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Test: Dying Light: The Beast

Zwischen Menschlichkeit und Monstrosität

Bild: 2025 © Techland

Dying Light: The Beast im Überblick

Online Multiplayer

Couch-Koop / Splitscreen

Mikrotransaktionen

Lootboxen

Onlinezwang

Kostenpflichtiger Seasonpass für DLCs

Releasedatum: 18. September 2025

Genre: Open-World-Survival-Horror

USK: keine Freigabe

Publisher: Techland

Plattformen: PC, PS5, Xbox Series X|S

Techland wagt mit Dying Light: The Beast eine Rückkehr zu den Wurzeln der Serie und gleichzeitig einen Schritt in eine neue erzählerische und emotionale Richtung. Nachdem Dying Light 2: Stay Human Fans mit überambitionierter Open World und erzählerischer Beliebigkeit etwas enttäuschte, versucht The Beast, das verloren gegangene Gleichgewicht zwischen Horror und Parkour wiederzufinden. Und tatsächlich gelingt dies überraschend gut. Das Spiel ist roher, fokussierter und zugleich persönlicher als sein direkter Vorgänger. Aber es ist in Struktur und Missionsdesign teilweise zu konservativ. Das Ergebnis ist ein Spiel, das gleichzeitig fasziniert und frustriert, begeistert und ermüdet. Doch wie uns der Ausflug nach Castor Woods letztendlich gefallen hat, lest ihr in unserem Test.

 

Der gefallene Held

13 Jahre sind vergangen, seit Kyle Crane die Hölle von Harran überlebt hat. Was geblieben ist, ist ein Mann, der kaum noch Mensch genannt werden kann. Nach grausamen Experimenten durch den fanatisch-wissenschaftlichen „Baron“ ist Crane mehr Versuchskaninchen als Held – verseucht, verändert und gebrochen. Seine Flucht führt ihn in die abgeschiedenen Castor Woods, ein ehemaliges Touristengebiet in den Bergen nordwestlich der USA. Hier trifft er auf Olivia, eine geheimnisvolle Überlebende, die ebenfalls mit dem Baron abrechnet. Ach und auf eine kleine Gemeinschaft, die zwischen Resignation und Widerstand gefangen ist.

Die Geschichte ist deutlich persönlicher erzählt als in Stay Human. Statt großer politischer Konflikte steht hier Cranes innere Zerrissenheit im Mittelpunkt: seine Suche nach Identität, seine Schuldgefühle und die Frage, ob er überhaupt noch Mensch ist. Robert Craig Smiths Stimme trägt diese Verzweiflung brillant. Crane ist alt, verbraucht, innerlich leer, was man in jedem Dialog merkt.

Trotzdem bleibt die Story nicht ohne Schwächen. Manche Wendungen sind vorhersehbar und einige Figuren, vor allem Nebencharaktere aus der Widerstandsgruppe, wirken eher wie Platzhalter für Missionsvergabe als wie echte Persönlichkeiten. Was fehlt, ist die emotionale Wucht, die das Szenario eigentlich verdient hätte. Doch was an Tiefe verloren geht, macht The Beast mit Atmosphäre und starker Symbolik wieder wett.

Dying Light: The Beast

Bild: 2025 © Techland

 

Castor Woods bietet Atmosphäre pur

Techland beweist ein beeindruckendes Gespür für Schauplätze. Castor Woods ist kein riesiges Areal, sondern ein dicht komponiertes Stück Welt, das Atmosphäre über Größe stellt. Tagsüber wirkt die Region wie ein friedliches Bergdorf, durchzogen von Nadelwäldern, Nebelschwaden und Holzbrücken, die über eiskalte Bäche führen. Doch sobald die Sonne untergeht, verwandelt sich dieser Ort in einen albtraumhaften Käfig. Plötzlich hallen Schreie durch den Wald, Äste knacken und zwischen den Bäumen tauchen die Silhouetten der Volatiles auf. Dies passiert nun schneller, aggressiver und furchterregender als je in der Reihe zuvor.

Die Welt lebt vor allem durch ihre vielen Details. In jeder Hütte, auf jedem Dach liegen Hinweise auf verlorene Existenzen: halbgeschriebene Briefe, Spielzeuge, improvisierte Fallen. Das verleiht der Umgebung eine beklemmende Authentizität, die man spürt, ohne dass sie einem ins Gesicht springt. Allerdings kämpft das Spiel in manchen Momenten mit seiner technischen Ambition.

Die Unreal Engine 5 sorgt für grandiose Lichteffekte, volumetrische Nebel und beeindruckende Texturen, doch kleinere Bugs und Performanceeinbrüche trüben das Erlebnis gelegentlich. Besonders der Regen kann Szenen ungewollt in grauen Brei verwandeln. Wenn die Sonne durch das nebelige Blätterdach fällt oder sich das Licht der Taschenlampe im kalten Wasser bricht, dann erreicht The Beast eine Intensität, die ihresgleichen sucht. Hier punktet der neuste Teil dann besonders.

