Bild: 2024 © Devolver Digital
Der kühne Knappe im Überblick
Online Multiplayer
Couch-Koop / Splitscreen
Mikrotransaktionen
Lootboxen
Onlinezwang
Kostenpflichtiger Seasonpass für DLCs
Keine Produkte gefunden.
Releasedatum: 17. September 2024
Genre: Action-Adventure
USK: ab 6 Jahren freigegeben
Publisher: Devolver Digital
Plattformen: PC, Playstation 5, Xbox Series X|S, Nintendo Switch
Beim Anblick auf das erste Material, welches von Der kühne Knappe (Originaltitel: The Plucky Squire) gezeigt worden ist, wurde direkt eines klar: Der Charme dieses Spiels ist auf einem anderen Level. Das Spiel präsentiert sich einfach zuckersüß, knuffig, putzig (hier beliebiges anderes Synonym für etwas niedliches einfügen). Aber weiß es auch spielerisch zu überzeugen? Das Abenteuer von einem kleinen Helden, welcher aus einem Bilderbuch in die reale Welt hüpft, verspricht ein Zelda-ähnliches Spielerlebnis. Wir haben mal geschaut, was hinter diesem Vergleich steckt und vor allem an welche Zielgruppe dieses Spiel gerichtet ist.
Eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch…oh warte, es IST ein Bilderbuch
Die Story von Der kühne Knappe erzählt von den Abenteuern von Jot, einem kleinen Helden im Königreich Mojo. Er rettet durchgängig die Welt vor dem fiesen Magier Grummweil, mit der Hilfe seiner Freunde Viola, einer Zaubereischülerin und Krass, dem Bergtroll. Außerdem bekommt er hilfreiche Tipps von seinem Mentor, dem Magier Mondbart. Die Erlebnisse schreibt er in Kurzgeschichten auf, die sich in Mojo verbreiten und so wird er nicht nur als weltrettender Held gefeiert, sondern auch als erfolgreicher Autor der Bücher. Und jetzt kommt der krasse Plottwist: Das alles ist selbst eine Geschichte in einem Bilderbuch namens „Der kühne Knappe“.
Und diese Tatsache entdeckt der fiese Grummweil eines Tages bei einem seiner weiteren finsteren Pläne. Er findet das Buch im Buch und schafft es mit einem seltenen Zauber, Jot in die reale Welt zu befördern. Jetzt verändert er die Geschichte im Buch zu seinen Gunsten. Natürlich wird Jots Heldenmut ihm dabei helfen, ins Buch zurückzukehren und Mojo vor Grummweils Machenschaften zu retten. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Geschichte ein Happy End hat, denn nur wenn das Buch schön erzählt wird, inspiriert die Geschichte den Jungen Sam, welchem das Buch gehört und dieser wird ebenfalls zu einem erfolgreichen Autor.
Die Art, wie die Geschichte erzählt wird, ist so unfassbar sympathisch. Ein Erzähler ließt uns die Ereignisse vor, die Figuren selbst sprechen nur durch die Texte im Buch. Und das ziemlich viel, fast nach jedem Seitenwechsel im Buch wird das Gameplay angehalten und die Freunde führen ein Gespräch oder es wird über die nächsten Schritte diskutiert. Ja, wir haben hier ein spielbares Buch, trotzdem gibt es zeitweise viel zu viele Dialoge und das kann auf Dauer nerven, wenn ständig der Spielfluss unterbrochen wird.
2D oder 3D, das ist hier die Frage
Das Gameplay von Der kühne Knappe lässt sich grob in zwei Abschnitte unterteilen. Da wäre zum einen das 2D-Gameplay, wenn Jot und Kumpanen sich im Buch befinden. Alles ist in wunderschöner handgezeichneter Optik, wie es eben in einem Kinderbilderbuch zu finden wäre. Wir steuern Jot aus der Topdown-Perspektive und haben einige rudimentäre Aktionen zur Verfügung. So können wir unser Schwert schwingen, springen und eine Rolle ausführen. Wir besiegen also kleine Monster, die nicht wirklich der Rede wert sind, zerschneiden Büsche um unter ihnen Geld zu finden und sprechen mit NPCs, um die Handlung voranzutreiben. Bei der Erkundung der Welt finden wir auch ab und an versteckte Bilderrollen, die wir in der Galerie als Artwork des Spiels bewundern können. Und wir sammeln kleine Vogelwesen ein, die überall versteckt sind. Und dann haben wir natürlich noch eine Geldwährung, die wir unter Büschen finden und von besiegetn Gegnern erhalten und mit denen wir uns in einem Laden verbesserte Angriffe kaufen können. Ach ja, ab und zu müssen wir auch noch ein paar Rätsel lösen.
An bestimmten Punkten gibt es grüne Portale, mit denen wir aus dem Buch springen können. Dabei verwandelt sich das Spiel in einen 3D-Platformer. Meist geht es darum, auf Gebilde zu klettern und hüpfen, die vom Jungen Sam auf dem Schreibtisch aufgebaut wurden. Mittendrin gibt es immer wieder Passagen, wo wir in eine 2D-Welt schlüpfen können. Um eine höhere Ebene zu erreichen können wir zum Beispiel in einen Post-it springen und wenn wir dann über den Rand hinauslaufen, tauchen wir in einem anderen Post-it wieder auf und können dort herausspringen. Die Mischung aus 2D und 3D wird an so vielen Stellen extrem clever eingesetzt und vor allem die Art, wie es dargestellt wird, weiß einfach zu überzeugen. Wenn wir in der 2D-Welt zum Beispiel an einem Seil hinabschwingen, während wir von einem Wimpel zum nächsten wechseln, das ist kreativer Einsatz der Prämisse. Oder wenn wir in den Aufdruck auf einer runden Dose springen und dann dort uns im Kreis bewegen, während wir eine Art Shoot’em’Up-Minispiel spielen. Der Ideenreichtum in Der kühne Knappe ist wirklich bemerkenswert.
