Oscars 2021 – Warum sich dringend etwas ändern muss

Es ist jetzt nun schon ein bisschen her, aber der Redebedarf besteht trotzdem noch: Die Oscars 2021. Ja, die Verleihung der Academy Awards hat auch inmitten einer globalen Pandemie stattgefunden, und, nein, nicht jeder hat davon mitbekommen. Die Nebensächlichkeit, nach der sich die Oscars in diesem Jahr angefühlt haben, spiegelt sich auch in den Einschaltquoten wieder: Wo sich im letzten Jahr noch 23.6 Millionen Menschen die Verleihung ansahen, waren es jetzt nur schlappe 9.8 Millionen. Wie und warum die Oscars in diesem Jahr irgendwie untergegangen sind, hat Lennart in diesem Text bereits besprochen.

Zwischen Corona, endlosen Online-Formaten, Impfkrisen und den andauernden Unruhen in den USA um Polizeigewalt standen die diesjährigen Auszeichnungen unter keinem guten Stern. Und auch, wenn sich die Organisierenden in diesem Jahr besondere Mühe gegeben haben, um die Verleihung trotz aller Hürden stattfinden zu lassen, sorgten sie in vielerlei Hinsicht für Aufruhr.

 

And the Oscar goes to…

Doch bevor wir uns mit der Kritik befassen, lasst uns einen Blick auf das werfen, das die Oscars in diesem Jahr gut gemacht haben. 2021 markiert ein historisches Jahr in der Oscar-Geschichte, was die Nominierungen und Auszeichnungen von nicht-weißen Frauen anbelangt. Die für den Film Nomadland ausgezeichnete Regisseurin Chloé Zhao ist die erste nicht-weiße Frau, die in dieser Kategorie jemals gewann und die zweite Frau insgesamt. Für „Beste Nebendarstellerin“ in Minari wurde Yuh-jung Youn ausgezeichnet, die erste koreanische Schauspielern, die in der Geschichte der Oscars nominiert war und die erste asiatische Frau, die seit 1958 einen Preis in einer der Schauspiel-Kategorien gewann. Und in „Bestes Make-up und beste Frisuren“ gewannen für den Film Ma Rainey’s Black Bottom Mia Neal und Jamika Wilson, die ersten schwarzen Frauen, die in dieser Kategorie einen Award mit nach Hause nehmen durften.

Insgesamt erzeugt das doch erst einmal ein sehr positives Bild. Und ja, es stimmt, unsere Gesellschaft ist im Wandel, Feminismus und Anti-Rassismus sind so groß und präsent wie noch nie und das zeichnet sich auch in den Academy Awards ab. Allerdings haben diese Gewinne – wenigstens für mich – eine Art bitteren Beigeschmack. Die Oscars existieren seit 1929. Dieses Jahr wurden die Preise zum 93. Mal verliehen. Die Tatsache, dass nach so langer Zeit so viele „erste Male“ stattgefunden haben, finde ich erschreckend und traurig und leider sehr bezeichnend für die heutige Hollywood-Landschaft. Denn die besteht leider zu einem sehr großen Teil noch aus alten, weißen Männern.

 

Das Problem mit Chadwick Boseman

Ein weiteres Beispiel, das ich hier anführen möchte, ist die Auszeichnung in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“, für die unter anderem auch der schwarze Schauspieler Chadwick Boseman für den Film Ma Rainey’s Black Bottom nominiert war. Boseman wurde besonders durch seine Rolle als T’Challa aka Black Panther im Marvel Cinematic Universe bekannt und starb im vergangenen Jahr an einer Krebserkrankung. Für seine Rolle in Ma Rainey’s Black Bottom hatte er bereits einen Golden Globe bekommen und viele gingen davon aus, dass er auch posthum bei den Academy Awards ausgezeichnet würde.

Umso überraschender war es, dass Anthony Hopkins stattdessen dem Preis abräumte. Der Clou: Hopkins war bei der Veranstaltung nicht einmal anwesend, sondern bei seiner Familie in Wales. Zum einen, da er als 83-jähriger zur Hochrisikogruppe für eine Corona-Erkrankung gehört und sich nicht dem unnötigen Risiko einer Präsenz-Veranstaltung aussetzen wollte. Zum anderen jährte sich der Todestag seines Vaters zum 40. Mal und diesen Tag wollte er mit seiner Familie verbringen. Das sind meiner Meinung nach vollkommen valide Gründe, die Festivitäten zu versäumen und stellt ja im Zeitalter der modernen Technik gar kein Problem dar, richtig? Nein, anscheinend waren die Organisierenden der Oscars da anderer Meinung. Statt Hopkins per Zoom, Skype oder einer anderen Videochat-Plattform digital zuzuschalten oder ihn im Vorfeld eine Dankesrede für einen etwaigen Gewinn aufnehmen zu lassen – etwas, um das er sogar selbst gebeten hatte – geschah nichts dergleichen und ein Dankeschön passierte erst am Folgetag in Form eines kurzen Videos auf seinem Instagram-Kanal. In dem 37 Sekunden langen Video dankt Hopkins der Academy und gedenkt Chadwick Boseman:

