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Kritik: John Wick: Kapitel 4

Manchmal ist weniger mehr

Es gibt einige wenige Actionfilmreihen, die einfach immer ein Garant für einen unterhaltsamen Kinoabend sind. John Wick gehört definitiv zu diesen Serien. Unter Actionfilmfans gelten die Filme rund um den von Keanu Reeves verkörperten Killer zur absoluten Elite der letzten Actionjahre im Kino. So ist es kein Wunder, dass John Wick: Kapitel 4 auf vielen Wunschlisten in diesem Jahr relativ weit oben stehen dürfte. Auch innerhalb unserer Redaktion war die Vorfreude beim Jahresausblicks-Podcast groß. Und nun ist er auch schon da und wir können euch verraten, ob das vierte Kinoabenteuer von John Wick immer noch rockt oder ob der Reihe so langsam die Puste ausgeht.

 

Die Story von John Wick: Kapitel 4

John Wick: Kapitel 4 geht wenig überraschend genau da weiter, wo Teil 3 vor vier Jahren endete. John Wick ist immer noch verstoßen und wird immer noch von der hohen Kammer gejagt. Um dieser Hetzjagd zu entgehen, tötet Wick den Ältesten, was seine Probleme – wenig überraschend – nicht löst, sondern nur verschlimmert. Die Kammer stattet den sogenannten Marquis mit allen nötigen Rechten aus, um John Wick zur Strecke zu bringen. Der Marquis holt sich dabei Hilfe vom blinden Killer Caine, der gut mit Wick befreundet war. Die brutale Jagd nach Wick führt ihn dabei nach Japan, Berlin und Paris. Schafft es John Wick endlich, seine Freiheit wiederzuerlangen oder kann die hohe Kammer ihr lang verfolgtes Ziel endlich erreichen?

 

Unsere Kritik zu John Wick: Kapitel 4

Eine Kritik zu John Wick: Kapitel 4 zu schreiben ist keine leichte Aufgabe. Auf der einen Seite überzeugt der Film in vielen Momenten mit seiner Kerndisziplin: Die Action. Auf der anderen Seite gibt es auch zahlreiche kleine und große Kritikpunkte, die den vierten Teil der Reihe wirklich runterziehen. Dann denkt man jedoch an die eine oder andere Actionsequenz und ist wieder voller Freude über diesen Kinokracher. Gehen wir das Ganze also Schritt für Schritt an und gucken ganz in Ruhe, was gut funktioniert und in welchen Punkten John Wick: Kapitel 4 dann doch ein wenig abstinkt.

Action in Perfektion

Zunächst der für John-Wick-Fans wohl wichtigste Part. Ihr könnt aufatmen, die Action ist in John Wick: Kapitel 4 genauso krachend, wie man es sich erhofft. Alle Kämpfe sind wie jeher wunderbar choreographiert, alles wirkt sehr druckvoll und schmerzhaft. Leider merkt man Keanu Reeves dann seine 58 Jahre doch mehr an, als man denken mag – immerhin macht er einen Großteil seiner Stunts im Film selber. Allerdings wirkt das zuweilen etwas behäbig und eingerostet. Nicht falsch verstehen, das ist Jammern auf hohem Niveau. Doch ein Tom Cruise, der ja auch für seinen hohen Einsatz in seinen Filmen bekannt ist, wirkt dann doch etwas frischer.
Auch wenn die Action an sich kracht, tritt auch hier das wohl größte Problem des Films auf: Manchmal ist weniger einfach mehr.

