In einer tiefgreifenden strategischen Neuausrichtung beendet Amazon Games die Entwicklung neuer Inhalte für das MMO New World. Diese Entscheidung ist Teil massiver Unternehmensumstrukturierungen, von denen über 14.000 Mitarbeiter betroffen sind und die einen Rückzug aus der Entwicklung großer AAA-Spiele markieren.
Das Ende einer Ära
Amazon Games hat offiziell bestätigt, dass der Support für das MMO New World eingestellt wird. Das kürzlich veröffentlichte Season 10 und das Nighthaven-Update werden die letzten größeren Inhaltserweiterungen für das Spiel auf PC und Konsolen sein. Nach vier Jahren regelmäßiger Updates und einem bedeutenden Konsolen-Release sei ein Punkt erreicht, an dem die weitere Unterstützung mit neuen Inhalten nicht mehr nachhaltig sei, so das Unternehmen . Die Server werden zwar voraussichtlich noch bis 2026 online bleiben, mit notwendigen Wartungsarbeiten und gelegentlichen Events, aber eine langfristige Zukunft über dieses Datum hinaus ist nicht vorgesehen. Als Dank an die Community hat Amazon die Nighthaven-Erweiterung für alle Spieler kostenfrei freigeschaltet.
Massenentlassungen und strategische Neuorientierung
Die Einstellung der Entwicklung von New World ist direkt verbunden mit einem umfassenden Stellenabbau bei Amazon, von dem mehr als 14.000 Mitarbeiter betroffen sind . Die Kürzungen betreffen besonders die Spieleabteilung, mit starken Einschnitten bei den Studios in Irvine und San Diego, die für New World und ein geplantes, unbetiteltes „Herr der Ringe“-MMO verantwortlich waren. In einer internen Mitteilung begründete Steve Boom, Vizepräsident für Audio, Twitch und Games, die Entscheidung mit einer strategischen Neuausrichtung. Das Unternehmen werde die Entwicklung „eines signifikanten Teils“ seiner First-Party-AAA-Spiele einstellen, insbesondere im Bereich der MMOs. Ein wesentlicher Grund sei auch, dass man mittels KI deutlich effizienter werden wolle, laut einer Unternehmenserklärung:
„Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Welt rasant verändert. Die aktuelle Generation der KI ist die transformativste Technologie seit dem Internet und ermöglicht es Unternehmen, viel schneller als je zuvor Innovationen zu entwickeln (sowohl in bestehenden als auch in völlig neuen Marktsegmenten). Wir sind überzeugt, dass wir schlanker organisiert sein müssen, mit weniger Hierarchieebenen und mehr Eigenverantwortung, um für unsere Kunden und unser Geschäft so schnell wie möglich voranzukommen.“
Wie geht es nun weiter?
Stattdessen will sich Amazon künftig auf Bereiche konzentrieren, in denen es bereits über klare Stärken verfügt. Dazu gehört insbesondere der Ausbau des Cloud-Gaming-Dienstes Luna, der kürzlich ein Relaunch erlebt hat. Zudem sollen vermehrt KI-fokussierte und gelegenheitsorientierte Spiele entwickelt werden. Auch wenn die internen MMO-Projekte eingestellt werden, ist die Spieleentwicklung bei Amazon nicht vollständig beendet. Die Zusammenarbeit mit externen Entwicklungstudios wird fortgesetzt. Dazu zählen:
- Crystal Dynamics an einem neuen Tomb Raider
- Maverick Games an einem Open-World-Rennspiel
- Das Studio in Montreal an dem Strategiespiel „March of Giants“
Die Entscheidung markiert das Ende eines jahrelangen, kostspieligen Experiments von Amazon, sich als Kraft in der AAA-MMO-Entwicklung zu etablieren. Trotz einer anfänglich vielversprechenden Resonanz auf New World, die bei Launch fast eine Million gleichzeitige Spieler verzeichnete, gelang es nicht, eine dauerhaft engagierte Spielerbasis zu halten und die Entwicklung nachhaltig zu gestalten.
Harte Einschnitte bei Twitch
Nach Berichten der Economic Times India Times und des Branchenexperten Zach Bussey auf X.com ist die Livestreaming-Plattform Twitch in besonderem Maße von den Amazon-Entlassungen betroffen. Demnach sollen bei der Tochtergesellschaft erneut 500 Arbeitsplätze wegfallen, was einer signifikanten Verkleinerung der Belegschaft gleichkommt.
Diese Kürzungen folgen auf eine bereits im Januar 2024 durchgeführte Entlassungswelle, bei der damals ebenfalls 500 Mitarbeiter, etwa 35 Prozent der damaligen Belegschaft – das Unternehmen verlassen mussten. Nach dieser ersten Reduzierung belief sich die Mitarbeiterzahl Schätzungen zufolge nur noch auf rund 1.000 Personen, von denen nun die Hälfte abermals von Stellenstreichungen betroffen sein soll.
Obwohl die genaue aktuelle Mitarbeiterzahl nicht öffentlich bekannt ist, deuten alle Anzeichen darauf hin, dass Twitch erneut einen Großteil seines Personals verlieren wird. Die strategische Ausrichtung zielt auf ein „agileres Unternehmen“ ab, das vermehrt auf Künstliche Intelligenz setzt, um operative Effizienz zu steigern. Konkrete Details, wie die KI-Integration die Arbeit der verbleibenden Mitarbeiter vereinfachen und den Wegfall der Stellen kompensieren soll, wurden seitens des Unternehmens jedoch nicht kommuniziert.
Quelle: The Economic Times/ Amazon/ Bloomberg
Bild: 2025 © Amazon/ Twitch