Dying Light: The Beast

Bild: 2025 © Techland

 

Wenn Bewegung zu Macht wird

Schon das erste Dying Light war eine Revolution in Sachen Parcours. Mit The Beast kommt dieses Gefühl zurück und schärft es zudem. Der Parkour ist flüssig wie nie. Crane klettert, springt und hechtet mit einer Leichtigkeit durch die Wälder, dass man das Motion-Design fast spürt. Jedes Geländer, jeder Felsen, jede Baumwurzel kann genutzt werden. Das Traversal-System ist wieder Kern des Gameplays, nicht Beiwerk. Der Clou ist die neue Bestienmechanik. Mit jeder erlittenen Wunde und jedem Kill füllt sich eine Wutleiste, die schließlich Cranes Mutation entfesselt.

Im Beast-Mode wird er zum unaufhaltsamen Berserker. Gliedmaßen fliegen, Gegner werden zerrissen, Wände bersten. Doch so eindrucksvoll die Inszenierung ist, so fein ist die Balance. Der Modus ist keine Dauerlösung, sondern ein taktisches Werkzeug. Wer ihn zu früh nutzt, steht später schutzlos da. Dadurch entsteht eine interessante Dynamik zwischen Kontrolle und Kontrollverlust. Also ein cleverer Spiegel für Cranes inneren Zustand. Das Kampfsystem selbst ist eine Rückkehr zur Brutalität der Wurzeln: Schaufeln, Äxte, Macheten – alles, was sich finden lässt, wird zur Waffe.

Die Nahkämpfe fühlen sich wuchtig, körperlich und ungeschönt an. Ein sauberer Treffer kann einen Gegner verstümmeln, aber auch die Waffe ruinieren. Diese Dualität zieht sich durchs ganze Spiel, denn Stärke kostet immer etwas. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt am Ende dann aber doch. Die Kämpfe gegen menschliche Gegner fühlen sich nach wie vor steif an. Die KI blockt oft zu vorhersehbar oder läuft unnatürlich im Kreis. Hier hätte Techland mehr Feinschliff zeigen können.

Dying Light: The Beast

Bild: 2025 © Techland

 

Eine alte Formel mit neuer Fassade – und endlich wieder Angst in der Nacht

Wer Dying Light kennt, weiß, was ihn erwartet: Generatoren aktivieren, Überlebende retten, Chimären jagen. Das Questdesign bleibt größtenteils funktional, aber selten wirklich überraschend. Die Hauptmissionen sind solide inszeniert, manchmal sogar filmreif, aber viele Nebenaufgaben verfallen in Routine. Das ist kein Beinbruch, schließlich trägt insgesamt das Gameplay. Doch wer frische Ideen sucht, wird diese nur in einzelnen Momenten finden.

Ein positives Beispiel ist eine Nebenmission, in der Crane einem alten Mann helfen soll, Frieden mit seiner Vergangenheit zu schließen. Dieser Teil liefert auf engem Raum mehr emotionale Wucht als manch ganzer Story-Abschnitt. Solche Highlights wünscht man sich insgesamt aber gerne häufiger. Die Progression funktioniert klassisch über zwei Systeme. Erfahrungslevel für Crane und separate „Beast Points“ für die Mutation. Das sorgt für spürbaren Fortschritt, erfordert aber auch etwas Grinding.

Was Stay Human fast verloren hatte, ist in The Beast wieder Herzstück: die Tag-Nacht-Dynamik. Tagsüber kann man sich frei bewegen, plündern, kämpfen. Nachts dagegen ist man die Beute. Wenn die Sonne sinkt und Nebel über Castor Woods zieht, ändert sich die gesamte Spielmechanik. Schatten bewegen sich, Geräusche werden lauter, die Sicht wird knapper. In diesen Momenten wird The Beast wieder zu echtem Survival-Horror und ist dabei unberechenbar, fordernd, schweißtreibend. Manchmal reicht das Knacken eines Astes, um Panik auszulösen. Die Volatiles sind gnadenlos, ihre KI intelligent und tödlich. Die Flucht in die nächste sichere Zone fühlt sich an wie ein Sieg über die eigene Angst. Genau das ist das Dying Light, das Fans wollten. Schön, dass es Techland geschafft hat, wieder intensiv, atmosphärisch und völlig kompromisslos zu sein.

Dying Light: The Beast

Bild: 2025 © Techland

 

Eine Symphonie der Spannung im Koop

Technisch beeindruckt Dying Light: The Beast auf nahezu allen Ebenen. Die Unreal Engine 5 sorgt für organische Beleuchtung, realistische Vegetation und fließende Bewegungen. Die Animationen, besonders im Nahkampf, sind extrem detailliert und vermitteln das Gefühl echter körperlicher Präsenz. Doch erst der Sound macht das Erlebnis komplett. Das Sounddesign ist schlicht meisterhaft. Jeder Atemzug, jedes Knacken, jedes ferne Röcheln baut Spannung auf. Der orchestrale Soundtrack passt sich dynamisch an, schwillt an, wenn Gefahr droht und zieht sich zurück, wenn Stille mehr sagt als Musik. Die deutsche Synchronisation ist hochwertig, wenn auch nicht ganz so nuanciert wie das englische Original. Wer kann, sollte also in der Originalfassung spielen. Alleine Robert Craig Smiths Performance darf man eigentlich nicht verpassen.

