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Jagged Alliance: Flashback – Review zum Insel Abenteuer

“Was ist Jagged Alliance eigentlich?”, werden sich viele von euch fragen. Da ich der Redaktionsdinosaurier und Märchenopa bin, werde ich euch jetzt erst einmal in die Geschichte von Jagged Alliance einführen. Jagged Alliance ist eine Reihe von Rollenspielen mit taktischen Kämpfen, besser gesagt rundenbasierten strategischen Kämpfen. Der erste Teil erschien im Jahr 1994 und wurde von einem kleinen kanadischen Studio namens Sir-Tech entwickelt. Das Studio gehörte zwar nicht zur Tafelrunde, hatte aber vorher Ruhm mit der Wizardry-Reihe gesammelt. (Bitte fragt mich jetzt nicht nach Wizardry.) Jagged Alliance wurde für den PC entwickelt, die ersten beiden Teile damals noch unter MS-DOS, alle weiteren dann unter Windows mit DirectX lauffähig. Die Spiele wurden sogar in deutscher Synchronisation auf den Markt gebracht. Die JA-Reihe umfasst bis heute 10 Titel, die aber mitunter nur Remakes oder gemoddete Versionen sind. Unter Fans zählt Jagged Alliance 2 als eines der besten Spiele seines Genres. Jetzt richten wir unser Augenmerk auf Jagged Alliance Flashback. Den motivierten und ambitionierten 11. Teil der Reihe, der sich zwar für den aktuellen Markt frisch gemacht hat, aber trotzdem bei seinen Wurzeln zu bleiben versucht.

 

Reif für die Insel

Wir schreiben das Jahr 2014. Kickstarter Projekte und Steam Greenlight erlauben vielen Indie-Studios das Entwickeln neuer oder alter Spielideen, ganz ohne den Zwang großer Publisher, ohne enormen Zeitdruck und ohne Peitschenhiebe für Programmierer, die nur mal eben einen Kaffee trinken wollten oder aufs Klo mussten. Wir schreiben das Jahr 2014 und über meinen Bildschirm durfte eben eines dieser erfolgreich abgeschlossenen Projekte flimmern. Wie im Titel zur Review schon bekannt, handelt es sich um Jagged Alliance: Flashback. Das Jahr 2014. Ich denke gerade an meine Schulzeit – erlebe sozusagen einen Flashback – und denke an Baldurs Gate, an lange Nächte mit “You Don’t Know Jack”, an “Final Fantasy VII” und eben an “Jagged Alliance 2”. Ich fühle mich alt, so wie ich meine Finger eben über die Tasten schweben lasse. Ich habe mich beim Spielen meines Testmusters genauso alt gefühlt. Dies ist aber nicht zwingend eine schlechte Sache. Der Nostalgiewert ist da. Das Jagged Alliance Gefühl ebenfalls. “Das Jahr: 1988. Der Ort: Die karibische Inselgruppe San Hermanos. Ein korrupter Diktator hat die Insel unter seiner Kontrolle … doch eine Gruppe Rebellen kämpft für Demokratie und Freiheit. Die Rebellion wird jedoch niedergeschlagen, die Anführerin verhaftet. Deine Mission: Befreie die Anführerin und unterstütze die Rebellen, um den Menschen auf der Insel zu helfen.” So steht es in der Steam Beschreibung zu Jagged Alliance: Flashback. Dies ist auch die einzige Information, um was es in dem Spiel hier eigentlich geht. Wie früher. Text auf der Rückseite gelesen, mit 12 Jahren für cool empfunden und gekauft. Diktatur, Rebellion, Knarren und verschwitzte Frauen, mehr haben wir damals als pubertierende Jungs nicht gebraucht, mehr brauchen wir auch heute als erwachsene und verspielte Männer nicht. Außerdem ist die ganze Story ja so was wie unser Erwachsenwerden. Wir wurden beherrscht, wir haben rebelliert, bekamen Hausarrest und unsere Freunde mussten uns retten. Im Westen nichts Neues. In meiner Jugend gab es nur mehr Explosionen und weniger verschwitzte Frauen.

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Angriff ist die beste Verteidigung. Verstecken zählt aber auch.

 

