Drova im Überblick
Online Multiplayer
Couch-Koop / Splitscreen
Mikrotransaktionen
Lootboxen
Onlinezwang
Kostenpflichtiger Seasonpass für DLCs
Releasedatum: 15. Oktober 2024
Genre: Rollenspiel
USK: Ab 16 Jahren freigegeben
Publisher: Deck 13
Plattformen: PC, Playstation 4, Playstation 5, Xbox One, Xbox Series X|S, Switch
Drova? Das ist doch dieses 2D-Gothic, oder? Diesen Satz hat man sicher schon einmal irgendwo gehört, wenn das kleine Indie-Rollenspiel zur Sprache kam, welches derzeit die Herzen von Rollenspielfans höher schlagen lässt. Und auch ich als riesen Gothic-Fan wurde schnell hellhörig, als dieser Vergleich das erste Mal aufkam. Doch bereits nach den ersten paar Spielstunden machte ich die Feststellung: Drova ist so viel mehr als nur ein Indie-Gothic mit Pixel-Look. Was genau ich damit meine, werde ich euch in diesem Testbericht versuchen zu erläutern.
Fremde Welt, tödliche Barriere, viele Deja-Vus
Das kleine deutsche Indie-Studio Just2D aus Magdeburg versucht gar nicht, seine Inspirationsquelle zu verstecken. Nicht dass dies überhaupt möglich wäre, denn an jeder Ecke an Drova wird man an Gothic erinnert, findet ein Easter Egg welcher auf das Rollenspiel von Piranha Bytes hindeutet und auch das generelle Spielgefühl ähnelt sich stark. Ja, selbst manche Archievements wie zum Beispiel „Ein Mistvieh weniger“ spielen auf Gothic an und wenn das Intro schon mit der Stimme von Bodo Henkel beginnt, vielen bekannt als Xardas aus den Gothic-Spielen, dann fühlen wir uns direkt heimisch. Leider bleibt dies die einzige Stimme im Spiel, die Figuren in den Dialogen bleiben stumm und wir müssen uns darauf einstellen, viel Text zu lesen. Immerhin werden die Dialoge mit ein paar Geräuschen der Figuren aufgelockert, etwa wenn sie lachen oder verächtlich auf den Boden spucken.
Unsere Geschichte beginnt mit unserem Protagonisten, den wir (mehr oder weniger) frei gestalten können, in einem Dorf, welches vom Krieg und der Natur gezeichnet wurde. Die Dorfbewohner*innen kommen nur so gerade über die Runden, da bringen die Krieger einen seltsamen Kristall von einem Beutezug zurück. Die heimischen Druiden erkennen sofort ihren Ursprung: Er soll aus Drova kommen, einem legendären Land der Götter, welches die Erlösung bringen soll. Als sie sich zu einem nächtlichen Ritual fortschleichen, verfolgen wir sie und beobachten das Ritual. Inspiriert wurde man beim Setting von keltischer Folklore, so dass die Fantasy im Spiel ihren ganz eigenen Charakter entwickelt.
Ohne jetzt genauer auf die weiteren Geschehnisse einzugehen: Wir landen tatsächlich in Drova, welches aber vielleicht doch nicht so das legendäre Land ist, von dem die Sage berichtet hatte. Monster schwärmen umher und ein tödlicher Nebel hat sich um die Welt gelegt, so dass ihre Einwohner*innen sie nicht mehr verlassen können. Ja, das erinnert ein bisschen an die Barriere, aber das ist durchaus etwas positives, denn solch eine vom Lore vorgegebene Levelgrenze ist um Längen besser als einfach nur unsichtbare Wände zu erschaffen.
Die vielen Facetten von Drova
Doch nicht nur die Barriere ist tödlich in Drova, generell ist die Umgebung ein eher menschenfeindliches Gebiet. Dieses steht euch von Beginn an frei zur Erkundung, doch gibt es natürlich Orte, an die ihr lieber noch nicht gehen solltet, denn da warten viel zu starke Monster darauf, euch in Einzelteile zu zerpflücken. Wer es sich jedoch zutraut oder schon stark genug ist, den erwartet eine erkundbare Welt, in der es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt. Es gibt alte Ruinen von vergangenen Völkern, tiefe Höhlensysteme, Wälder und ein sumpfiges Moor. Mit einem geschulten Blick könnt ihr Verstecke ausfindig machen, Fußspuren entdecken oder Schriften identifizieren. Ein netter Kniff, der ein wenig an den Hexerblick aus The Witcher erinnert.