The Beast lässt sich vollständig im Koop spielen, was dem Spiel eine neue Dynamik verleiht. Zu viert durch den nächtlichen Wald zu schleichen oder gemeinsam gegen eine Horde Chimären zu kämpfen, ist ebenso chaotisch wie befriedigend. Der Koop funktioniert technisch sauber, doch die Intensität der Einzelspieler-Atmosphäre geht dabei etwas verloren. Horror teilt man eben schwer. Mit rund 25 Stunden Hauptkampagne und unzähligen Nebenaufgaben bietet das Spiel mehr als genug Umfang. Komplettisten können leicht 35–40 Stunden investieren, ohne dass sich das Erlebnis leer anfühlt.

Fazit zu Dying Light: The Beast

Ein Biest mit Herz

Mit Dying Light: The Beast beweist Techland, dass sie verstanden haben, was die Fans wirklich wollen. Nach dem inhaltlich ambitionierten, aber tonal zerrissenen Dying Light 2 kehrt das Studio zu seinen Wurzeln zurück – und findet dabei eine erstaunliche Balance zwischen klassischem Survival-Horror und moderner Action-Inszenierung. Besonders die kompaktere Spielwelt von Castor Woods ist ein Glücksgriff: Sie ist atmosphärisch dicht, wunderschön gestaltet und wirkt trotz ihrer begrenzten Größe lebendiger als so manche Open World der Konkurrenz. Die Rückkehr von Kyle Crane ist nicht nur ein nostalgischer Fanservice, sondern der emotionale Kern des Spiels. Sein innerer Konflikt zwischen Menschlichkeit und Monsterdasein verleiht der Geschichte eine Schwere, die in diesem Genre selten zu finden ist.

Unterstützt von hervorragender Synchronarbeit und glaubwürdigen Nebenfiguren gelingt Techland hier eine Charaktertiefe, die Dying Light 2 nie ganz erreichte. Gameplay-seitig überzeugt The Beast durch seine Rückbesinnung auf das Wesentliche: gefährliche Kämpfe, knappe Ressourcen und den unvergesslichen Nervenkitzel, wenn die Sonne untergeht und die Volatiles aus ihren Löchern kriechen. Der neue Beast Mode ist dabei kein übermächtiger Spielspaß-Killer, sondern ein clever austariertes Werkzeug, das Spannung und Taktik noch einmal intensiviert. Er macht Kyle Crane nicht unbesiegbar – er macht ihn unberechenbar.

Technisch zeigt sich das Spiel in Bestform. Die Unreal Engine 5 sorgt für beeindruckende Beleuchtung, eine lebendige Umwelt und eine Detailtiefe, die die Serie auf ein neues Niveau hebt. Auch die Soundkulisse trägt entscheidend zur Atmosphäre bei – jedes Knacken im Unterholz, jeder Schrei in der Ferne treibt den Puls nach oben. Dennoch bleibt Raum für Kritik: Die Kämpfe gegen menschliche Gegner wirken nach wie vor etwas hölzern, die KI zeigt Schwächen und kleinere Bugs wie der Regen-Glitch trüben stellenweise den sonst hervorragenden Gesamteindruck. Am Ende steht ein Spiel, das sich anfühlt wie eine Wiedergutmachung – und gleichzeitig wie ein Neuanfang. Dying Light: The Beast ist intensiver, fokussierter und emotionaler als seine Vorgänger. Es ist kein Quantensprung, aber ein Beweis dafür, dass Weiterentwicklung nicht immer in Größe, sondern in Tiefe liegen kann. Wer sich nach echtem Survival-Horror sehnt, findet hier eines der atmosphärisch dichtesten Erlebnisse der letzten Jahre.

Tobias Liesenhoff (Chefredakteur)

Positiv:

Dichte, stimmungsvolle Welt mit grandioser Atmosphäre inkl. intensivem Tag-Nacht-Wechsel – endlich wieder echter Horror!
Wuchtiges, physisch spürbares Kampfsystem
Rückkehr von Kyle Crane mit durchdachtem Beast Mode als taktisches Werkzeug
Flüssiges, reaktives Parkour-System und einem sehr guten Balancing zwischen Action und Survival
Herausragendes Sounddesign und Sprecherleistung

Negativ:

Missionen und Aufgaben wiederholen sich zu oft, Kletterpassagen sind manchmal unübersichtlich in Ego-Perspektive
Die Story ist zwar emotional interessant, aber sehr vorhersehbar
Menschliche Gegner bleiben spielerisch enttäuschend

Ab in die Sammlung?

Fans der Reihe und Horror-Enthusiasten finden in Dying Light: The Beast einen atmosphärischen, packenden und intensiven Nachfolger – klare Kaufempfehlung für alle, die sich gerne der Dunkelheit stellen.

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