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Nioh – Test zum fernöstlichen Japan Souls

Wie mittlerweile jeder mitbekommen hat, ist mit Dark Souls 3 vorerst die Reihe zu Ende. Eine Reihe, die in den letzten Jahren viele Maßstäbe setzte und eine enorme Fanbasis aufbauen konnte. Mit dem Ende der Reihe ist eine große Lücke entstanden, die es nun gilt zu schließen. Nioh von Entwickler Team Ninja gilt seit seiner Enthüllung als einer dieser Kandidaten, die das Erbe der Souls-Reihe antreten könnten. Nun ist das mysteriöse Action RPG erschienen. Wie gut das Spiel letztendlich ist und ob die Vergleiche mit der Souls Reihe gerechtfertigt sind, erfahrt ihr in unserem Test.

 

Realität trifft auf fernöstliche Mythologie

Die Vergleiche zu Dark Souls kommen nicht von ungefähr. Denn Team Ninja versteht schon ab der ersten Spielminute, mit den Erwartungen des Spielers zu spielen. Gerade der Anfang könnte so ähnlich locker aus einem Souls Titel stammen. Zu Beginn erwacht man in einem finsteren Kerker ohne Hab und Gut. In diesem teilt man sich die Zelle mit einem Toten, von dem man sein erstes Item erhält. Vor dem Kerker patrouillieren die ersten Gegner und warten auf eine ordentliche Abreibung. Diese Prämisse kennt man vor allem aus den ersten Dark Souls-Teilen. Doch es gibt auch gravierende Unterschiede zu dem Idol. Denn anstatt sich einen eigenen Charakter im Vorfeld zu erstellen, ist der Charakter vorgegeben. In Nioh schlüpft man in die Rolle des englischen William Adams (1564 – 1620). Diese Person ist in der Weltgeschichte kein unbeschriebenes Blatt. Wer im Geschichtsunterricht ein wenig aufgepasst hat oder die TV Serie „Shogun“ kennt, wird mit dem Namen ein wenig vertraut sein. Denn der Seefahrer galt als erster westlicher Samurai. Bekannter wurde er durch Richard Chamberlain, der ihn als „John Blackthorne“ in den 80er Jahren in der TV Serie verkörperte.  Nioh spielt dabei im späten 16. Jahrhundert, in etwa vor der Zeit der Schlacht von Sekighara. In dieser Schlacht wurde Tokugawa Ieyasu zum Shogun ernannt. Er war es dann, der Japan einte und so die Edo-Zeit einleitete. Doch Nioh ist kein realistisches Spiel. Vielmehr vermischt Team Ninja wichtige kulturelle Weltereignisse mit einem Fantasy Abenteuer. Die Mischung geht erstaunlich gut auf. Besonders, da man als Spieler viele kleine Infos aus der Zeit erhält. Das Spiel startet in einem Gefängnisturm in London. Dieses Gebiet dient eher als Tutorialgebiet. In diesem warten die ersten kleineren Gegner. An diesen kann man sich mit dem Kampfsystem vertraut machen und die ersten Gegenstände, Waffen und Rüstungen einsammeln.  Ein Großteil der Gebiete ist recht verschlaucht und wimmelt von Gegnern. Da man allerdings nur ein begrenztes Repertoire an Heiltränken hat, kann dies schon an den Nerven zerren. Allerdings lassen sich in den meisten Gebieten mehrere Abkürzungen freischalten. Mal öffnet man eine Tür oder schaltet eine Leiter frei und kommt so in ein früheres Gebiet. Dadurch spart man sich Laufwege und erfreut sich an einer guten Levelarchitektur. Doch natürlich darf kein Gebiet mit Boss fehlen. Am Ende des Gebiets wartet ein fieser Dämon, auch Yokai genannt und ist die finale Prüfung des Gebietes. Erst wenn man diesen besiegt hat, geht es in das alte Japan weiter. Im alten Japan wird der Fantasyaspekt erweitert. Denn hier gibt es Schutzgeister und weitere Dämonen. Auch die weiteren Gebiete könnten locker aus einen Dark Souls stammen. Das Tutorialgebiet Tower of London erinnert mit seinen langen Gängen und den gut platzierten Wachen an den Turm von Latria aus Demon Souls. Das erste Gebiet in Japan ist ein Dorf an einem Strand und dürfte die meisten an das Fischerdorf in Bloodborne erinnern. Diese vielen Referenzen können einem gefallen oder nicht. Jedoch verdeutlicht diese Verneigung vor der Vorlage den Respekt, den die Macher hatten.

