Bild: 2025 © Engizek Films GmbH | Im Kino seit 27. März 2025
Mit HAPS – Crime Doesn’t Pay wagt sich Regisseur, Autor und Produzent Ekrem Engizek an ein Genre, das in Deutschland bislang kaum nennenswerte filmische Fußabdrücke hinterlassen hat: das Knastdrama mit Gangsterrap-Attitüde und pädagogischem Anspruch. Der Film erzählt die Geschichte des kleinkriminellen Alexander Rothstein (überzeugend verkörpert von Constantin von Jascheroff), der nach seiner Verhaftung wegen Drogendelikten in Untersuchungshaft landet – und dort in eine Welt voller Gewalt, Hierarchien und archaischer Ehrenkodizes eintaucht.
Zwischen Klischees und Konsequenz
Die Prämisse ist vertraut: Ein vermeintlich unbedarfter Protagonist wird ins kalte Wasser geworfen und muss sich zwischen Gewissen und Gewalt behaupten. Die Zelle teilt sich Alex mit dem gefährlich ruhig auftretenden Russen Viktor (Amir Israil Aschenberg) und dem impulsiven Khalil (Kais Setti). Draußen kollabiert sein Leben: Seine schwangere Freundin (Xenia Georgia Assenza) ist verzweifelt, die Familie wendet sich ab, und selbst sein Anwalt zieht sich zurück. Die Rückkehr in die Kriminalität erscheint beinahe alternativlos – zumindest für einen wie Alex, der sich selbst stets als Opfer der Umstände sieht.
Der Film macht keinen Hehl daraus, dass er als Abschreckung gedacht ist. Der Titel Crime Doesn’t Pay ist programmatisch, die Inszenierung teilweise hyperbolisch: Drogen, Übergriffe, brutale Machtspiele und ein System, das kaum moralische Grauzonen kennt. Wer hier nicht mitspielt, geht unter. Engizek lehnt sich dabei deutlich an Serien wie 4 Blocks oder Dogs of Berlin an, ohne deren dramaturgische Raffinesse oder doppelbödige Figurenzeichnung zu erreichen. Stattdessen gibt es klare Rollenverteilungen: Russen sind tätowiert und schweigsam, Araber loyal und temperamentvoll, Wärter entweder hilflos oder gewalttätig – und mittendrin ein Protagonist, der sich zunehmend an seine neue Realität anpasst, ohne sich je wirklich zu reflektieren.
Rap trifft auf Realitätsverlust
Was HAPS visuell anstrebt, ist beeindruckend: Kameramann Christof Wahl sorgt für eine düstere Ästhetik, die zwischen Musikvideo-Stil und Hochglanzkrimi changiert. Der Soundtrack, bestehend aus über 30 exklusiv produzierten Songs namhafter Rapper, verleiht dem Film eine popkulturelle Wucht, die vor allem ein junges Publikum ansprechen soll – eben jene Zielgruppe, die man mit dem Film abschrecken will.
Doch gerade in dieser Kombination aus pädagogischem Anspruch und stilisierter Gewaltdarstellung liegt die größte Schwäche. Denn obwohl Engizek mit aller Härte zeigen will, dass sich Kriminalität nicht lohnt, hat sein Werk zuweilen den gegenteiligen Effekt: Die Gangs sind gut organisiert, ihre Anführer respektiert, und die Gewalt zwar roh, aber oft auch mit einem Hauch von Coolness inszeniert. Es bleibt ein Spannungsverhältnis zwischen moralischer Botschaft und stilisierter Faszination.
Starke Hauptrolle, schwache Differenzierung
Constantin von Jascheroff gelingt es, aus dem ambivalenten Charakter des Alex mehr herauszuholen, als das Drehbuch zunächst hergibt. Sein Wandel vom naiven White-Collar-Kriminellen zum abgebrühten Gefängnisakteur ist nachvollziehbar gespielt – und trotzdem verliert der Zuschauer rasch jedes Mitgefühl. Genau das, so scheint es, ist Teil des Plans: Der Film lässt Alex abstürzen und macht aus ihm ein Mahnmal für gescheiterte Männlichkeitsfantasien. Nur: Am Ende bleibt kaum Raum für Ambivalenz oder innere Entwicklung. HAPS funktioniert nach der Devise „Vorschlaghammer statt Skalpell“ – und scheut sich nicht davor, in vielen Momenten mit der groben Kelle zu arbeiten.
Informationen zu HAPS – Crime Doesn’t Pay
- Originaltitel: HAPS – Crime Doesn’t Pay
- Laufzeit: ca. 128 Minuten
- Heimkinostart: noch nicht bekannt (aktuell exklusive Kinotour seit 27. März 2025)
- Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
- Besetzung: Constantin von Jascheroff (Alexander Rothstein), Amir Israil Aschenberg (Viktor), Kais Setti (Khalil), Xenia Georgia Assenza (Alex’ Freundin)
Trailer zu HAPS – Crime Doesn’t Pay

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Fazit zu HAPS – Crime Doesn’t Pay
Ein kraftvoller, aber einseitiger Blick auf die dunklen Seiten des Gefängnislebens
HAPS – Crime Doesn’t Pay ist ein filmischer Drahtseilakt zwischen sozialem Anspruch und Genrefilm-Ästhetik. Ekrem Engizek inszeniert einen düsteren, streckenweise überzeichneten Gefängnisfilm, der mit seiner klaren Botschaft durchaus Wirkung entfalten kann – aber auch Gefahr läuft, in seinen eigenen Klischees zu ersticken. Der Versuch, Rap-Kultur, pädagogischen Auftrag und brutale Milieustudie unter einen Hut zu bringen, ist ambitioniert – und verdient Respekt. Doch trotz starker schauspielerischer Leistung und hochwertiger visueller Umsetzung bleibt der Film letztlich ein Beispiel dafür, wie schwierig es ist, Abschreckung zu inszenieren, ohne gleichzeitig Faszination zu erzeugen.
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