Atomfall im Überblick
Online Multiplayer
Couch-Koop / Splitscreen
Mikrotransaktionen
Lootboxen
Onlinezwang
Kostenpflichtiger Seasonpass für DLCs
Releasedatum: 27. März 2025
Genre: Survival-Action-Adventure
USK: Ab 16 Jahren freigegeben
Publisher: Rebellion
Plattformen: PC, Playstation 4, Playstation 5, Xbox One, Xbox Series X|S
Fallout in Großbritannien, dies war das Bild, welches die ersten Trailer von Atomfall uns vermittelten. Ein postapokalyptisches Szenario in den grünen Landschaften von Nordengland. Wir haben das Survival-Adventure gespielt und dabei festgestellt, dass es uns mehr an Elemente aus S.T.A.L.K.E.R und Bioshock erinnert, als an Fallout. Ob das dem Spiel zugute kommt und wie es sich allgemein als AA-Titel so schlägt, das verraten wir euch in unserem Test.
Was wäre, wenn…
Wir schreiben den 19. Oktober 1957. An diesem Tag ereignet sich im Windscale-Atomkraftwerk in der nordwestenglischen Grafschaft Cumbria im Nuklearkomplex Windscale ein großes Nuklearunglück. Das radioaktive Feuer konnte zwar eingedämmt werden, sorgte aber für etliche Krebserkrankungen in der Bevölkerung. Atomfall nimmt sich der Frage an, was passiert wäre, wenn es bei diesem realen Ereignis noch schlimmer gekommen wäre. In einem alternativen Universum wurde ein Gebiet nach dem deutlich schwerer ausgefallenen Atomunglück als abgeschottete Quarantänezone eingerichtet. Eine Militäreinheit namens „Das Protokoll“ sorgt mit harter Hand im Dörfchen Wyndham für Recht und Ordnung, versuchte Monster treiben ihr Unwesen genauso wie gesetzlose Plünderer und durchgedrehte Kultisten.
Wir spielen einen stillen Protagonisten, der ohne Erinnerungen in einem Bunker inmitten der Zone aufwacht und von einem verletzten Wissenschaftler angeleitet wird, den „Übergang“ zu finden. Und damit werden wir auch schon auf die Reise geschickt, keine weiteren Informationen, keine Questmarker, gar nichts. Es bleibt uns überlassen, die Zone zu erkunden und einen Weg zu finden, das Ziel zu erreichen. Atomfall nimmt niemanden an die Hand.

Während die grüne Landschaft schön einladend aussieht, schwebt im Hintergrund immer die Erinnerung an das Atomungück in der Luft. | Bild: 2025 © Rebellion
Mit eurer Geschichte bis ans Ziel
Die größte Stärke von Atomfall ist sicher nicht die Geschichte. Hier wird ein Endzeitszenario mit all seinen Facetten dargestellt, welches ihr nicht auch bereits in irgendeiner Form in einer anderen postapokalyptischen Erzählung erlebt hättet. Der einzige Unterschied ist anscheinend, dass alle Figuren in der Story hier einen tiefsitzenden englischen Akzent haben. Gut, dass es deutsche Untertitel gibt, denn selbst wenn ihr der englischen Sprache mächtig seid, ist manches einfach nicht zu verstehen.
Aber was ist denn dann nun die Stärke von Atomfall? Diese liegt, finde ich, in der Erkundung der Spielwelt. Klar, ihr lauft herum, sammelt allerlei Utensilien zum Überleben und Craften ein und entdeckt Waffen, mit denen ihr euch zur Wehr setzen könnt. Dabei ärgert ihr euch, dass euer Inventar so klein ist, gleiche Gegenstände sich nicht stapeln lassen und viele Geheimnisse einfach nur darin enden, dass ihr irgendeinen Schrott einsammelt. Ein Kniff kommt dabei dem Spiel aber zugute, es gibt nämlich keine Währung in der Zone. Soll heißen, beim Tausch mit Händlern müsst ihr immer den Preis des ersehnten Kaufobjekts mit eigenen Sachen aus dem Inventar gleichsetzen. Ihr wollt eine krasse Waffe? Dann lasst lieber mal ein paar Medikits oder verstärkende Medizin rüberwachsen. Somit wird Inventarmanagement noch essentieller.
Aber im Kern ist Atomfall ein Erkundungs-, ja fast schon ein Detektivspiel. Ihr müsst euch wichtige Orte selber suchen, Hinweisen von NPCs und eingesammelten Notizen folgen und wichtige Zusammenhänge in Quests selbst erschließen. Da kann es schon mal passieren, dass ihr plötzlich vor einer Tür steht, für die ihr aber nicht den richtigen Schlüssel besitzt. Dann ist Suchen angesagt. Und dafür müsst ihr latschen, eine Schnellreise gibt es nämlich nicht.