Sind die Rätsel von Der kühne Knappe auf Zelda-Niveau?
Diese Frage stellte ich mir zumindest, denn bei einem 2D Action-Adventure ist die Verbindung zur Zelda-Reihe nicht weit hergeholt. Und um es auf den Punkt zu bringen: Nein, die Rätsel in Der kühne Knappe erreichen nie eine Komplexität, wie wir sie von Spielen a la Zelda gewohnt sind. Eines der immer wiederkehrenden Rätsel spielt etwa mit der Tatsache, dass wir uns in einem Buch befinden. So stehen manchmal beschreibende Sätze auf dem Papier, die wir verändern können. Wenn dort etwa geschrieben steht „Das Tor war verschlossen“, dann müssen wir an einer anderen Stelle im Buch das Wort „offen“ finden und es in dem Satz einsetzen und voila, das Tor öffnet sich. Dieses Rätsel ist zwar sehr kreativ, nutzen sich nach einiger Zeit allerdings auch ab. Klar ist es lustig, „Der kleine Frosch“ in „Der riesige Frosch“ zu verändern um zu sehen was passiert, die zu benutzenden Wörter sind allerdings vorgegeben und so hat man sich nach ein paar Rätseln dieser Art bereits satt gesehen.
Es gibt natürlich auch noch ein paar andere Elemente, mit denen gearbeitet wird. So können wir ja aus dem Buch herausspringen, dann können wir das Buch greifen und eine Seite so schief halten, dass etwa runde Objekte ans andere Ende des Buches rollen. Oder wir können komplett umblättern und auf andere Seiten des Buches hüpfen, um benötigte Objekte einzusammeln. Wie gesagt, die Rätsel werden nie besonders komplex und leider verraten uns die NPCs auch quasi IMMER die richtige Lösung, so dass lange nachdenken und komplexe Kopfnüsse in Der kühne Knappe kaum stattfinden.
Setzen die Minispiele auf Quantität statt Qualität?
Der kühne Knappe ist vollgestopft mit Minispielen. Dies beginnt schon im ersten Kapitel, als wir einen Boxkampf gegen ein Stinktier bestreiten. Dazu gesellen sich ein Shooter-Minispiel mit Pfeil und Bogen, eine Art JRPG-Kampf mit einer Elfe in einer Magic The Gathering-Spielkarten, das eben erwähnte 2D-Shoot’em’Up auf einer runden Dose, ein Fischfang-Reaktionsminispiel und vieles mehr. Dabei sind die meisten Minispiele nur einmal kurz da und danach nie wieder. Besonders anspruchsvoll sind sie zwar auch nicht, sie lockern das Spielgeschehen aber auch für eine kurze Zeit auf. Außer das Minispiel ganz am Ende, auf welches wir aus Spoilergründen nicht näher drauf eingehen wollen. Aber dieses zieht sich am Ende so sehr in die Länge und wirft euch beim Scheitern immer wieder zurück, so dass das Finale des Spiels extrem zäh wird und das allgemein sehr frische Spielgefühl nach knapp 10 Spielstunden etwas mindert.
Aber abseits vom letzten Akt des Spiels ist Der kühne Knappe ein wirklich sehr einfaches Spiel. Von daher müssen wir davon ausgehen, dass nicht nur aufgrund der optischen Präsentation sondern auch vom simplen Gameplay das Spiel sehr an eine junge Zielgruppe gerichtet ist. Doch auch als Erwachsener kann man hier sehr viel Spaß haben, wenn man Kreativität wertschätzt und es nicht unbedingt so wichtig ist, besonders gefordert zu werden. Manchmal möchte man halt auch einfach nur ein schönes, entspannendes Spielerlebnis haben. Die vielen Anspielungen auf Sachen, die nur Erwachsene Spieler*innen begreifen werden, sind natürlich auch nett. Schließlich ist es bei Cartoons doch auch nicht anders: Klar, sie sind für Kinder aber als Erwachsener muss man sich die Sachen ja auch mit den Kindern anschauen und da schätzt man es immer sehr, wenn auch ein paar erwachsene Witze versteckt sind, welche Kinder nicht wirklich begreifen. Auch Der kühne Knappe hat solche Anspielungen hier und da versteckt. Also ein Spielerlebnis für Groß und Klein.
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Fazit zu Der kühne Knappe
Nein, Der kühne Knappe ist nicht der neue große Konkurrent von Zelda. Es spielt sich wirklich extrem simpel und hat zwar viele kreative Rätsel, die aber niemals zu einer wirklichen Herausforderung werden. Es hat etliche Minispiele, welche aber auch schnell abgeschlossen sind und danach nie wiederkehren. Der größte Pluspunkt ist einfach die überquillende Kreativität des Spiels, die Art der Präsentation und wie die Tatsache eines spielbaren Buches umgesetzt wird. Wenn doch nur das Ende des Spiels etwas knackiger und weniger frustrierend gewesen wäre, dann wäre hier ein rundes Erlebnis entstanden. So haben wir ein seichtes, an vielen Teilen sehr spaßiges und am Ende etwas frustrierendes Spielerlebnis, welches sich vor allem an eine jüngere Spielerschaft richtet.Maarten Cherek (Redakteur)
Positiv:
Negativ:
Ab in die Sammlung?
Für ca. 10 Stunden seichte Unterhaltung mit einer Menge Kreativität macht man hier nichts falsch, aber wenn man auch nur etwas herausfordernden Anspruch hat, dann wird Der kühne Knappe eure Bedürfnisse nicht erfüllen.