Je stärker der Gegner, desto besser die Belohnung.

 

Vertrautes Gefühl. Doch irgendwas ist anders.

Nicht nur die Gebiete und die Levelarchitektur erinnern an die Souls Spiele von From Software. Am allermeisten ist es das Kampfsystem. Jeder Schlag muss überdacht werden, jeder Gegner stellt eine Herausforderung dar und sollte nicht unterschätzt werden. Nur wer ruhig und besonnen agiert, kann diese meistern. Doch Nioh kopiert nicht einfach das Kampfsystem von Dark Souls. Ähnlich wie Lords of the Fallen von Deck 13 oder From Software selbst mit Bloodborne hat Team Ninja an einigen Stellschrauben gedreht. Dadurch ist ein nochmals ganz anderes Spielgefühl entstanden, als man es von den genannten Spielen gewohnt ist. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier einen Gesundheits- und Ausdauerbalken. Jeder Schlag, jeder Block oder jede Ausweichaktion verbraucht wichtige Ausdauer, die sich mit der Zeit wieder regeneriert. Schlägt man wild um sich, ist die Ausdauer recht schnell weg. Ist der Gegner noch am Leben und holt dann zum Gegenschlag aus, ist man ihm schutzlos ausgeliefert. So ist ein ständiges Abwiegen der Situation vonnöten und sorgt für spannende Kämpfe, dessen Reiz man nur schlecht widerstehen kann.  Besiegt man einen Gegner, erhält man neben Geld auch wichtige Erfahrungspunkte, in Nioh Amrita genannt. Diese Punkte werden eingesammelt. Erst an einem der rar gesäten Schreine kann man die Amrita einlösen. Diese Punkte kann man in verschiedene Attribute stecken. Diese Attribute wie Körper, Stärke, Magie oder Geist erhöhen die Lebenspunkte, die Ausdauer oder gar den Waffenschaden. Wie schon in Dark Souls skalieren einige Waffen mit bestimmten Attributen. Daher sollte man im Spielverlauf seine Punkte sinnvoll verteilen. Stirbt man unterwegs bei einem Gegner oder durch andere Aktionen, werden die Punkte an dem Ort des Todes liegen gelassen. Nach dem Tod wird man an dem letzten Schrein, den man besucht hat, wiederbelebt. Nun heißt es, den gesamten Weg mit all den Gegnern noch mal zu bewältigen. Nur sollte man aus dem Fehler, den man vorher gemacht hat, lernen. Rückschlüsse ziehen und rekapitulieren, was man falsch gemacht hat und es nun besser machen. Denn stirbt man erneut, sind all die Amrita, die man an dem Ort liegen gelassen hat, futsch. All die Arbeit, die man hineingesteckt hat, war umsonst. Allein die Situation, zurück an dem Ort des Todes und des Versagens zurückzugehen und seinen Lohn für seine ganze Arbeit zurück zu holen, ist Anspannung pur. Denn den ansonsten schon ebenbürtigen Gegnern nochmals zu begegnen, ist nun eine mentale Herausforderung. Nur mit dem Wissen, dass bei einem einzigen Fehltritt, einem misslungenen Block oder einem Schlag zu viel der erneute Tod wartet und somit der Verlust, der Amrita droht. Besonders bei neuen Gebieten, die man noch nicht kennt, sorgt dieses für spannende Situationen. Hat man einmal in einem unbekannten Gebiet viele Amrita gesammelt, wägt man stets ab. Geh ich lieber zurück und steig im Level auf oder geh ich weiter in das Unbekannte? Wartet in der nächsten Ecke ein Gegner, vielleicht sogar ein Boss oder eine Abkürzung oder am besten ein neuer Schrein? Beim ersten Durchgang ist man in einem neuen unbekannten Gebiet stets am Abwägen: zurück oder weiter?

Nioh Test

Je nachdem, auf welchen Spielstil man setzt, sollte man sinnvoll leveln.