Hermanos… San Hermanos

Beim Starten des Spiels begrüßt uns ein sehr spartanischer Bildschirm. Neues Spiel, Spiel Laden, Tutorial und Optionen. Alles auf Englisch, alles eher klassisch gehalten. Es gibt keine deutsche Sprache. Bei den Optionen dürfen wir zwischen 4 verschiedenen Grafikeinstellungen niedrig bis ultra high wählen und Vollbild- und Fenstermodus stehen auch zur Verfügung. Ich habe auf 1280×720 im Fenster gespielt und die höchsten Grafikoptionen genutzt. Wenn wir dann nach dem Einstellen der Optionen “Neues Spiel” anwählen, dürfen wir uns entscheiden, ob wir einen vorgefertigten Agenten spielen oder einen eigenen erschaffen wollen. Die Option mit den vorgefertigten wirft uns zwar sofort ins Spiel, jedoch verpassen wir den ersten großen Jagged Alliance Moment: Den Fragebogen! Bei der Wahl der eigenen Erschaffung werden uns zwölf verschiedene Fragen gestellt, deren Antworten dann darüber entscheidet, wer wir sind und was wir können. Die Antworten reichen dabei von “nonchalant” zu “verrückter Axtmörder” und sorgen mitunter für einige Schmunzler. Wer würde schon bei einer Lärmbelästigung den Übeltäter mit einer Schrotflinte zur Ruhe bringen oder bei einem Schiffsunglück nicht die blonde Schönheit retten? Nach dem Beantworten der Fragen bekommen wir Perks zugeteilt, die dann unsere Charakterklasse bestimmen, beziehungsweise bestimmen was wir besser können als alle anderen. Danach geht es zu einem weiter oben schon gezeigten Charakter Editor, in dem wir Männlein oder Ladysöldner auswählen dürfen und dann noch ein paar wenige kosmetische Eingriffe vornehmen können. Viele Optionen gibt es nicht und richtig gut sieht auch keine davon aus. Wir dürfen aber passend zu den Psychopathen-Antworten Ledermantel und Sonnenbrille tragen. Ich habe mich für das Aussehen einer österreichischen Popsängerin entschieden, wenn ihr versteht, was ich meine. So viel Freiraum gibt einem das Spiel. Bevor wir starten, verteilen wir noch Punkte auf die HP, die Treffergenauigkeit und die Beweglichkeit. Dann geht es los mit einer … falsch gedacht. Wir werden mitten ins Spiel geworfen, keine Sequenz, keine Erklärung, kein … gar nichts. Brauchen wir ja auch nicht. Wir wissen es gibt Explosionen und Rebellen. Und Hühner und Kühe. Auf der ersten Karte begrüßen uns dann sehr simple Textfelder. Wir sollen zu einem abgeschossenen Hubschrauber gehen und uns umsehen. Gesagt, getan. Dann werden wir angegriffen und uns wird das Gameplay zu Jagged Alliance erklärt. Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, wir ziehen, dabei verbraucht jede Aktion AP. Wir können laufen, uns ducken, uns hinlegen, Waffe wechseln und nachladen. Also gehen wir fix in Deckung und lassen die Runde verstreichen. Der Gegner ist am Zug und kommt näher, dabei stellt er sich nicht sonderlich intelligent an. Vielleicht war die Bösewichtsausbildung in den Achtzigern noch etwas rückständig. Wir sind wieder dran. Können auf Beine, Torso oder Kopf zielen – jede Zone hat unterschiedliche Effekte und Trefferchancen. Der Torso ist immer am einfachsten zu treffen, erteilt aber weniger Schaden. Der Kopf ist, um einiges schwieriger zu treffen, kann durch kritische Treffer aber sofort zum Ableben des Gegners führen. Stellungswechsel war bei mir nie sonderlich wichtig, die Gegner sind durch hohe Trefferwerte meines Charakters nie nahe an mich herangekommen. Dies hat auch etwas Gutes, da der AP-Verbrauch beim Bewegen mir viel zu hoch vorkommt. Nachdem der Kampf überstanden ist, dürfen wir die Map verlassen und uns wird jetzt auch erklärt, wie man Söldner anheuert und Geld verdient. Die Söldner kosten wiederum Geld und können für einen Tag, eine Woche oder 2 Wochen gebucht werden. Dabei gibt es viele verschiedene und wiederkehrende Gesichter aus “Jagged Alliance 2” zu sehen. Ihren Charme und Witz haben sie diesmal aber zu Hause gelassen. Dafür bringen sie einfache Waffen mit. Wir stellen uns also ein Team zusammen und fangen an Sektoren zu befreien und uns die Anwohner zum Freund zu machen. Dabei ist anfänglich enorm wichtig, ein komplettes Team mitzubringen, sonst wird man in der ersten Nebenmission komplett und chancenlos überrannt. Der taktische Anspruch der Kämpfe geht durch die eher mäßige KI leider ziemlich verloren und es zählt, wer den größten hat und damit am besten trifft. Sehr Schade!

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Hier planen wir die Rebellion, verdienen Geld und Trainieren Milizen. Nicht hübsch aber zweckdienlich.

 

Modernste Technik…aus den 80. Jahren

Nüchtern betrachtet bietet “Jagged Alliance: Flashback” für ein Spiel aus dem Jahre 2014 nicht viel. Die Grafik ist eher zweckdienlich, Umgebung wie Charaktere könnten so auch in den früheren 80 Jahren über den Bildschirm geflimmert sein. Die Sprachausgabe, wenn vorhanden ist höchstens Mittelmaß und die Soundeffects sind auch nichts, worüber man Gedichte verfassen könnte. Trotz allem oder gerade durch den hohen Nostalgiefaktor fallen diese Negativpunkte weniger schwer ins Gewicht. Das Gefühl eines “Jagged Alliance” ist da. Wir können planen, wir können permanent sterben, unsere Söldner sind gierig und der Gegner lässt nicht locker. Außerdem stammen die meisten Spieler dieses Genres aus einer Zeit in der vier Pixel gereicht haben, um ein Spiel lohnenswert zu machen. Der Sprung ins Jahr 2014 ist FullControl mit “Jagged Alliance: Flashback” nicht gelungen, doch das Gefühl, dass hier etwas Großes entstehen kann, ist definitiv vorhanden. Lasst uns also abwarten, was in Zukunft noch über Patches geändert wird. Meinen Segen hat das Abenteuer auf jeden Fall.

Wie damals-Nich viele Optionen aber trotz allem überfordert.

Der Charakter Editor in all seiner Macht. Skyrim gib acht!

 

Fazit:

Jagged Alliance Flashback ist ein technisch altbackener Titel, der aber ein hohes Potenzial hat, welches definitiv noch genutzt werden sollte. Der Nostalgiewert ist schon mal da.

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