Ocarina of Time, Majora’s Mask oder A Link to the Past – Wenn es um Nintendos The-Legend-of-Zelda-Franchise geht, sind das die Namen, die fast unweigerlich in jeder Konversation fallen. In den Köpfen der Menschen hat es jedoch ein Titel seit jeher schwer, zu seinen großen Brüdern aufzuschließen: The Legend of Zelda: Skyward Sword sorgt bei vielen Nintendo-Fans auch heute noch für eher gemischte Gefühle.
Die einen sehen ein gelungenes Wii-Abenteuer, das sich die Features der Konsole auf kreative Weise zu Eigen macht – die anderen begreifen das Action-Adventure lediglich als den wohl schlechtesten Teil des Franchise. Pünktlich zum 35-jährigen Jubiläum der Serie will Nintendo aber genau diesem Klassiker eine neue Chance geben und veröffentlicht eine Neuauflage für die Switch. Anlässlich des HD-Remasters haben wir einen Blick zurück gewagt: Warum gilt Skyword Sword noch immer als schwarzes Schaf in der Zelda-Familie? Wo liegen die Versäumnisse des Spiels und viel wichtiger: Wird sich das HD-Remaster diesen Schwächen annehmen können?
Fuchteln vor dem Fernseher
Beginnen wir unsere kleine Zeitreise mit den naheliegendsten und potenziell schwächsten Aspekten des Spiels: Skyward Sword größtes Alleinstellungsmerkmal seiner Zeit war unbestreitbar die obligatorische Bewegungssteuerung. Im Wii-Exklusivtitel machte unser Held Link natürlich eingehend Gebrauch von der Wiimote und dem dazugehörigen Nunchuk. Während ihr per Fernbedienung euer Schwert schwingen durftet, konntet ihr über den Zusatzcontroller parallel euer Schild zücken.
Nach Twilight Princess hat Skyward Sword hier viel Feintuning betrieben und an wichtigen Stellschrauben gedreht, mit einem durchaus passablen Ergebnis. Dennoch: So innovativ diese Eingabemethode seiner Zeit auch erscheinen mochte und so immersiv Links Abenteuer nun wirkte, so viele Tücken zeigten sich dann doch in der Praxis. Die Steuerung trieb Spieler in all den Abschnitten, in denen Präzision gefragt war, schnell an die Grenzen ihrer Frusttoleranz. Lange Spielsessions waren darüber hinaus häufig mühsam und auslaugend. Die Controller-Erweiterung Wii Motion Plus schaffte da nur bedingt Abhilfe. Obwohl eure Bewegungen mit diesem Zusatz deutlich präziser ins Spiel übertragen wurden, waren einige Bosskämpfe, Flug- oder Schwimmpassagen eine kleine Tortur.
Funfact am Rande: Für die Umsetzung musste Link tatsächlich einmal mehr vom Links- zum Rechtshänder konvertieren, um Spieler nicht unnötig zu verwirren.
Dem 35-Stunden-Mammutprojekt eine alternativlose Bewegungssteuerung aufzuzwingen, war womöglich Nintendos erstes spürbares Versäumnis beim Gamedesign, doch mitnichten das einzige. Zumindest hier gelobt das japanische Unternehmen Besserung und hat für das HD-Remaster eine alternative Button-Steuerung angekündigt. Über den Analogstick werdet ihr zukünftig die Schwungrichtung eures Schwertes bestimmen können, während euer Schild per Schultertaste zum Einsatz kommt. Die Bewegungssteuerung ist nur noch optional, soll jedoch dank der Joy Cons auch weitaus feinfühliger und intuitiver ausfallen als noch im Wii-Original.
Wie ein Gemälde in SD
Punkt 2 auf der Liste der Offensichtlichkeiten: Die Wii war nie ein wirkliches Technik-Brett und Skyward Sword wahrlich kein Grafikmonster. Gerade im Vergleich mit der Konkurrenz aus dem Hause Sony und Microsoft wirkte das Action-Adventure abgeschlagen und rückständig. Dennoch machte man seiner Zeit und wie sooft das Beste aus den mannigfaltigen Beschränkungen, die die Wii nun mal mit sich brachte. Eine bunte Pastell-Optik trifft auf eine kreative Märchenwelt, die schon fast impressionistische Züge hat. Ein wirklicher Negativpunkt war das aber nie, denn mithilfe eines kleinen, aber smarten Kniffs erwuchs trotz fehlender Ressourcen ein sehr individueller und malerischer Look. So wurden nicht fokussierte Objekte im Blickfeld des Spielers kurzerhand einfach unscharf darstellt und großzügig verschleiert.
Aber auch hier wird die Switch gehörig nachbessern und das HD-Remaster auf einen potenteren Untergrund betten. Die zusätzliche Hardware-Power soll allem voran ausdrucksstärkere und kräftigere Farben erzeugen. Darüber hinaus wird natürlich auch an der Auflösung geschraubt, matschige Texturen ausgetauscht und die Framerate hochgedreht. Und wenn wir schon einmal bei der Atmosphäre sind – selbst musikalisch konnte der Wii-Titel überzeugen. Erstmals hat man damals stimmungsvolle Orchestermusik aufgenommen, während Kult-Komponist Koji Kondo erneut einige erinnerungswürdige Tracks beisteuerte.
Pacing für Geduldige
Wenn also Grafik und Steuerung an und für sich nur marginal auf den durchwachsenen Ruf von Skyward Sword einzahlen, wo sonst liegt dann der vermeintliche Showstopper? Um das zu beantworten, wird es nun also Zeit, dass wir unseren Blick Richtung Gameplay wenden.