Aber um die Welt richtig zu erkunden, ich erwähnte es bereits, muss man an Stärke dazugewinnen. Dies funktioniert ähnlich wie in Gothic: Ein Level Up beschert euch Lernpunkte, welche ihr dann bei Lehrern für Attribute und Fähigkeiten ausgeben könnt. Das Fortschrittsgefühl in Drova ist genauso fantastisch wie es damals in Gothic war, mit jeder neu gefundenen Waffe und neu erlerntem Skill fühlt man sich, als könne man es mit der ganzen Welt aufnehmen, nur um an der nächsten Ecke von einer Harpie mit ihren Feder abgeschossen zu werden.
Denn neue Fähigkeiten bringen euch nur so weit, ihr braucht natürlich auch bessere Ausrüstung. Es ist also unausweichlich, dass ihr euch einer Fraktion anschließt. Wir hören an dieser Stelle mal auf, immer direkt den Vergleich mit Gothic zu erwähnen, ich denke der Punkt ist klar.
Die Göttlichen in Nemeton anbeten oder im Ruinenlager saufen und kämpfen?
Es gibt in Drova zwei Fraktionen, welche sich von ihren Ansichten unterscheiden und ihre eigenen Regeln haben und denen wir uns anschließen können. Dadurch gibt es natürlich jeweils eigene Quests, die wir spezifisch für eine Fraktion ausführen können. Die übergreifende Story wird aber gegen Ende gleich bleiben, sodass sich die Geschichten dieser zwei Lager treffen werden. Es gibt aber immerhin mehrere Enden, die zum Beispiel auch von bestimmten Nebenquests abhängig sind.
Aber was sind denn nun diese zwei Lager? Nun, da hätten wir zum einen die Stadt Nemeton. Hier sollen wir das seltsame Relikt, welches wir zu Beginn des Spiels erhalten haben, zu den Druiden bringen. Nemeton lässt jedoch nur starke Menschen in ihr Lager, die es wert sind, in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Sie verehren die Göttlichen und wollen mit ihrer Hilfe das legendäre Land der Sagen erschaffen, um auf ewig friedlich in Drova leben zu können.
Einige sahen darin jedoch eine Verschwendung und so gründeten sie das Ruinenlager. Hier hat man den Göttlichen abgeschworen und plant stattdessen, einen Weg durch den tödlichen Nebel zu finden und Drova zu entfliehen. Dabei geht es hier auch etwas rauer zu, in der Taverne wird ordentlich gebechert und in der Arena schlagen sich die Kämpfer gegenseitig die Rübe ein.
Für welche Seite ihr euch entscheidet, das bleibt euch überlassen und wie ihr denkt, dass sich euer Protagonist verhalten würde. Abseits von diesem Hauptstrang gibt es natürlich sehr viele Nebenaufgaben. Nahezu jeder NPC hat etwas für uns zu erledigen und sicher, oft sind es die typischen Quests, die wir auch aus anderen Rollenspielen kennen. Doch das ein oder andere Quest-Juwel mit interessanten Wendungen gibt es dann doch ab und zu. Ob wir nun mit einem Krieger im Vollsuff Viecher jagen gehen, nur um dann nackt im Stroh aufzuwachen oder Spuren einer Leiche folgen, nur um ein Banditenlager zu entdecken, Abwechslung ist vorhanden. Meine absolute Lieblingsquest war recht früh im Spiel, als ich in einer Taverne mit einer Frau sprach. Als sie mich in den Wald lockte, wusste ich schon, dass da etwas nicht stimmt, aber ich spielte dennoch neugierig mit. Ja, klar war es eine Falle und ja, natürlich war ich zu schwach und wurde niedergeschlagen, aber anstatt neu zu laden ließ ich dem Geschehen ihren Lauf und wurde in eine spannende Quest verwickelt, die sich über mehrere Ingame-Tage streckte und mir einige tolle Storyfetzen präsentierte. Eine der besten Questreihen, die ich in einem Rollenspiel je erlebt habe.
Auch in Drova gibt es volles Pfund aufs Maul
Gut, jetzt habe ich mehrmals erwähnt, dass man zu Beginn des Spiels ein ganz schöner Lappen ist und oft ordentlich auf die Mütze bekommt, doch wenn man sich nur ein wenig anstrengt und die richtigen Waffenfertigkeiten erlernt, dann kann aus einem Niemand ganz schnell ein übermächtiger Krieger werden. In Drova habt ihr die Wahl zwischen vier verschiedenen Nahkampfwaffen und zwei Fernkampfwaffen. Ihr wählt also zwischen Schwert, Axt, Dolch und Speer für den Nahkampf und Schleuder oder Bogen für den Fernkampf. Einen reinen Magier könnt ihr in Drova nicht spielen, auch wenn es durchaus Magie gibt, allerdings nur etwas später im Spiel und dann auch nur begleitend zu eurer im Kampf geführten Waffe.