Atomfall, das etwas kleinere Endzeit-Rollenspiel
Gut, die Quarantänezone ist nicht besonders groß, aber trotzdem ist es ein wenig nervig, dass man immer zu bereits besuchten Orten zurücklaufen muss. Dabei ist die Welt nicht an einem Stück zugänglich, sondern in Abschnitten durch Ladebildschirme getrennt. Zu Empfehlen ist also, dass ihr in den Einstellungen den Sprint dauerhaft einschaltet, dies erleichtert das Backtracking ein wenig. Generell bietet das Spiel sehr viele Einstellungen, mit denen ihr euer Spielerlebnis an eure Bedürfnisse anpassen könnt.
Die Welt ist aber dennoch sehr sehenswert, auch wenn es keinen Tag-Nacht-Wechsel gibt und das Wetter auch durchgehend sonnig bleibt. Und dass es in England keinen Regen gibt, sind wir mal ehrlich, da stimmt doch wirklich etwas nicht. So geht vielleicht ein klein wenig von der Glaubwürdigkeit der Welt verloren. Diese wird aber dadurch aufgewertet, dass ihr wirklich entscheiden könnt, wie euer Weg aussieht. Ihr könnt wirklich jeden NPC umbringen, selbst für die Geschichte relevante Figuren. Ein Ende bekommt ihr dann trotzdem zu sehen, insgesamt gibt es sechs verschiedene. Diese sind davon abhängig, welche Gruppen ihr unterstützt und wie ihr den bereits erwähnten Übergang erkundet. Das Mysterium rund um das atomare Unglück oder auch der mysteriöse Anrufer in den roten Telefonzellen sind durchaus fesselnde Aspekte und regen dazu an, nach Informationen zu suchen. Ihr könnt das Spiel in gut 15 Stunden abarbeiten, aber wenn ihr wirklich jeden Winkel der Zone absucht, zur Not auch mit dem Metalldetektor, kann das Spielerlebnis auch ein Stück länger ausfallen.

In einer Quarantäne herrscht immer eine angespannte Lage, wir kennen das doch aus der Corona-Zeit. | Bild: 2025 © Rebellion
Auf Konfrontationskurs…oder etwa doch nicht?
Natürlich, ich erwähnte es bereits, gibt es einige Gruppierungen in der Zone, mit denen ihr in Kontakt treten werdet. Dabei bleibt es euch überlassen, ob ihr eher konfrontierend oder zurückhaltend agiert. Denn wenn euch Gegner warnen, dass ihr zurückweichen sollt, dann könnt ihr dies tun und einem Konflikt somit aus dem Weg gehen. Lediglich in gesperrten Bereichen werdet ihr direkt aggressiv angegangen, solltet ihr entdeckt werden. Ihr könnt natürlich auf Stealth setzen, aber das funktioniert wirklich sehr schlecht. Das verwundert ein bisschen, hat Entwickler Rebellion Developments doch mit der Sniper Elite-Reihe Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Aber Gegner erkennen auch auf meilenweiter Entfernung, selbst in dunklen Bereichen und verstecken hinter Mauern und Bäumen hilft auch nicht. Lediglich in hohem Gras seid ihr in der Hocke etwas schwieriger auszumachen, aber auch hier werdet ihr regelmäßig geortet.
Dann eben volle Front in den Kampf, aber hier sieht es auch nicht besser aus. Die KI der Gegner ist nämlich extrem dumm und tätigt stetig falsche Entscheidungen. So sind viele Kämpfe sehr einfach, andere aber auch sehr frustrierend. Vor allem der Nahkampf fühlt sich sehr klobig an.
Dazu kommt auch das sehr spärliche Inventar, in dem nicht sehr viel Platz ist. Ihr könnt Gegenstände zwar in einem Rohrpostsystem zwischenlagern, aber die Stationen sind auch nur an bestimmten Orten zu finden, die ihr euch merken und zu denen ihr immer wieder hinlaufen müsst. Aber so viele Waffen braucht ihr dann auch wieder nicht, denn selbst die rostigsten Gewehre reichen oft aus, um Konflikte zu eurem Vorteil zu entscheiden.