 

Kämpfen wie ein Samurai

Bei Kämpfen mit normalen Gegnern oder bei Bosskämpfen kommt das Kampfsystem zum Tragen. In Nioh gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Waffengattungen, die alle Vor- und Nachteile besitzen. Die erste Wahl eines Samurais ist natürlich das Schwert. Die Schwerter teilen einen moderaten Schaden aus und bieten eine gute Schlaggeschwindigkeit. Wem diese zu langsam sind, der greift zu den kleineren Doppelschwertern. Diese flinken Waffen sind die schnellsten im Spiel, teilen mit einem Treffer allerdings den geringsten Schaden aus. Bei diesen ist es am besten dann mit einer gut gezielten Komboattacke den Lebensbalken des Gegners zu reduzieren. Wer lieber mit einem einzigen Hieb Gegner ausschalten möchte, der greift zu den Hämmern oder zu einer Axt. Diese Gattungen sind recht langsam und verbrauchen viel Ausdauer. Doch trifft eine Attacke das Ziel, teilt der Angriff erheblichen Schaden aus. Des Weiteren gibt es noch verschiedene Speere und eine Art Ninjapeitsche. Wer lieber aus der Distanz angreifen möchte, der greift zum Bogen oder zur Pistole. Im Spiel findet man verschiedene Pfeile, mit denen man gezielt Gegner aus der Ferne angreifen kann. Da jede Waffengattung seine eigenen Vor- und Nachteile hat, lohnt es sich mit ihnen zu experimentieren und zu schauen, welche Waffenart zu einem am besten passt. Per Knopfdruck kann man gegnerische Angriffe blocken, Schilde gibt es in dem Setting entsprechend nicht. Zudem kann man zwei Waffen und Fernkampfwaffen gleichzeitig ausrüsten und im Kampf auf Knopfdruck wechseln. Damit ist man für jede Situation gewappnet. Dies ist allerdings nicht zwingend nötig. Denn wie in Dark Souls mit dem Zweihand Modus kann man in Nioh verschiedene Schwerthaltungen einnehmen. Per Knopfdruck kann man schnell zwischen drei Haltungen wechseln. Dabei besitzt jede Gattung neue Angriffe, die man dann ausführt. Ist man beispielsweise in einem schmalen Gang, ist es empfehlenswert eine Haltung einzunehmen, die Angriffe nach vorne ausübt. In offenen Gebieten gegen mehrere Gegner ist es dann hilfreich eine Waffenhaltung einzunehmen, die weite breite Angriffe ausführt. Jeder Gegner, den man besiegt, kann dabei neue Rüstungen oder gar Waffen fallen lassen. Ähnlich wie in Diablo besitzt jede Waffe/Rüstung verschiedene Werte. So kann man mit der Zeit seine Ausrüstung perfekt auf seine Spielweise anpassen. Auch hier lohnt es sich, mit den verschiedenen Waffen zu experimentieren und seine Technik zu verfeinern.  Zudem kann man am Schrein mit genügend Amrita neue Kampfmanöver freischalten, die wiederum die Möglichkeiten erweitern. Da man durch die enorm vielen Möglichkeiten schnell den Überblick verlieren kann, gibt es im Menü eine Schautafel für jede Waffe. Hier kann man sich in übersichtlichen Menüs die aktiven Angriffe und Kombos anschauen. Bei Wunsch kann man sogar Videos der Angriffe abspielen lassen. Neben den Waffen gibt es noch Ninjutsu sowie Magie. Außerdem gibt es noch Schutzgeister, die den Kampfstil weiter verstärken.  Mit jedem hintereinander besiegten Gegnern füllt sich die Schutzgeist Anzeige. Ist diese Leiste gefüllt, kann man seine ausgerüstete Waffe beleben. Belebt man seine Waffe, kann man verheerende Angriffe ausführen, die eine brenzlige Situation entschärfen können. Bei all den vielen Möglichkeiten kann man gerade zu Beginn schnell den Überblick verlieren. Gerade Spieler, die in dem Genre nicht erfahren sind, können sich in Nioh schnell überfordert fühlen.

Die verschiedenen Kampftechniken laden zum Experimentieren ein.

