenaktivitäten dann doch auch nicht viel mehr sind, als Open-World-Standard. Das trifft aber eher für die markierten Aktivitäten zu, weniger für das, was man organisch in der Welt findet.

Ghost of Yotei

Die Altare bringen Verbesserungen, die man am Skilltree frei nutzen kann. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Linearität mit Freiheitsgefühl

Die Rache gegen die Yōtei Six bleibt das übergeordnete Ziel des Titels, und es gibt mir einen gewissen Grad an Freiheit, sie zu jagen, während immer noch eine gestaltete, lineare Geschichte erzählt wird. Die strukturierte Freigabe der Karte bedeutet, dass es eine vorgegebene Reihenfolge gibt, aber innerhalb jedes Gebiets habe ich große Freiheit, wie ich vorgehe.

Die Hauptquests sind stark inszeniert und filmisch, mit beeindruckenden Setpieces und Boss-Kämpfen gegen jeden der Yōtei Six. Die Nebenquests sind größtenteils ansprechend – die meisten gehen über das einfache Beilegen eines Streits um eine Farm hinaus. Es gibt faszinierende Geschichten über Mythen und Legenden zu erkunden, herausfordernde Kopfgelder zu jagen und Meister zu finden, die Atsu neue Waffen beibringen. Sie schwanken also von generischen „Gehe dahin und mach alle kaputt“-Quests, bis hin zu Missionen auf Witcher-Niveau. Insgesamt hätte ich mir von Ersteren aber weniger gewünscht. Auch die Versuche von Puzzle-Einlagen sind eher der Versuch mehr Abwechslung zu integrieren. Sie bleiben jedoch insgesamt viel zu einfach.

Das neue Clues-System kartiert, wohin ich gehen muss, aber die Art und Weise, wie ich dorthin komme und was ich unterwegs mache, liegt bei mir. Diese Balance zwischen Struktur und Freiheit funktioniert größtenteils gut, auch wenn Puristen sich wünschen könnten, dass das Spiel noch mehr Freiheit bietet.

Die Dialogoptionen, die ich während Begegnungen oder Quests bekomme, scheinen keinen großen Einfluss zu haben – das ist schade, da es dem Roleplay etwas Tiefe nimmt. Es gibt auch einige seltsame Entscheidungen später in der Story, die tutorial-ähnliche Abschnitte wieder einführen, die das Pacing beeinträchtigen.

Ghost of Yotei

Die Dialoge haben eigentlich kaum eine Auswirkung. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Ist! Das! Schön!

Ghost of Yotei ist technisch ein ganz heißes Eisen und fühlt sich wie das PS5-Exklusivspiel an, auf das wir gewartet haben. Ich habe das gesamte Spiel auf der PS5 im Performance-Modus gespielt, und es war eine ruckelfreie und technisch wunderschöne Reise. Dieser Modus zielt auf 60fps ab, die auch extrem konstant erschienen. Nur die Auflösung von 1080p merkt man dann schon. Mir ist der Zugewinn von höherer Auflösung oder Raytracing-Details aber nicht wert auf die 60fps zu verzichten.

Visuell ist Ghost of Yotei aber in jedem Fall ein absolutes Sahnestück. Genau wie das erste Spiel die PS4-Generation mit atemberaubenden Aussichten und Landschaften abschloss, tut es das Sequel auf der PS5. Die weitläufigen Landschaften und hübschen Dörfer der Edo-Periode verzaubern. Im direkten Vergleich fällt die deutlich bessere Schneephysik auf, als auch das gesamte Set an Texturen, die mehr Detailreichtum und Tiefe bieten. Auch die Effekte sind ein Augenschmaus. Dazu kommt die herausragende musikalische Vertonung, die das Spielgeschehen mit einer großartigen Atmosphäre untermalt und sich super in das Setting einfügt. Einzig die deutsche Sprachausgabe wirkt bestenfalls „okay“. Leider ist es in der herforragenden japanischen Vertonung manchmal unmöglich die Untertitel zu lesen, während gerade Action das Spielgeschehen dominiert. Vielleicht muss ich doch mal japanisch lernen.

Ghost of Yotei

Manche Waffen lassen sich einmalig als Wurfgeschoss verwenden. | Bild: 2025 © Sony Interactive Entertainment

 

Kreativ und trotzdem egal

Sucker Punch hat bewundernswerte Arbeit geleistet, den PS5 DualSense-Controller bei jeder Gelegenheit zu nutzen. Die übliche Verwendung von adaptiven Triggern und haptischem Feedback ist vorhanden, etwa beim Benutzen von Pfeil und Bogen, aber es gibt noch ein paar interessantere Mechaniken.