 

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Warum das problematisch ist

Insgesamt erweckt der Clip den Eindruck, als sei Hopkins ernsthaft verwirrt darüber, dass er statt Boseman als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden ist. Und damit ist er nicht allein – auf sozialen Plattformen wie Twitter oder Tumblr äußern sich Nutzer*innen missbilligend über Hopkins‘ Sieg. Darüber und über die Tatsache, dass es aussieht, als sei die Erwartungshaltung des diesjährigen Publikums genutzt worden, um möglichst hohe Einschaltquoten für die Verleihung zu generieren – denn die beliebte Kategorie und das „In Memoriam“ für Chadwick Boseman standen in diesem Jahr ganz am Schluss der Tagesordnung. Objektiv betrachtet sieht das wirklich fast nach dem Versuch aus, Zuschauer*innen zu Beginn der Veranstaltung einschalten und für das Gedenken an den verstorbenen Schauspieler dranbleiben zu lassen.

Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass Regisseur Steven Soderbergh, der die Oscars 2021 inszenierte, selbst natürlich nicht wusste, wer in welcher Kategorie gewinnen würde – und vermutlich auch von einem Sieg Bosemans ausging – also sollte man mit solchen Anschuldigungen vorsichtig sein. Ob jedoch nicht vielleicht jemand Soderbergh vorgeschlagen hat, genau diese Kategorie hintenan zu stellen… darüber lässt sich munkeln.

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Das Ding mit der Organisation

Nahtlos in dieses seltsame Spektakel reiht sich hier ein Bericht der New York Post ein, laut dem die Polizei in Los Angeles obdachlose Menschen um den Veranstaltungsort herum verjagt haben soll. Mit der Drohung, das Hab und Gut der Wohnungslosen zu zerstören oder sie sogar zu verhaften, sollten sie ihre Lager nicht räumen, seien sie aus dem Bezirk vertrieben worden, wie Zeug*innen berichten.

Das Verhalten, das von den Organisations-Teams rund um die Oscars dieses Jahr an den Tag gelegt wurde, finde ich einfach nur unmenschlich. Und jetzt will sich die Academy dafür feiern lassen, dass nach über 90 Jahren ENDLICH ein paar nicht-weiße Frauen Preise gewonnen haben? Meiner Meinung nach ist das mehr als überfällig gewesen. Natürlich soll das nicht heißen, dass die Siegerinnen nicht gefeiert werden sollten. Das will ich damit gar nicht sagen, denn das sollten sie auf jeden Fall. Die Energie und Mühen, die sie in ihre Arbeit gesteckt haben, belohnt zu sehen, ist etwas, das man diesen wunderbaren Frauen auf keinen Fall wegnehmen sollte, ebenso wenig die Tatsache, dass es sich hier um historische Siege handelt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass sich die Acadamy schämen statt selbst feiern sollte.

 

Mein Fazit

Unterm Strich – damit diese Schimpftirade auch endlich mal ihr Ende findet – möchte ich einfach nur sagen, dass Hollywood bei Weitem nicht so inklusiv, gleichberechtigt und fortgeschritten ist, wie es sich gern nach außen hin präsentiert. Das ist natürlich nichts Neues, aber die diesjährigen Oscars haben der Welt diesen Umstand wieder einmal überdeutlich ins Bewusstsein gerufen.

Ich habe mir die Oscars in diesem Jahr nicht angesehen und bin mir ehrlich gesagt ziemlich sicher, dass ich das auch die nächsten Jahre nicht tun werde, wenn sich in Hollywood nicht bald etwas ändert. Bis dahin heißt es: Filme einfach weiterhin ohne Preisverleihungen im Hinterkopf genießen und hoffen, dass der Groschen bei den Filmemacher*innen fällt.

 

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Julia Dohm
Geschrieben von Julia Dohm
durchbricht gern die 4. Wand und redet mit dem Publikum
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