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MAGIX Fastcut – Review zum Schnittprogramm mit Fokus auf Einsteigerfreundlichkeit

Die GoPro hat eine Marktlücke konsequent geschlossen. Erschwinglich, wasserdicht, robust, klein und kompakt, leicht zu befestigen, und zwar gnadenlos komprimierte, aber verhältnismäßig solide HD-Aufnahmen – ein beispielloser Mix. Und ein beispielloser Erfolg! Die Frage ist nur: womit all das schneiden? Die meisten Schnittprogramme sind teuer und komplex. Also das direkte Gegenteil von dem, was die GoPro so populär gemacht hat. Und auch der altbekannte, aber leider nicht mehr unbedingt altbewährte Windows Movie Maker ist seit der Abschaffung der Timeline auch nicht mehr so ganz das, was er mal war. Hier kommt der Videobearbeitungs-Software-Hersteller Magix ins Spiel, der wohl dieselbe Marktlücke zu sehen scheint, wie seinerzeit GoPro CEO Nick Woodman. Ein sinnvoller und – wie unser Test zeigt – gut gelöster Ansatz, der lediglich mit einigen kleinen Kinderkrankheiten zu kämpfen hat.

 

Reduzierung als Maxime

Magix liefern mit Fascut nicht ihr erstes Videoschnitt-Programm ab. Die bisherigen Ausläufer hatten jedoch einen eher professionellen Anspruch. Fastcut richtet sich dagegen an den Otto-normal-Bürger, der lediglich kurz seine Aufnahmen aus dem vorangegangenen Urlaub zusammenschneiden möchte, ohne sich dabei groß einarbeiten zu müssen. Dementsprechend liegt der Fokus in erster Linie auf einer reduzierten Benutzeroberfläche. Das heißt: keine großen Voreinstellungen, kein komplexes Rendering. Nur die wesentlichsten Optionen, übersichtlich auf dem Bildschirm verteilt. Etwas mehr als ein Viertel davon wird vom Videoplayer gefüllt, mit dem sich das Videomaterial und die Timeline abspielen lassen. Die Timeline selbst befindet sich ganz konventionell in der unteren Bildschirmhälfte, oben rechts können wir Bild und Ton bearbeiten oder Text und Blenden ins Videomaterial einfügen. Hierzu reicht ein Klick auf einen der jeweiligen Reiter, mit dem sich die wichtigsten Optionen für uns öffnen. Wirklich tief ins Detail dürfen wir hier nicht gehen, wir drehen lediglich hier und da an einem Regler oder machen die eine oder andere Zeitangabe. Während des Tests kamen wir aber mit den gegebenen Optionen völlig aus. Vor allem diese schlichte Anordnung hat uns an Fastcut sehr gut gefallen: Während wir in anderen Videoschnittprogrammen endlos nach den jeweiligen Optionen suchen, legt uns die Software alles auf den Präsentierteller. Die Reiter können bei Bedarf im Übrigen auch weggeklickt werden, wodurch die gesamte obere Hälfte des Bildschirms für den Videoplayer freigemacht wird. Auch nett: Via Knopfdruck reguliert Fastcut automatisch Parameter wie Kontrast oder Helligkeit. Die dabei herauskommenden Ergebnisse dürften Perfektionisten natürlich nicht zufriedenstellen, können sich aber schon durchaus sehen lassen.

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Die Benutzeroberfläche ist sehr übersichtlich und angenehm minimalistisch.

 

Unübersichtlicher Schnitt

Weniger übersichtlich ist dagegen leider der Schnitt. Alle Videodateien liegen zwar in einer, an sich leicht nachvollziehbaren, Timeline, sind aber in Bezug auf die Größe ihres Fensters alle gleichgroß – ungeachtet der Länge der jeweiligen Clips. Das verwirrt vor allem, wenn gerade ein Schnitt vorgenommen wurde, also aus einem Clip zwei werden. Da nun mehrere gleichartige Clips in der Timeline liegen, ist für das Auge nicht sofort ersichtlich, welcher Clip-Fetzen nun zu löschen ist und welcher bleiben soll. Völlig verwirrend fanden wir die Zweistufigkeit des Teils der Timeline, der die Zeit beziffert: Wählen wir einen Clip aus, bezieht sich die Timeline nur noch auf den Clip intern – losgelöst von seinem Kontext. Spielen wir ihn ab, erscheint ein einfacher Zeitzeiger, der mit dem Verlauf der Zeit nach rechts wandert. Welcher Mehrwert hieraus gewonnen werden soll, war uns zum Testzeitpunkt ein Rätsel.

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Mit den Reglern rechts können wir das Bild anpassen. Alternativ macht dies das Programm auch automatisch.

 

Umständliche Audiospur

Etwas umständlich ist leider auch der Umgang mit Audiodateien. Wer sein Geschnittenes mit einem Musikstück unterlegen möchte, kann dieses in eine dafür separat, darunterliegende Timeline legen. Leider lässt sich die Datei nur halbherzig auswählen: Verschieben geht, fürs Löschen müssen wir aber immer über die Videotimeline gehen, dort einen Zeitpunkt auswählen und noch mal mit Rechtsklick die entsprechende Auswahl treffen. Mit etwas Eingewöhnung ist der Umgang mit Audiodateien unproblematisch – für ein derartig auf Benutzerfreundlichkeit pochendes Programm wie Fastcut hätte hier aber mehr gehen müssen. Eine Definierung einzelner Lautstärke-Abweichungen innerhalb der Audiospur ist im Übrigen leider nicht möglich. Dafür lassen sich die Songs unter dem Reiter „Audio“ sehr komfortabel in ihrer Lautstärke anpassen.

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Originalton- und Musiktonspur lassen sich kinderleicht aufeinander anpassen.

