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Tyranny – Test zum RPG in dem das Böse die Welt regiert

In den meisten Rollenspielen geht es eigentlich immer um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Als Spieler ist man der Held, dessen Schicksal es ist, die Welt zu retten, aber wie sieht das Rollenspielleben aus, wenn das Böse bereits gewonnen hat? Erfahrt in dieser Review, wie es ist, dem allmächtigen und bösen Herrscher Kyros zu dienen und wie die RPG Profis von Obsidan diesen neuen und spannenden Storyansatz umgesetzt haben.

 

Das Spiel

In der Welt von Tyranny herrscht also das Böse, welches seine endgültige und höchste Verkörperung in Kyros findet. Dieser dunkle und böse Herrscher regiert sein Land mit eiserner Hand, all jene die sich gegen ihn stellen werden getötet oder versklavt. Trotz dessen wagt es Völker gegen diese Tyrannei zu rebellieren, also entsendet Kyros einen Schicksalsbinder als sein Sprachrohr und zwei Heere um diesen Aufstand zu ersticken. Der besagte Schicksalsbringer wird von uns verkörpert und so starten wir wie in jedem Rollenspiel zuerst mit der Erstellung eines Charakters. Bereits hier sticht Tyranny aus der Menge hervor, denn bei der Klassenwahl haben wir insgesamt 8 Archetypen, wie zum Beispiel die Klasse des nahkampfstarken ehemaligen Gladiators oder des eher wortstarken Diplomaten zur Auswahl. Weit gefehlt, wenn man denkt, das war schon alles, denn selbst als Magier steht es uns frei mit dem Schwert in die Schlacht zu ziehen oder unseren Gegner mit Frostzaubern zu zusetzen und wie in den meisten RPG´s auch verbessern sich die entsprechenden Waffenwerte mit unserer steigenden Erfahrung.

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Wie sieht eine Welt aus, in der das Böse bereits gewonnen hat?

 

Böse oder tyrannisch?

Am Anfang eines jeden Rollenspiels steht die Charaktererstellung. Allen voran habt ihr natürlich die Wahl, ob ihr einen weiblichen oder männlichen Menschen spielen wollt. Soll dieser groß oder klein, schlank oder dicker sein? RPG typisch könnt ihr euren Charakter dann noch den letzten Schliff geben und Haare, Gesicht und Co anpassen. Daraufhin wird die Kompetenz eures Charakters bestimmt, es stehen euch insgesamt 10 Kompetenzen zur Wahl darunter zum Beispiel „Kurzbogen“, Lebenskraftzauber“ und „Schwert und Schild“.  Bei der Sekundärkompetenz dürft ihr von den 10 Kompetenzen eine weitere wählen. Das Charaktersystem bietet des Weiteren die Attribute Stärke, Gewandtheit, Schnelligkeit, Vitalität, Verstand und Entschlossenheit. Diese könnt ihr zu Beginn noch mit den verfügbaren Punkten aufstocken. All diese Attribute beeinflussen eure Fähigkeiten wie Angriffskraft und die Abklingzeit eurer Zauber. Zusätzlich verfügt jeder Charakter über zwanzig Fähigkeiten (Skills). Wenn die Skills im Spiel verwendet werden, verbessern sich diese, und wenn genügend Fähigkeiten verbessert wurden, steigt die Charakterstufe und es kann ein neues Talent gewählt werden. Ist unser Charakter erstellt, beginnen wir mit einer kleinen Einführung, in der uns das Kampfsystem erklärt wird und wir können schon unsere erste Kerbe für getötete „Gegner“ in die Waffe schnitzen bzw. ritzen.  Wir kommen nun nach und nach in Kontakt mit den beiden Armeen von Kyros, zum einen der „scharlachrote Chor“ ein chaotischer Haufen, der seine besiegten Gegner rekrutiert oder tötet und die gut ausgebildeten „Geschmähten“ die ihre Traditionen mit Stolz ehren. Logischerweise weist die Armee des scharlachroten Chors eine deutlich höhere Anzahl an Streitkräften auf als dass der Geschmähten, und weil diese beiden Armeen so zerstritten sind und keinen gemeinsamen Weg gegen den Aufstand finden, sind wir gefragt. Wir werden in nahezu jeden Dialog im Spiel vor eine Wahl gestellt und nicht immer offenbaren sich uns die Folgen unserer Entscheidungen sofort – eben wie im wahren Leben auch. Wir müssen entscheiden, ob Gefangene gemacht werden, oder ob diese direkt ihr Leben lassen müssen. Wir entscheiden ob wir ein Dorf und deren Bewohner niedermetzeln oder wer das eroberte Dorf besetzen darf. Damit dieser Aufstand der Rebellen irgendwann auch ein Ende findet, ist das umkämpfte Tal in dem wir uns befinden mit Magie verschlossen und wir haben nur begrenzte Zeit das Chaos zu beseitigen. Ein wahrhaft schwerer Einstieg und eine große Herausforderung, die auf unseren Schultern lastet, denn wenn wir den Aufstand nicht zerschlagen, wird Kyros mit seiner Magie das gesamte Tal und alle Menschen darin vernichten.

Die Charaktererstellung im Spiel

Die Charaktererstellung im Spiel

 

Richter mit Gewissen oder doch ein Hänker?

