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Life Is Strange: Episode 4 (Darkroom) – Review zur vorletzten Folge

Es sollte sich rumgesprochen haben, dass ‘Life Is Strange’ nicht bloß dieses milde, nette Adventure mit Telltale-Allüren ist. Vielmehr hat sich der Release einer jeden neuen Episode zu einem der wichtigsten Termine im Gamer-Kalender gemausert. „Harter Tobak im milden Gewand“ passt da wohl eher. Denn: die Entscheidungen, die wir treffen, deren Konsequenzen, und vor allem: wie nah sie uns gehen – das gibt’s so zurzeit in keinem anderen Spiel. Die nun mittlerweile vierte Episode reizt diese Stärken nicht in dem Maß aus, wie wir es aus vorigen Teilen gewöhnt sind, kann dafür aber diesmal mehr in punkto Gameplay Akzente setzen. Wie wir die Episode fanden, lest ihr nun in unserem Test.

 

Auf den Trümmern der Vergangenheit

Nach dem Ende der letzten Episode durften wir spüren, was der Preis dessen ist, zu sehr mit der Zeit herumzudoktern. Nicht, dass wir diese Entscheidungen getroffen hätten – in diese blöde Situation hat uns leider das Spiel und nicht wir selbst manövriert. Sei’s drum: Verantwortlich fühlen wir uns trotzdem, da bei ‘Life Is Strange’ einfach die Immersion stimmt. Was da jetzt genau passiert ist, und was da jetzt noch so passieren wird, darauf will ich jetzt nicht im Detail eingehen, damit ihr alle noch etwas von der Story habt. Nur so viel zur Handlung: Chloe wird uns vor eine sehr schwere Entscheidung stellen – und früher oder später geht’s wieder auf die Suche nach Rachel. Während sich – passend zur Episode abschließenden ‘End Of The World-Party’ – weiter die Zeichen verdichten, dass sich in der Tat etwas Verheerendes anbahnt.

Life Is Strange

Max und Chloe vertiefen ihre Suche nach Rachel.

 

Angemessenes Erzähltempo

Schön ist, dass sich das Spiel wieder sehr viel Zeit nimmt, alles zu erklären und jede Emotion zu durchleben. Das Ausgangsfiasko beispielsweise wird mit einer ganzen Stunde behandelt, in der wir eigentlich nicht viel mehr tun, als an Chloes-Situation teilzuhaben, sie zu studieren. Mit allen Betroffenen zu reden und generell diese neue-alte Welt kennenzulernen, in die wir nun geworfen wurden. Das tut dem Tiefgang und der Glaubwürdigkeit gut. Wer denkt, dass damit der Spaß schon fast wieder vorbei ist, ist weit gefehlt. Im Gegensatz zur letzten Episode ist damit vielleicht erst ein Drittel geschafft. Insgesamt wurden wir bestimmt ganze 3-4 Stunden beschäftigt. Das ist für einzelne Episode echt ordentlich.

Life Is Strange

Auf der ‘End Of The World’-Party gilt es ein Unheil abzuwenden.

 

Mehr Rätsel, bessere Rätsel!

Spielerische Versäumnisse werden übrigens später nachgeholt: In keiner Episode durften wir bisher so viel herumrätseln. Und das sind diesmal nicht bloße „Such das, hol das!“-Aufgaben. Vielmehr müssen wir wirklich clever kombinieren – und das auch mal ohne das Verändern der Zeit. Beispielsweise, wenn wir alle bisher gefunden Hinweise geschickt zusammenfügen müssen, um die Suche nach Rachel etwas anzukurbeln. Klassisches „Zeitmanagement“ gibt’s aber immer noch: So müssen wir wieder die Zeit manipulieren, damit beispielsweise ein Objekt wieder am ursprünglichen Ort zur Verfügung steht, wir es aber schon in der Vergangenheit zum Passieren genutzt haben – und es nun für einen Mechanismus nutzen können. Von dieser geballten Rätselpower in Zukunft bitte mehr – so wirkt die Adventure-Komponente nicht mehr bloß aufgesetzt, sondern wirklich wie eine sinnvolle Ergänzung der Gesamterfahrung.

Aus einer Vielzahl von Hinweisen müssen wir die richtigen zu einem sinnvollen Ganzen kombinieren.

 

Geringere Involvierung

Im Zentrum von ‘Life Is Strange’ steht aber natürlich nach wie vor die Handlung, die wir durch selbstständiges Ansprechen von Personen in und das Durchstöbern der Spielwelt, der Auswahl von Antwortmöglichkeiten und dem Abwägen über situative Entscheidungen sehr individuell erleben können. Schön ist beispielsweise wieder, wie wir beim Durchsuchen des Zimmers unseres Antagonisten Nathan einen vielschichtigen Eindruck über seine Persönlichkeit erhalten. Schwere Entscheidungen gibt’s dabei natürlich wieder so einige, insgesamt sind es aber doch weniger als in den vergangenen Episoden. Das Spiel setzt uns generell die Handlung dieses Mal etwas mehr vor – was allerdings sicher auch damit zu tun haben dürfte, dass einfach sehr viel Schlag auf Schlag passiert. Dennoch gibt es Momente, wo wir gerne auch mal selbst eingegriffen hätten: Dass Nathan uns auf frischer Tat ertappt, hätte durch einen etwas unmittelbareren Abgang leicht vermieden werden können. Und dass uns mit der Zerstörung von Beweisen gedroht wird, hätte ganz einfach dadurch abgewendet werden können, indem wir von vornhinein die Polizei eingeschaltet hätten – auch wenn das Chloe sicher nicht gepasst hätte. Aber darum geht es doch in ‘Life Is Strange’: Entscheidungen treffen, die man so, aber auch anders sehen kann. Und wo wir gerade bei Chloe sind: Warum sagt Max nichts dagegen, dass die in diesem Moment ziemlich unzurechnungsfähig anmutende Chloe offen ihre Waffe mit sich führt, obwohl Max sonst immer ihre Vorbehalte gegenüber Waffen zum Ausdruck bringt?! Wenn sie nichts sagen will, okay – nur sollte uns das überlassen werden. Selbst, wenn Chloe am Ende eh nicht auf uns hören würde. Das alles sind im Grunde natürlich nur kleine Patzer. Jedoch rütteln sie an der mühsam aufgegebenen Glaubwürdigkeit der Welt und beschneiden das Spiel genau an der Stelle, an der es eigentlich am meisten punktet. So linear die Handlung bei all dem dieses Mal sein mag, so spannend ist sie dafür aber auch. Und natürlich verabschiedet uns wieder ein Cliffhanger, der uns das Warten auf das Staffelfinale Ende August ganz schön schwer macht.

 

Fazit:

Ja ja, so wirklich rund kommt diese Episode leider nicht daher. Bei den Rätseln mag man zwar zugelegt haben, man hat uns allerdings schon mal mehr in die Handlung involviert. Dazu stören hier und da kleine Unsinnigkeiten. Natürlich ist das Meckern auf hohem Niveau, und zumindest eine der Entscheidungen hat es wirklich in sich. Die jedoch erweist sich dann im späteren Spielverlauf als überhaupt nicht relevant – sehr schade! Trotzdem hab ich die Episode wieder regelrecht verschlungen. Selten war die Handlung so dicht gespickt mit spannenden Momenten – immer ist man voll euphorischer Erwartung, wie es denn nun wohl weitergehen soll. Und das hört mit dem Ende der Episode natürlich nicht auf. Jetzt noch mal fürs Staffelfinale alle Stärken vereinen – dann spätestens ist der Genre-Thron sicher!

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