Man möchte sagen, Skyward Sword ist auf den ersten Blick ein ‚typisches Zelda‘: Mit Schwert und Schild bekämpft ihr so manches Monster, nutzt Bomben und Pfeile, um kleinere Rätsel zu lösen und erkundet mysteriöse Dungeons. Doch der 2011er Titel hat auch abseits von den bekannten Pfaden einige neue Mechaniken in petto, die später sogar den Grundstein für das vielgelobte Breath of the Wild legen sollten. So mussten Spieler erstmals mit einer Ausdaueranzeige vorlieb nehmen, konnten mit ihrem Gleiter über Hyrule fliegen und sogar ihre Ausrüstung aufwerten. Zugegeben, wirklich wagemutig waren diese Spielelemente im Kontext des ansonsten eher konservativen Konzeptes nicht, dennoch wirkte das Gameplay spürbar verändert. Nintendo weckt so auf der einen Seite zwar einfache Erkundungsreize beim Spieler, kann diesen aber nie wirklich beikommen und sogar erst in Breath of the Wild vollends befriedigen. Stattdessen muss eine nur allzu starre und lineare Spielwelt herhalten.
Skyward Sword ist mit seinen gut 35 Spielstunden nicht nur ein sehr umfangreiches Abenteuer, sondern aufgrund einiger fragwürdiger Designentscheidungen auch ein bisweilen langatmiges. Dass Nintendo mit dem nunmehr 16. Serienteil nicht nur alteingesessene Fans, sondern auch das jüngere Publikum ansprechen wollte, wird spätestens in der ausufernden Einführung des Spiels deutlich. Stunden um Stunden erklärt euch Skyward Sword lang und breit wie simple Mechaniken zu funktionieren haben, schleift euch durch langwierige Tutorials oder setzt euch ein ums andere Mal ausschweifende Textboxen vor. Der Spieler als intelligentes und lernwilliges Wesen? Der typische Wii-Spieler hatte in Nintendos Augen offenbar andere Qualitäten. Folglich werdet ihr in der ersten Spielhälfte nonstop an die Hand genommen und quält euch durch niemals enden wollende Erläuterungen und spielerisch wenig anspruchsvolle Passagen.
Generell ist das Spieldesign zu Beginn recht linear und bietet nur wenig Erkundungsmöglichkeiten. Auch wenn die zweite Spielhälfte diesbezüglich anzieht, hat sie dennoch häufig genug mit Backtracking, unnötigen Laufwegen und plumper Spielzeitstreckung zu kämpfen. Bleibt ohnehin die Frage, wie viele Spieler bis hierhin überhaupt am Ball bleiben und wie viele bereits vorher die Flinte (oder wohl eher Schwert) ins Korn werfen.
Mit dem Pacing als potenziell größten Kritikpunkt, der Spieler eher vergrault als langfristig motiviert, wird Skyward Sword HD aber wohl nicht groß aufräumen können: Dass Nintendo in einem Remaster große spielerische Einschnitte vornimmt, ist fast gänzlich auszuschließen. Bleibt nur zu hoffen, dass man die Tutorial-Abschnitte optional und damit überspringbar macht, sodass das Spiel zumindest spielerisch nochmal etwas Fahrt aufnimmt – so viel Fahrt ein Dreirad in einer Steigung eben aufnehmen kann…
Aller Anfang ist schwer
Denn seien wir mal ehrlich: The Legend of Zelda: Skyward Sword bietet inhaltlich eine wunderbare Grundlage für die Lore der kompletten Zelda-Serie. Das Spiel steht chronologisch vor all den anderen Serienteilen und klärt damit gleichzeitig viele Mysterien der Serie auf. Das Prequel zeigt Ursprünge serientypischer Merkmale wie Links unermüdlichen Kampf gegen Ganondorf und auch die Herkunft all seiner Reinkarnationen. Prinzipiell ist der allumfassende Kern der Geschichte damit ein absolutes Pflichtprogramm für Zelda-Fans und setzt zahlreiche Geschehnisse in einen neuen spannenden Kontext. Vordergründig ist die Erzählung rund um Link, der seine Heimat in den Wolken verlassen muss, um die entführte Zelda zu retten, eher öde und langatmig. Seltenst wird das Abenteuer wirklich dramatisch oder hochtrabend genug, um euch an den Bildschirm zu fesseln.
Es wäre wohl zu einfach und kurz gedacht, Skyward Swords Schwächen nur auf Nintendos schwächelnde Wii-Konsole zurückzuführen – vielmehr war der gewählte Ansatz noch nicht mutig genug, um die Serie tatsächlich auf die nächste Ebene zu hieven. Stattdessen setzte das Entwicklerteam auf viel Angestaubtes, ein wenig bewährte Zelda-Magie und ein Mü an frischen Ideen. Den Puristen war es nicht klassisch genug, den Neulingen war der Einstieg zu zäh – als kleines Hybrid-Wesen konnte Skyward Sword in keiner der beiden Welten so recht bestehen.
Wird es dem HD-Remaster also endlich gelingen, Skyward Sword in die Ruhmeshalle der unantastbaren Zelda-Titel aufsteigen zu lassen? Wohl kaum. Nintendo wird mit The Legend of Zelda: Skyward Sword HD sicherlich bei weitem nicht alle Probleme und schon gar nicht die gravierendsten unter ihnen lösen können. Die richtige Erwartungshaltung vorausgesetzt, ist die Neuauflage aber wohl die vielversprechendste Möglichkeit dieses Kleinod in der Zelda-Historie nachzuholen, einige Story-Lücken zu schließen und ganz im Allgemeinen sicher eine gute Unterhaltung für den Second Screen.
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