Zu viel des Guten

Drei Stunden John-Wick-Action klingt doch wirklich traumhaft, oder? Ja, auf dem Papier schon. Wenn diese lange Laufzeit aber dadurch erkauft wird, dass Actionsequenzen bis zur Schmerzgrenze gestreckt werden – für John Wicks Gegner und die Zuschauer im Kinosaal -, dann ist das nicht unbedingt förderlich.
Wie schon in den ersten drei Teilen tötet sich Wick durch wahre Horden an Gegnern. Während das aber in den Vorgängern perfekt getimt war, folgt Teil 4 einfach dem Muster: Masse, Masse, Masse. Besonders plakativ, fast schon ironisch, wirkt da eine Sequenz am Ende. Wick kämpft sich hier eine ewig lange Treppe in Paris hoch. Das ist wieder in sich cool choreographiert, dauert aber eben eine Weile. Oben angekommen, wird er von einem der Bösewichte die komplette Treppe (!) runtergetreten und muss sich erneut (mit leichter Abwandlung) hochkämpfen. Ja, wir haben es verstanden. John Wick ist ein krasser Typ, der jedes Hindernis überwindet. Dieses Schema findet sich leider in nahezu jeder Actionsequenz wieder. Und irgendwann kommt dann auch einfach nix neues mehr. Wenn zehn Gegner spektakulär umgebracht werden, braucht es Schurke elf, zwölf und dreizehn dann auch nicht mehr.

Was zieh’ ich an…?

Ein weiterer Aspekt, der die Action unnötig in die Länge zieht, sind die Outfits der Kämpfenden. Klingt komisch, ist aber so. In früheren Teilen der Reihe wurden kugelsichere Jacketts und Jacken eingeführt. In John Wick: Kapitel 4 trägt gefühlt jede zweite Person eine solche Jacke. Die Schießereien wirken dadurch teilweise fast schon lächerlich, da zig Kugeln ihr Ziel treffen, aber einfach mit hochgezogener Jacke abgeblockt werden. So ballern Wick und Gegner minutenlang aufeinander ein, ohne das jemand zu Schaden kommt. Das war in Teil 3 noch cool, da hier eine voll gepanzerte Eliteeinheit unbesiegbar schien, wenn nun jedoch fast jeder Gegner so stark geschützt ist, wirkt jede Kugel, jeder Angriff nur noch halb so gefährlich.

Keanu oje, Donnie juche!

Wie schon erwähnt, ist Keanu Reeves in John Wick: Kapitel 4 bedauerlicherweise ein wenig eingerostet. Da ist es leider wenig hilfreich, dass mit Donnie Yen und Scott Adkins zwei der wohl besten Actiondarsteller überhaupt auftreten. Gerade Yen als blinder Killer brilliert mit seinem Auftritt. Man kauft ihm zum einen das Blindsein zu 200 Prozent ab, zum Anderen ist es einfach ein unfassbarer Spaß, ihm beim Kämpfen zuzusehen. Und auch Scott Adkins kann überzeugen. Sein sehr kurioses Kostüm lässt zwar zunächst gar nicht erahnen, was er auf die Beine stellen kann. Doch glücklicherweise darf er sein volles Potential zur Schau stellen. Zum Glück! Was die beiden Actionfilm-Koryphäen hier abliefern, ist absolute Topklasse! Dummerweise wirkt Reeves als John Wick dadurch nur noch träger. Dazu kommt noch, dass der sympathische Schauspieler in diesem Film gefühlt eine DIN-A4-Seite Text vorträgt. Klar, John Wick war nie der Mann großer Worte, doch hier wirkt die Wortkargheit schon arg extrem.
Eine weitere Nebenrolle, Mr. Nobody, ist im Gegensatz zu Yen und Adkins ein totaler Fehlgriff. Nicht wegen ihrem Darsteller Shamier Anderson, der macht seine Rolle gut. Die Figur an sich ist völlig überflüssig und wird nie so richtig erklärt. Warum macht Mr. Nobody Jagd auf Wick? Woher hat er seine Infos? Was soll das? Bill Skarsgård als Gegenspieler ist hingegen absolute Oberklasse und vermutlich der beste Antagonist der gesamten Wick-Serie.

Komisches Tempo

Bei fast drei Stunden Laufzeit und dem Namen John Wick erwartet man vermutlich ein durchgängiges Actiongewitter. Hier haben wir leider noch eine schlechte Nachricht. John Wick: Kapitel 4 leidet unter einem extrem komischen Tempo. Die ersten 40 Minuten passiert praktisch so gut wie nichts. Es werden bedeutungslose Gespräche geführt, die extrem hochgetragen klingen, aber eigentlich null Aussagen haben. Dann geht die Action los, dauert aber nur kurz, bevor uns wieder ellenlange nichtssagende Gespräche erwarten. Die letzte Stunde ist dann mit den erhofften Actionsequenzen gefüllt, die auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben und den Film extrem aufwerten. Besonders hervorgehoben sei hier eine Plansequenz, die ein Sturmgewehr mit Brandmunition und eine extrem innovative Kameraperspektive beinhaltet. Versprochen: Sowas habt ihr noch nicht gesehen.