Das Kampfsystem mag zu Beginn etwas klobig wirken, ist aber in Sich auf jeden Fall schlüssig, schnell erlernbar und geht gut von der Hand. Ihr könnt mit gut getimeten Klicks Kombos durchführen, mit einer Bewegung, die euch Ausdauer kostet, ausweichen und auch diverse Items wie Fallen, Tränke etc. im Kampf nutzen. Bei jedem Treffer füllt sich eure Fokus-Leiste, die ihr für eure besonderen Fähigkeiten benötigt. Dazu zählen eure erlernten Waffenskills und auch Zaubersprüche von einmalig verwendbaren Spruchrollen und Runen. Und mit immer stärker werdenden Waffen, neuen Fertigkeiten, bombastischeren Zaubern und verbesserter Ausrüstung macht ihr schon bald auch dem letzten Monster den Garaus.
Dazu kommen noch einige Sachen, die ihr abseits der Kämpfe anstellen könnt. Ihr könnt euch Gerichte kochen, welche euch nette Boni verschaffen, oder ihr craftet Fallen, die euch im Kampf unterstützen. Ihr könnt auch angeln und Schlösser knacken, beides erfordert ein spaßiges Geschicklichkeits-Minispiel. Oder ihr macht euch in der Arena einen Namen und verdient euch eine goldene Nase. Es werden euch etliche Möglichkeiten gegeben, etwas zu erledigen und so kann euer Spieldurchlauf auch mal gut und gerne auf 40-50 Stunden kommen.
Ein Waldspaziergang in Drova ist gefährlich…aber ach, er ist auch so schön
Die Tatsache, dass Drova sich „nur“ in einem 2D-Pixel-Look präsentiert, tut der Atmosphäre des Spiels absolut keinen Abbruch. Die minimalistischen Animationen der Menschen und Monster sind trotz minimaler Grafik sehr detailliert, die Geräuschkulisse ist 1A und so spazieren wir gerne durch diese Welt, auch wenn wir nicht immer wissen, wo wir lang müssen. Denn es stört uns keine Mini-Map oder irgendwelche Questmarker bei der Erkundung. Vielleicht mag das die Geduld des ein oder anderen Spielertyps strapazieren, aber dann muss man halt ins Journal schauen oder sich merken, wenn die NPCs euch eine Wegbeschreibung geben.
Besonders Einsteigerfreundlich ist Drova nämlich nicht wirklich. Vor allem zu Beginn des Spiels, wo man wirklich noch nichts kann und oft auf die Nase fällt, kann das Spiel schon etwas frustrierend werden, wenn man nicht mit dieser Art von Spiel vertraut ist. Gothic-Veteranen dürften sich daran allerdings in keinem Fall stören. Doch egal was für eine Art Spieler man ist, eines kann man nicht abstreiten: Es steckt so viel Herz in Drova und das Entwicklerteam ist stetig darum bemüht, auf die Community zu hören und mit Patches nachzubessern. So ist es vielleicht nicht schlecht, dass unser Test etwas später kommt und der erste Patch bereits veröffentlicht ist. So wurden nicht nur viele Bugs gefixt, sondern auch ein Schnellreisesystem und neue Items eingeführt, so auch ein seltener Trank, der eure Fertigkeiten zurücksetzt, falls ihr euch verskillt habt. Just2D verspricht viele weitere Nachbesserungen und hatte bereits über neue Inhalte spekuliert. Und noch vor unserem eigentlichen Fazit möchte ich sagen: Hut ab vor dieser Meisterleistung.
Fazit zu Drova
Drova ist tatsächlich eines der besten Rollenspiele, die ich in den letzten Jahren gespielt habe. Und das von einem kleinen, sechsköpfigen Team aus Magdeburg. Klar, ein bisschen voreingenommen bin ich als riesiger Gothic-Fan natürlich, aber ich bin trotzdem so davon überzeugt, dass dieses Spiel für jeden Rollenspielfan einen Blick wert ist. Ja, es ist recht knackig, vor allem zu Beginn und ja, die Story ist nichts weltbewegendes und ja, wir hätten auch gerne eine Sprachausgabe gehabt (Schaut einfach mal in das Let’s Play des Youtubers Jorgenson rein), aber das alles ändert nichts daran, dass uns vor allem Drova selbst, also die Spielwelt und seine darin wohnenden Charaktere, vollends überzeugt haben. Das Kampfsystem ist gewöhnungsbedürftig, aber sehr spaßig, der Fortschritt eures Protagonisten fühlt sich gut an und die vielen zu erkundenden Gebiete und Nebenquests halten euch lange bei der Stange. Ein 2D-Rollenspiel-Hit, den wir nur wärmstens empfehlen können.Maarten Cherek (Redakteur)
Positiv:
Negativ:
Drova erhält den NAT-Games Award
Ab in die Sammlung?
Wenn ihr Rollenspiel-Fans seid und euch die Pixel-Optik nicht abschreckt, dann MÜSST ihr Drova spielen. Es ist tolles Rollenspielfutter allererster Güteklasse.