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Lost Sphear – Test zum klassischen JRPG mit verlorenen Erinnerungen

Tokyo RPG Factory und Square Enix haben nach ihrem ersten klassischen JRPG für die Switch, I am Setsuna, nun einen weiteren Ableger für die neue Konsolengeneration veröffentlicht. Bei Lost Sphear handelt es sich wieder um ein Rollenspiel mit Charme, das mit seiner Atmosphäre und seiner epischen Geschichte überzeugen möchte. Ob es den Entwicklern gelungen ist, diese zu transportieren, erfahrt ihr im folgenden Test.

 

Eine Welt, die zu verschwinden droht

Die Geschichte von Lost Sphear erscheint zunächst simpel: Kanata, ein junger Mann, der aus einem kleinen Dorf stammt, begibt sich mit seinen Freunden in einen Wald, um Fische für das anstehende Mahl zu angeln. Nachdem allerdings Gerüchte umgingen, dass Monster das Dorf heimsuchen, blieb die Truppe nicht allzu lange weg. Doch was sie bei ihrer Rückkehr vorfanden, schockierte sie zutiefst: Denn dort, wo sich noch vor wenigen Augenblicken ihr Dorf befand, war nun eine riesige, weiße Nebelwand. Wie sie auf ihrer Reise feststellen werden, wird dies nicht der einzige Nebel sein, dem sie begegnen. Denn immer mehr Gebiete verschwinden unter diesem weißen Nebel, ja selbst Personen und Gegenstände verlassen auf diese Weise unsere Welt. Doch Kanata, der auserwählte Junge, besitzt eine Gabe, mit der er die weißen Nebelschwaden zurückverwandelt. Denn mithilfe von Gefühlen und Erinnerungen, die er während des Abenteuers sammelt, kann er die Materie wieder zurückbringen. Für jedes weiße Nebenfeld gibt es eine bestimmte Anzahl an Erinnerungen, die man benötigt. Solche Erinnerungen sind beispielsweise Belohnungen aus Kämpfen, können aber auch beim Analysieren von Gesprächen und Texten herausgefiltert werden. Auf einer Übersichtskarte, auf der man sich während seiner Reise von Ort zu Ort bewegt, befinden sich ebenfalls diese weißen Nebelschwaden. Diese können aufgelöst werden, indem Objekte platziert werden, die einen permanenten Bonus wie erhöhtes Lauftempo oder eine erhöhte kritische Angriffsrate geben. Doch woher der Nebel stammt, ist am Ende weitreichender als zunächst gedacht. Denn während des Abenteuers erwarten euch viele Twists in der Story, die man so nicht vorhergesehen hätte.

Die Welt verschwindet und nur du kannst es aufhalten.

 

Das traurige Schicksal der Menschheit

Wollt ihr Lost Sphear spielen, so solltet ihr langen Dialogen und tragischen Schicksalen nicht abgeneigt sein. Denn etwa gut ein Drittel des Spieles lest ihr unvertonte Gespräche mit, was lesefaule Spieler zunächst abschrecken dürfte. Doch die Schicksale der Bewohner, die mit dem Nebel zu kämpfen haben, erweichen auch das härteste Herz. Man fiebert regelrecht mit den Menschen mit, die ihre geliebten Dinge im Nebel verloren haben. Da wäre beispielsweise ein kleiner Junge, der uns unseren Geldbeutel klaut. Allerdings erfahren wir im Verlaufe der Geschichte, dass seine Mutter in diesem ominösen Nebel verschwunden ist und er sich mit dem geklauten Geld über Wasser hält. Somit zögern wir nicht lange und bringen dem Jungen seine Mutter zurück. Ein anderes trauriges Schicksal traf den Besitzer eines Gasthauses, das er seit Ewigkeiten leitete. Nun war das Gasthaus im Nebel verschwunden und mit ihm seine Frau und sein Kind. Während man durch die Welt von Lost Sphear streift, erwarten einen immer traurigere und dramatischere Schicksale, über die man auch noch nach dem Ausschalten der Konsole nachdenkt. Die Story lädt einen zum Nachdenken ein und fesselt einen an den Bildschirm.

Überlegt gut, wie ihr eure Angriffe platziert.

 