 

Gelungenes Artdesign mit kleinen Schwächen

Technisch präsentiert sich das Spiel überaus solide. Dennoch merkt man Nioh an, dass es kein Triple A Titel ist. Die Texturen sehen nicht gerade detailliert aus und auch die Fernsicht kann mit aktuellen Titeln nicht mithalten. Auch die Kollisionsabfrage lässt hier und da zu wünschen übrig. Doch dieser Punkt könnte mit einem zukünftigen Patch noch leicht behoben werden. Punkten kann das Spiel zweifelsohne durch sein Artdesign. Wenn man durch die japanisch angehauchten Gebiete streift und sich durch Fantasydämonen, die aus der japanischen Mythologie stammen, schnetzelt, sorgt dies für eine packende Atmosphäre. Das ganze Spiel ist angehaucht von Dark Souls. Dies ist auch beim Onlinemodus der Fall. Denn hier kann man Kollegen zu Hilfe rufen oder selbst gerufen werden. Dieser Helfer kann den Spieler bis zum Missionsende oder zum Levelboss begleiten. Allerdings sind dann auch die Gegner um einiges stärker. Zudem kann man auch PvP betreiben und die Amrita der Gegner einsammeln.

Positiv:

Viele Dark Souls Anleihen
Viele verschiedene Waffen/Rüstungen
Verschiedene Waffenhaltungen laden zum Experimentieren ein
Gelungenes Artdesign mit japanischem Flair
Gelungenes Spielgefühl
Brachiale Spannende Kämpfe
Viele Anpassungsmöglickeiten

Negativ:

Viele Dark Souls Anleihen
Einstieg gerade für Neulinge schwer
Zu Beginn etwas überladen
Kleinere technische Mängel
[testimonial_slider][testimonial image_url=”58909″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Kevin Kreisel, Redakteur”]
“From Software hat mit Demon Souls vor einigen Jahren ein eigenes kleines Genre geschaffen. Dieses wurde mit den Nachfolgern immer mehr erweitert und auch die Fanbasis wuchs mit jedem neuen Teil. Doch mit Dark Souls 3 endete vorerst die Reihe. Daher ist es erfreulich, dass es weitere Spiele in der Machart gibt. Denn bisher haben sich bis auf Deck 13 mit Lords of the Fallen und einige Indieentwickler keine Studios wirklich daran herangetraut. Denn es ist nicht gerade einfach, ein Spiel mit solch einem Vorbild zu entwickeln. Daher ist es erfreulich zu sehen, wie Nioh geworden ist. Denn das Spiel ist eine Huldigung an das Vorbild und setzt sich aber an etlichen Punkten hervorragend ab. Dadurch wirkt Nioh nie wie eine billige Kopie, sondern wie etwas Eigenständiges. Gerade das Kampfsystem ähnelt auf den ersten Blick dem von Dark Souls, wurde aber sinnvoll erweitert. Zwar gibt es nicht so viele Waffengattungen wie in Dark Souls, aber durch die verschiedenen Haltungen hat man enorm viele Möglichkeiten. Nioh ist zu keinem Zeitpunkt einfach, denn es hängt vor allem von den Fähigkeiten des Spielers ab. Spieler, die bereits einen Souls Teil oder Bloodborne gespielt haben, werden deutlich einfacher ins Spiel finden. Komplette Neulinge werden gerade zu Beginn an der enormen Vielzahl an Möglichkeiten erschlagen. Doch wenn man sich die Zeit nimmt, lernt man mit jeder Spielstunde dazu und wird stetig besser. Denn in Nioh gilt das Gleiche wie in Dark Souls. Aus jedem Tod muss man lernen. Nioh ist manchmal Frust, Verzweiflung und Wut. Doch hat man erst mal einen Boss besiegt oder eine scheinbar unmögliche Stelle geschafft, dann wandeln sich die negativen Emotionen in puren Spielspaß.  Daher sollte jeder Dark Souls Fan ein Blick riskieren und dem Spiel eine Chance geben. Denn Nioh kann die Zeit bis zu einem vermutlich nächsten Spiel von From Software bestens überbrücken.”
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Ab in die Sammlung?

Wer bereits an der Souls Reihe oder Lords of the Fallen Gefallen gefunden hat, der wird mit Nioh auch seinen Spielspaß haben. Wer von den genannten Spielen nicht angetan war oder mit der japanischen Mythologie nicht viel anfangen kann, dem ist Nioh nicht zu empfehlen.

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