Das Auge isst mit

Bei zwei weiteren Punkten, neben der Action (zumindest größtenteils), ist John Wick: Kapitel 4 über alle Zweifel erhaben: Optik und Sound. Die Macher haben einfach ein Auge für gute Bilder. Die Ausleuchtung, die Bildkomposition, alles passt hier so unfassbar gut zusammen. Man könnte den Film alle paar Minuten anhalten, um perfekte Bildschirmhintergründe zu kreieren. Optisch ist John Wick 4 vermutlich einer der hübschesten Actionfilme der vergangenen zehn Jahre.
Und auch der Sound ist eine absolute Wucht. Jeder Schuss knallt in den Gehörgang, Schläge klingen kraftvoll, Umgebungen gehen mit lautem Krachen zu Bruch. Als reines Kinoerlebnis ist der neuste John Wick ein Must-See.

 

So schlimm ist es nicht

Nun könnte man nach dieser Kritik glauben, dass John Wick: Kapitel 4 eine echte Enttäuschung ist. Aber damit kommen wir wieder zurück zum Anfang und der Aussage, dass eine Kritik zum neusten Wick-Film wirklich keine leichte Aufgabe ist. Denn: John Wick: Kapitel 4 macht Spaß. Grundsätzlich ist der Streifen eine gute Ergänzung zur Reihe geworden und vermutlich genau das, was sich Fans erhofft haben. Doch tatsächlich machen sich hier erstmals Ermüdungserscheinungen breit. Das meiste aus dem aktuellsten Teil hat man so oder so ähnlich eben schon einmal in einem der ersten drei Teile gesehen. Klar, die grandiose Plansequenz bleibt im Gedächtnis und auch die Figuren gehören zu den Besten der Reihe. Doch wenn Actionszenen gestreckt wirken, egal ob es die schiere Masse an Gegnern oder die nervigen schusssicheren Jacketts sind, dann bleibt einfach irgendwie ein fader Beigeschmack. John Wick: Kapitel 4 ist ein wirklich guter Actionfilm geworden, der tolle Ideen mitbringt, am Ende aber spürbar unter der extrem langen Laufzeit leidez. Manchmal ist weniger eben mehr.

 

Informationen zu John Wick: Kapitel 4

  • Originaltitel: John Wick: Chapter 4
  • Laufzeit: ca. 170 Minuten
  • Kinostart: 23. März 2023
  • Altersfreigabe (FSK): ab 18 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Keanu Reeves, Donnie Yen, Bill Skarsgård

 

Trailer zu John Wick: Kapitel 4

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[gp_testimonial_slider effect=”fade” speed=”0″ arrows=”false”][gp_testimonial image=”91196″ headline=”Fazit zu John Wick: Kapitel 4″ name=”Lukas Hesselmann, Redakteur”]John Wick: Kapitel 4 gehörte für mich zu den absoluten Highlights des Jahres. Nach den drei Stunden im Kino war ich dann doch ein wenig enttäuscht. Mit ein paar Stunden Abstand und einmal drüber schlafen hat sich die Enttäuschung ein wenig gelegt. Kapitel 4 ist ein echt cooler Actionfilm mit einigen Längen. Alles in allem kann man sich aber auch nicht wirklich beschweren: Die John Wick-Reihe ist einfach absolute Oberklasse wenn es um Action geht und drei Stunden Top-Action – da gibt es auf jeden Fall schlimmeres. [/gp_testimonial][/gp_testimonial_slider]
Schließt relativ nahtlos an Kapitel 3 an
Starke Action, die teils leider künstlich gestreckt wirkt
Bill Skarsgård, Donnie Yen und Scott Adkins werten den Film extrem auf
Optisch und tontechnisch eine absolute Wucht

Ab ins Kino?

Wer Lust auf Top-Action hat und viel Sitzfleisch mitbringt, sollte sich ein Ticket kaufen!

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