Ihr trefft einige euch feindlich gesinnte Gestalten, aber ein offener Konflikt ist nicht immer vonnöten. | Bild: 2025 © Rebellion
Willste was lernen, dann musste was lesen
Wie gesagt kann die Schwierigkeit von Atomfall je nach Belieben eingestellt werden. So oder so steht aber fest, dass ihr durch das Erfüllen von Quests nicht auflevelt. Es gibt keine Erfahrungspunkte oder ähnliches, wie ist also eine Verbesserung eures Charakters möglich? Nun, die Quests von NPCs dienen hauptsächlich dazu, die Hauptgeschichte und interessante Nebengeschichten zu erzählen, manche führen euch auch zu hilfreichen Gegenständen. Eine wichtige Sorte Gegenstände sind die Handbücher, die überall in der Welt verteilt sind. Diese informieren euch über eine Fähigkeit, die dann im Aufwertungsmenü verfügbar ist.
Dann benötigt ihr noch eine bestimmte Anzahl an Trainingsstimulanzen, die ihr ebenfalls in der Welt findet. Damit könnt ihr dann diese Fähigkeiten erlernen. Diese reichen von extrem nützlich bis hin zu extrem nutzlos, manche Fertigkeiten machen einfach wirklich keinen Sinn. Wer muss schon Leichen schneller looten können, wenn man doch sowieso erst den Konflikt abschließt und dann den Loot einsammelt? Aber die Art des Fortschritts ist ein toller Ansatz, da nicht einfach nur Menüs mit Zahlen darüber entscheiden, in welchen Bereichen ihr besonders gut seid.

Immer schön auf die Hinweise von NPCs und herumliegenden Notizzetteln achten. | Bild: 2025 © Rebellion
Blühende Landschaften und düstere Bunker
Ihr werdet die Szenerie von Nordwestengland sehr gut kennenlernen, wenn ihr in Atomfall unterwegs seid. Und wie bereits festgestellt werden sehr viele Spaziergänge absolviert werden müssen. Gut, dass die Welt schön anzuschauen ist. Im Hintergrund immer schön, aber auch etwas bedrohlich, der atomverseuchte Reaktor von Windscale, drumherum malerische Landschaften in saftigem Grün. Im düsteren Casterfell-Wald haben sich die Kultisten und auch Druiden, breit gemacht und im schlammigen Skethermoor bewacht „Das Protokoll“ ein altes Gefängnis. Verbunden sind diese Gebiete mit Geheimwegen und Tunneln. Und dann gibt es ja noch den „Übergang“ eine geheime Forschungsstation, welche ihren ganz eigenen Reiz versprüht. Und damit sind wir wieder am eingangs erwähnten stärksten Aspekt von Atomfall angelangt: Die Erkundung der Spielwelt macht einfach nur Laune.
Titelbild: 2025 © Rebellion
Fazit zu Atomfall
Ja, Atomfall hat seine Fehlerchen und nicht jeder wird damit zurechtkommen. Die KI der Gegner ist teilweise sehr dumm, Stealth funktioniert so gut wie gar nicht und das limitierte Inventar nervt genauso wie eine fehlende Schnellreise. Aber wenn man sich darauf einlässt, dann erwartet uns hier ein kurzweiliges, doch spaßiges Survival-Abenteuer in einer schönen Spielwelt. Wir werden eingeladen, Ereignisse selbst zu suchen und Geheimnissen auf eigener Faust auf den Grund zu gehen. Und so bleibt am Ende ein solides Endzeit-Action-Adventure mit kleineren Makeln, dessen größte Stärke die Erkundung der Spielwelt ist und welches nicht zu aufgebläht wirkt. Die Möglichkeit, dass Spieler*innen auf ihre Art und Weise eines von sechs Enden erreichen können, tut der Erzählstruktur gut. Vielleicht ist dies hier nicht der große AAA-“Fallout in England“-Kracher, den einige erwartet haben. Viel mehr sind erzählerische Strukturen und das Durchkämmen der Gegend Aspekte, die wir von Spielen wie S.T.A.L.K.E.R oder Bioshock kennen. Ein etwas heruntergebrochenes Postapokalypse-Abenteuer, welches für einen kurzweiligen Spaß sorgt.Maarten Cherek (Redakteur)
Positiv:
Negativ:
Ab in die Sammlung?
Wer nicht auf den neuen Endzeit-Kracher hofft, sondern auf eine etwas seichtere Erfahrung in einer malerischen Postapokalypse, kleinere KI-Ausfälle verkraften kann und nicht endlose Stunden mit einem Spiel verbringen möchte, sondern ein geradliniges kurzweiliges Abenteuer erleben möchte, der kann bei Atomfall bedenkenlos zugreifen.