 

Komplett aus der Hand genommen

Wer will, muss sich mit all dem gar nicht erst rumschlagen. Fastcut stellt einen während des Imports die Option, die ausgewählten Videodateien selbst auf vorgegebene Themes zuschneiden. Das Feature funktioniert dabei erstaunlich gut: Das Programm wählt automatisch Momente des Videomaterials aus und schneidet sie auf den Beat der Musik. Bis zu zwei Minuten lange Videos kann Fastcut berechnen. Die Wiedergabe scheint dabei nicht völlig zufällig und scheint gewisse Parameter zu berücksichtigen – so werden beispielsweise Intensitätssteigerungen im Bild auch mit Intensitätssteigerungen in der Tonspur synchronisiert. Allerdings nicht immer: In einem Fall setzte der Drop eines der Stücke genau in dem Moment ein, als das Videomaterial von der Action in eine kurze Essenspause umschlug. Insgesamt stehen fünf Themen zur Auswahl, die jeweils unterschiedliche Stimmungen einzufangen versuchen, eigene Audiodateien schneidet Fastcut leider nicht auf den Beat. Kaum zu vermeiden war wohl auch, dass alle Stücke so viel Seele haben, als wären sie einem Versicherungs-Werbespot entnommen. Insgesamt ist die Funktion aber in jedem Fall eine nette Spielerei – und für ungeduldige, die wirklich nur ganz kurz etwas Videomaterial für Freunde und Familie bereitstellen wollen, vielleicht sogar eine ansprechende Option. Wer jedoch gedenkt, seine Aufnahmen auf Vimeo oder YouTube hochzuladen, sollte besser selbst schneiden. Ansonsten könntet ihr euch ein wenig blamieren, da euer Video durch die Vorlagen so viel Persönlichkeit hat wie ein Goldfisch.

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Wer will, kann seine Videos mit einem Schriftzug versehen.

 

Auf die GoPro zugeschnitten

Natürlich ist die Auswahl der Videodateien nicht nur auf GoPro-Footage beschränkt. Man merkt allerdings deutlich, dass hierhin der Fokus verlagert wurde. Viele Optionen zeugen davon: So können wir beispielsweise den Weitwinkel korrigieren, das Bild umdrehen (beispielsweise wenn wir die GoPro falsch herum montieren mussten) oder stabilisieren. Aber auch das komprimierte Format passt zur Mentalität, mit der das Programm verfährt: Benutzerfreundlichkeit geht vor, nicht das Herausholen der bestmöglichen Qualität. So wird uns in einem, übrigens sehr aufschlussreichen und empfehlenswerten, zehnminütigen Einführungsvideo, welches sich zum Start des Programms zu Gemüt geführt werden kann, genau dieser Umgang empfohlen. Videodateien sollen durch eine Option zu Anfang separat komprimiert zur Arbeit bereitgestellt werden, so heißt es. Das erleichtere den Umgang mit den großen Videodateien und verhindere Performance-Einbrüche. Selbstredend bleibt es hierbei bei einer Option – verbindlich ist die Qualität-Senkung nicht. Doch auch wer die Dateien komprimiert, muss mit Rucklern rechnen, sofern die eigene Hardware nicht die stärkste ist. Magix werben zwar damit, dass Fastcut nicht allzu Performance-intensiv sei. Letztendlich hantiert man aber immer noch mit ziemlich großen Videodateien – da kann das Programm machen, was es will.

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Mit der Vorlagenfunktion braucht man, bis auf das Auswählen der Videodateien, eigentlich gar nichts mehr zu machen.

 

Kein Rendering – nur das Nötigste

Auf Rendering muss bei Fastcut komplett verzichtet werden. Bei der Fertigstellung wählen wir lediglich aus, in welchem Format das Ganze ausgegeben werden soll – zur Auswahl stehen standardgemäß MPEG-4 sowie das Windows-Media-Player-Format. In puncto Qualität dürfen wir zwischen DVD, HD und Full HD wählen – und das war’s. Minimalistisch, aber für die Zielgruppe des Programms absolut ausreichend. Ebenfalls mittlerweile standardgemäß können wir uns beim Fertigstellen dazu entscheiden, unser geschnittenes nicht nur auf dem Computer oder einem mobilen Gerät, sondern direkt unter anderem auf YouTube zu speichern. Viel interessanter ist jedoch „Showfy“ – ein von Magix selbst bereitgestellter Internet-Dienst zum Anschauen und Abspieler eigener Videos und Videos von Freunden. Eine nette Alternative zu Dropbox, falls das Video nur für einen engeren Kreis bestimmt ist. Die Fertigstellung der Videos funktioniert überraschend schnell – ähnlich schnell wie das vollautomatische Schneiden des eigenen Videomaterials via Vorlage. Die Qualität der dabei herauskommenden Videos mag zwar nicht das Nonplusultra sein, ist aber in der Regel absolut in Ordnung.

 

Fazit:

Ganz klar: Fastcut richtet sich an den Casual-User. Wer mit wirklich hochwertigen DSLR-Aufnahmen arbeitet und kleinschrittig jedes letzte bisschen aus den Aufnahmen herausholen, Feinjustierungen an jeder Stelle vornehmen und komplexe Übergänge schaffen will, der wird mit Fastcut nicht glücklich. Senkt man seine Ansprüche jedoch oder will nur kurz und ohne große Einarbeitungszeit schnelle Resultate haben, bekommt man für knapp 70 Euro ein ziemlich rundes Paket. Fastcut ist eingängig, übersichtlich, auf die wesentlichsten Funktionen reduziert, schnell und arbeitet – wenn man will – sogar vollautomatisch. Auf jeden Fall eine Empfehlung für die Zielgruppe, trotz kleinerer Bedienungsschwächen.

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