Kämpfe aus einem klassischen RPG

Ein wichtiges Element aus Lost Sphear sind natürlich die Kämpfe. Der Tradition folgend sollten diese eigentlich rundenbasiert sein, doch die Entwickler haben sich hier ein besonderes System ausgedacht. Jeder Charakter hat seine eigene Anzeige, die sich mit der Zeit füllt. Ist die Anzeige geladen, so kann man den Angriff wählen. Allerdings läuft die Zeit weiter und die Anzeigen eurer Gruppe füllen sich genauso wie die Anzeige eurer Gegner. Somit solltet ihr nicht lange nachdenken, sondern zügig überlegen, was für eine Aktion ihr im nächsten Kampf ausführt. Allerdings sind eure Optionen eher begrenzt, denn bis auf Spezialangriffe und Items könnt ihr nur euren normalen Angriff einsetzen. Allerdings hat jeder Angriff eine andere Angriffsfläche und Reichweite. Van oder Locke können beispielsweise in einem langen Strahl ihre Projektile verschießen, während die Faustangriffe von Lumina eher kreisrunde Angriffsflächen erzeugen. So könnt ihr mit etwas Geschick mehrere Gegner auf einmal treffen, was bei der übersichtlichen Ansicht kein Problem ist. Allerdings kommt in den Kämpfen trotzdem keine Action auf, da sie meistens gleich verlaufen. Auch das Setsuna System, dass durch Drücken von Y bei einem blau aufleuchtenden Kreis zu höherem Schaden verhilft, trägt nicht zu einem dynamischeren Kampf sein. Ein bisschen Taktik bringen allerdings noch die Spiritnite ein, mit denen ihr euren Spezialattacken extra Effekte verleihen könnt. Trotzdem ist der gesamte Spielefluss auch abseits der Kämpfe eher gemächlich. Allerdings schwanken die Bosskämpfe im Spiel relativ stark, manche Bosse lassen sich auch mit halben Lebenspunkten zu Beginn des Kampfes besiegen, während man sich bei anderen Kämpfen die Zähne ausbeißt. Besonders ärgerlich wird es dann, wenn sich vor dem Kampf kein Speicherpunkt befindet, an denen man sein Spiel sichern kann. So ist es mir mal ganz schlimm ergangen, als sich vor dem Kampf kein Speicherpunkt befand und ein riesiger Roboter mit in drei verschiedenen Kämpfen hintereinander angriff, nur um mich dann – nachdem ihn das Zeitliche segnete – mit einer finalen Detonation zu erledigen.

Bei dem Design der Städte hat man sich mehr Mühe gegeben als bei der Weltkarte.

 

Die Stimmung machts

Doch abgesehen von den Kämpfen hat Lost Sphear seine Stärken in der Atmosphäre. Die Dörfer sind liebevoll gestaltet und voller Details, soweit das Auge reicht. Überall in der Welt sind kleine Truhen oder glitzernde Objekte versteckt, die einen die Welt gerne erkunden lassen und in jeden noch so kleinen Schlupfwinkel blicken lassen. Auch im Handheldmodus der Switch lässt sich Lost Sphear super spielen, da man immer die Übersicht behält. Generell findet das Geschehen aus der Vogelperspektive statt, allerdings verändert sich ab und an der Blickwinkel, wobei jedoch nie die Übersicht verloren geht. Die Grafik ist eher minimalistisch, aber dennoch schön anzusehen. Auch die Figuren sind eher minimalistisch gehalten, als Gesicht lassen sich nur die nötigsten Merkmale erkennen. Um den Figuren dafür mehr Ausdruck zu verleihen, werden gerne Gestiken wie ein Tropfen neben dem Gesicht bei Verlegenheit oder Striche als Schock verwendet. Besonders das Heimatdorf überträgt allerdings eine beruhigende Stimmung. Blätter wehen durch das Bild, der obere Rand vom Bildschirm wird hell erleuchtet durch die Sonne, die durch die Bäume scheint. Geigen- und Klaviermusik unterstützten diesen Eindruck. Wenn ich meine Figuren bewege, verschwimmt der Rand sogar ein klein wenig, was optisch ein echter Hingucker ist.

 

Positiv:

Atemberaubende Atmosphäre durch das Zusammenspiel von Musik und anderen Effekten
Spannende Geschichte, die einen bis zum Schluss fesselt
Vulcosuits und Spiritnite peppen den Kampf etwas auf…
Dörfer und Städte, besonders die Häuser, stecken voller liebevoller Details
In Kämpfen sowie auf der Weltkarte behält man immer die Übersicht

Negativ:

Schwierigkeitsgrad in Kämpfen schwankt sehr stark
Weltkarte wirkt eher lieblos gestaltet
… allerdings wirken die Kämpfe trotzdem eher unspektakulär
Viele teils belanglose Dialoge könnten viele Spieler abschrecken
[testimonial_slider arrows=”false”][testimonial image_url=”58908″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Jasmin Paskuda, Redakteurin”]
“Trotz der minimalistischen Grafik wird in Lost Sphear durch viele Effekte und die Musik eine Stimmung erzeugt, die sonst kaum ein Spiel bieten kann. Man merkt ganz deutlich, dass das Spiel seine Schwerpunkte auf diese besondere Atmosphäre und die Geschichte setzt. Denn das Schicksal, dass die ganze Welt durch den auftauchenden Nebel ereilt, lässt den Spieler nicht kalt und so macht man sich auf eine lange Reise, um den Bewohnern zu helfen. Allerdings sind die Kämpfe eher gemächlich als actionlastig, was dem Spiel aber keinen Abbruch tut. Zudem bringt das teils rundenbasierte, teils in Echtzeit stattfindende Kampfsystem ein wenig Schwung in die altbackene RPG-Welt. Somit steht Lost Sphear dem Vorgänger I am Setsuna in Nichts nach und ist ein Muss für alle Story-Fans, die sich auch abseits von einer bombenmäßigen Grafik und spannenden Kämpfen einem Spiel widmen können.”

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Ab in die Sammlung?

Fans von klassischen RPGs werden mit Lost Sphear – trotz so mancher Schwäche – nichts falsch machen.

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