Tyranny kommt fast von Beginn an auf den Punkt, als Spieler muss man schon von Anfang an Entscheidungen treffen und fühlt sich schnell als Richter oder doch Schlächter? Aber gut wir spielen ja schließlich auch auf der Seite der Bösen? Das Schöne an Tyranny ist, dass jeder Spieler zwar das gleiche Spiel spielt, aber durch unsere persönlichen Entscheidungen im Endeffekt bei jedem eine eigene Handlung entsteht, die man einfach nicht in Gut oder Böse einteilen kann. Denn wo man durch eine „Gute“ Entscheidung Verbündete dazu gewinnt, verärgert man eine andere Partei damit. Das Spiel gliedert sich in vier große Spielregionen, die immer wieder besucht werden und während wir versuchen den Aufstand zu zerschlagen, lernen wir nach und nach neue Charaktere kennen. Schnell wird man feststellen, dass aufgrund unserer vorherigen Handlungen nicht jeder dieser Charaktere uns gegenüber freundlich gesinnt sein wird, aber manchmal lohnt es sich durchaus, mit Absicht den Zorn einer Fraktion auf sich zu ziehen. Mit all diesem Wissen, liest man die Dialoge natürlich sehr aufmerksam und wägt ab welche Antwort man schlussendlich auswählt. Die Dialoge sind gut ins Deutsche übersetzt und leider nur in Englisch vertont. Dialoge bieten neben den Gesprächen der Beteiligten auch szenische Beschreibungen, die im kursiven Text dargestellt werden. Des Weiteren werden aufgrund eines Dialoges oft anschließend unsere Fähigkeiten gefordert sein, dies führt dann schlussendlich dazu, dass wir die Werte stetig verbessern können. Im Verlauf des Spiels gewinnen wir neben Feinden auch neue Gefährten dazu und in Tyranny können wir mit bis zu 4 Gefährten gemeinsam kämpfen. Diese werden einzeln oder gemeinsam gesteuert und die jeweiligen Angriffshandlungen werden separat gesteuert. In Gefährten Gruppen gibt es natürlich Kampfvorteile und so kann man Angriffskombos verwenden, um vor allem in Gegnergruppen hohen Schaden zu verursachen. Nur leider klappt die Ausführung nicht immer reibungslos, so passiert es des Öfteren, dass sich die Charaktere gegenseitig im Weg standen und blockierten.  Das führte dann leider des Öfteren dazu, dass mein Charakter gestorben ist, weil er von der angegriffenen Gruppe vermöbelt wurde. Neben den Angriffskombos haben auch unsere Gefährten ebenso wie wir mächtige Fähigkeiten. Diese Sills müssen oft aber erst separat freigeschaltet werden, dies geschieht zum Beispiel dadurch, dass einer unserer Gefährten uns stark fürchten muss, weil wir „unschöne“ Entscheidungen getroffen haben.  Dieses Fähigkeiten System wird in Tyranny „Reputation“ genannt und dort können wir je nach Ruf bei der Gruppierung neue Skills wählen und verbessern.

Die ersten Schritte in der Welt von Tyranny

Die ersten Schritte in der Welt von Tyranny

 

Gut oder Böse?

In Tyranny kann der Spieler in knappen 20 – 30 Stunden Spielzeit mal so richtig schön Böse sein und den typischen Rollenspiel Vergleich von Gut und Böse beiseitelegen. Man kann durchaus erkennen das Obsidian die meiste Arbeit und Zeit in die Entwicklung der Hauptstory investiert hat, denn die meisten Nebenquest sind schnell erledigt, indem man eine Gegnergruppe bezwingt oder mit einem NPC spricht. Die Hauptstory überzeugt mit vielen gut geschrieben Dialogen und gelungener Atmosphäre. Neben der Quests die einen durch die Gebiete von Terratus führen, gibt es natürlich auch Instanzen, in denen man sich menschlichen Gegner stellen muss, ab und zu trifft man dann noch auf einige Energiewesen, ansonsten wirken die Instanzen leider sehr einfallslos gestaltet. In Kämpfen gegen größere Gruppen, egal ob in Instanzen oder im Storyverlauf ist es ratsam die Pausefunktion (mittig am oberen Bildschirmrand) zu nutzen. So kann man alle Angriffe auf die Gegner koordinieren, und wenn jeder Gefährte quasi abgearbeitet ist, lässt man die Zeit im Spiel weiter laufen.  Ebenso wichtig und das vor allem in größeren Gruppen, ist die Ausgeglichenheit der Gefährten zu beachten, ein Heiler zum Beispiel verbessert für kurze Zeit die Verteidigungswerte der Gruppe, dies ist vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden sehr wichtig.

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Gruppenkampf mit einem Gefährten

 

Fazit:

Die Grafik und das Design von Tyranny überzeugen in der Welt der klassischen Rollenspiele. Vergleicht man Tyranny aber mit den Größen wie The Witcher 3 oder Fallout 4 schwächelt es irgendwie vor sich hin. Aber das alles tritt in den Hintergrund, denn die Geschichte, die Obsidian hier erzählt, ist in ihrer Form einzigartig und vollkommen neu. Obsidan gelingt der Spagat, dass man als Spieler in einer festen Rolle auf der Seite der Bösen startet und dass der gespielte Charakter trotz dessen so viele Freiheiten besitzt, die Geschichte zu beeinflussen und zu prägen. Man kann die böse Seite voll ausleben, oder listig zu seinen eigenen Gunsten arbeiten oder zum Retter der Rebellen werden. Wer also schon immer einmal alle Regeln eines typischen Rollenspiels brechen wollte, wird an Tyranny sehr viel Freude finden.

 

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