Auf dem zentralen Button kann ich in vier Richtungen wischen, um dem Wind zu folgen, ein Musikinstrument zu spielen, mich zu verbeugen und entweder meine Waffe zu ziehen oder wegzustecken. Es wird dann auch verwendet, um Sumi-E-Malerei zu replizieren und das Zupfen von Saiten auf meinem Shamisen-Instrument. Das Spiel verwendet sogar leichte Bewegungssteuerungen, um das Schlagen eines Hammers auf Stahl zu replizieren, wenn ich Waffen an der Schmiede aufrüste, und um Essen auf einem Lagerfeuer zu kochen.

In den Minispielen, wo ich dann mal ein Feuer mittels des DualSense anzünde, sind anfangs super intuitiv und spannend, nutzen sich dann doch aber ab. Gerade beim Malen mittels Touchpad zeigte sich, dass ich eigentlich in jede Richtung herumwischen kann und die Zeichnung trotzdem gelingt. Insofern: Schöne und kreative Nutzung, die sich aber zu oft wiederholt, um sich auch langfristig innovativ anzufühlen. So verkommt es zum netten Gimmick.

 

Fazit zu Ghost of Yotei

Ich liebe es einfach schon wieder. Ghost of Yotei ist ein besseres Ghost of Tsushima. Zumindest in so manchen Aspekten, aber nicht in allen. Es trägt den Einfluss seines Vorgängers stolz auf dem Ärmel, und für einige mag diese Vertrautheit enttäuschend sein. Die iterativen Änderungen in einigen Bereichen – goldene Vögel und Füchse sind wieder da, das Brechen der Wachen im Kampf mit schweren Angriffen ist wieder zentral, das Erwerben von Charms von Schreinen auf zerbrochenen Pfaden ist zurück – könnten sich für einige repetitiv anfühlen. Das war ursprünglich auch eine meiner Sorgen. Ich lag jedoch falsch!

Für mich ist Ghost of Yotei trotzdem wieder eine absolut faszinierende Reise. Das blutige Kampfsystem ist absolut intense. Die wunderbare Welt und Karte, als auch das Gefühl der Erkundung, sind echte Highlights für mich. In jeder Session verliere ich mich jedes Mal in der Spielwelt und will auch irgendwie gar nicht mehr dort raus. Neben der absolut herausragenden Inszenierung begeistert mich auch einfach die detailverliebte Umsetzung des Settings.

Ja, es gibt ein paar Probleme. Die sich wiederholenden Open-World-Aktivitäten können ermüdend werden. Die Dialogoptionen haben kaum Konsequenzen und der ständige Waffenwechsel im Kampf reißt aus dem Flow. Und das stört auch tatsächlich. Es ändert dennoch nichts daran, dass mich die Welt in den Bann zieht und meinen Erkundungsdrang weckt.

Wer Ghost of Tsushima geliebt hat, wird auch das hier lieben. Es ist insgesamt eine konsequente Fortführung, aber mit einigen Optimierungen, die mich trotz des gleichen Kerns nie ermüdete. Einzig die Story war im Vorgänger allerdings eine ganze Spur stärker und wendungsreicher. Eine trotzdem wirklich großartige, wenn auch nicht fehlerfreie Fortsetzung, die für mich eines der Exklusiv-Highlights der PS5-Generation ist und mit Atsu eine herausragende neue Figur in den Playstation-Kosmos einführt. Es ist das Spiel, was ich erwartet habe, aber ich habe nicht erwartet, dass ich trotz der vielen Gemeinsamkeiten nochmal diese Faszination spüren würde.

Christian Koitka (Redakteur)

Positiv:

Authentisches Setting mit viel Liebe zum Detail
Großartige musikalische Untermalung
Visuell absolut beeindruckend & ruckelfreie Performance
Schöne Open World, die viele natürliche Erkundungsmöglichkeiten bietet
Filmreife Inszenierung
Kampfsystem kommt mit viel Impact und tollen Handling daher
Atsu weiß als Figur extrem zu überzeugen und zeigt spannende Entwicklung
Motivierende Progression
Authentische japanische Vertonung

Negativ:

Waffenwechsel stört den Kampf-Flow
Rache-Konstrukt lässt Story etwas innovationsarm wirken, Nebenfiguren sind ebenfalls oft blass
Es gibt auch viel Beschäftigungstherapie in den Nebenquests
Dialogoptionen bieten leider keine Veränderungen in Story oder Spielwelt
Deutsche Synchro bestenfalls "okay"

Ghost of Yotei erhält den NAT-Games Award

Ab in die Sammlung?

Wer den Vorgänger mochte, wird hier wieder richtig glücklich! Für Fans von Action-Adventures und des Settings ein Pflichtkauf. Erwartet aber keine Revolution!

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