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Agony – Test zum neusten Höllentrip

Die Hölle diente schon häufiger als Schauplatz für Videospiele. Meistens in Verbindung mit brutalen Dämonen und alles verschlingenden Monstern. Nur hatten wir dann immer ein ausreichendes Waffenarsenal wie Kettensäge, Schrotflinte, Schwert oder ähnliches im Gepäck. Das ist bei Agony aber nicht der Fall. Wie sich der neuste, digitale Höllentrip so schlägt, das erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

 

Einmal Hölle und zurück

Als er erwacht, fehlt unserem Protagonisten jegliche Erinnerung. Welche Herkunft er hat, wie er heißt, was er getan hat. Er findet sich an einem schrecklichen Ort wieder. Schmerzverzerrte Schreie durchströmen die brennende Luft. Der Gestank von brennendem Fleisch beißt sich in der Nase fest. Unter unseren Füßen bersten alte Knochen. Leichenteile fallen vom Himmel. Vor uns erhebt sich eine gigantische Mauer aus Gebein, Innereien und sonstigen, menschlichen Überresten. Inmitten dieser Mauer ragt ein riesiges Tor hervor, welches einen Spalt weit aufsteht. Wir schnappen uns einen brennenden Knochen, welcher uns als Fackel dient und schreiten durch das Tor. Willkommen in der Hölle! Wie sind wir hier hingekommen? Warum sind wir hier? Und dich wichtigste Frage: Wie kommen wir hier wieder weg? Und es gibt nur ein Wesen, welches uns die Antworten auf all unsere Fragen liefern kann. Die rote Göttin. So beginnen wir unsere Reise durch diese surreale Welt voller Qual und verderben. Ungewiss, wo uns unser Weg hinführt. Getrieben von dem unbändigen Verlangen, wieder nach Hause kommen zu können.

Die Tore der Hölle stehen uns offen

 

Ein Ort unendlicher Qualen

Wie bereits erwähnt, landen wir als arme, verlassene Seele in den Tiefen der Hölle. Doch ganz so alleine sind wir gar nicht. Auf unserem Weg treffen wir auch andere Personen. Geschundene Seelen, welche über die vielen Qualen den Verstand verloren haben. Mit einigen können wir auch reden. So sammeln wir die ein oder andere brauchbare Information. Etwa dass wir uns vor der roten Göttin in acht nehmen müssen oder einige Infobrocken über die Dämonen, denen wir besser nicht begegnen sollten. Diesen widerlichen Kreaturen gehen wir auch besser aus dem Weg. Denn anfangs haben wir keinerlei Möglichkeit, uns zur Wehr zu setzen. Lediglich die eine oder andere Fackel steht uns zur Verfügung. Und das auch nur, um unseren Weg auszuleuchten oder brennbare Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Durch die verzweigten Levels führt uns ein Irrlicht, welches wir auf Knopfdruck rufen können. Doch diese Funktion ist mit bedacht zu gebrauchen, denn in den Standardeinstellungen steht uns nur eine begrenzte Anzahl dieser Wegweiser zu Verfügung. Doch wer häufiger vom Weg abkommt und auf diese Funktion zugreifen muss, der kann sie im Menü auch unbegrenzt einstellen.

Die NPCs reden häufig wirres Zeug. Doch so manche brauchbare Information steckt in ihren Klagen

 

Alles Einstellungssache

Das Spielerlebnis von Agony kann ziemlich vielfältig angepasst werden. So ist es möglich, die Anzahl der nutzbaren Wegweiser zu begrenzen. Da es keine Karte gibt, ist der Einsatz dieser Hilfestellung mit bedacht zu tätigen. Auch die Funktionsweise der Seelenspiegel, welche als Wegpunkte im Spiel fungieren, können beeinflusst werden. In den Standardeinstellungen kann ein Seelenspielgel nur drei Mal benutzt werden. Reicht das nicht aus, und wir sterben erneut, dann müssen wir zurück zum vorherigen Speicherpunkt und beginnen von dort. Auch das HUD kann separat ausgeschaltet werden. Durch diese und andere Einstellungen kann die gebotene Agony-Erfahrung an die Wünsche der Spieler flexibel angepasst werden. Auch eine Art Entwicklungssystem ist vorhanden. Wenn auch nur in sehr abgespeckter Form. Durch das Sammeln verbotener Früchte sammeln wir Fähigkeitspunkte, welche wir dann in vier verschiedene Talentbäume investieren. Dadurch können wir länger die Luft anhalten, wodurch uns einige Dämonen nicht mehr ausfindig machen können, mehr Angriffe einstecken, leiser schleichen, länger als körperlose Seele existieren oder sogar in verschiedene Dämonen fahren, um diese zu steuern. Das ist zwar ganz nett, wirkt aber auch leider ein wenig aufgesetzt.

Die Seelenspiegel sind unsere Checkpoints. Es ist jedesmal eine Erleichterung, diese merkwürdigen Gebilde zu erreichen

 

Die Grafik ist mal so, mal so

Die Entwickler steckten sich ein hohes Ziel. Agony solle nicht nur als Videospiel, sondern als Gesamtkunstwerk verstanden sein. Das funktioniert auch größtenteils ganz gut, wenn da nicht der eine oder andere Fauxpas wäre. Die Welt wirkt in ihrer düsteren Surrealität so stimmig, so einzigartig wie kaum eine andere Videospielwelt. Die Darstellung ist beklemmend und faszinierend zugleich und fast alles wirkt wie aus einem Guss. Bis auf einige Ausnahmen, die allerdings genau an den richtigen, beziehungsweise falschen Stellen sitzen. Zum einen sind einige Texturen ziemlich matschig. Dann wieder wirkt der Boden wie gefliest, da sich die Bodentexturen zu häufig wiederholen. Doch darüber könnte man noch hinweg sehen, wären die NPCs anständig programmiert. Die Optik und die Bewegung erinnert etwas an Marionetten. Man könnte jetzt sagen, dass das so sein sollte, da sie alle der roten Göttin untergeben sind, jedoch sind die Gesichtsanimationen echt ein Horror. So was sah vor mehr als zehn Jahren schon besser aus. Doch man darf auch nicht vergessen, dass es sich beim Entwickler, also den Madmind Studios, um ein kleineres Indie-Studio handelt, welches weder die Kapazitäten, noch die Ressourcen wie zum Beispiel Capcom oder Blizzard hat.

Manche NPCs sehen aus, als hätte man sie nicht fertig programmiert. Das gilt leider auch für einige Bodentexturen

 

Die Qual der Qualen

Dennoch sollte man sich nicht so sehr mit den Grafikfehlern auseinandersetzen. Denn die Soundkulisse ist mindestens genauso wichtig und die macht ihren Job mehr als gut. Die Musik ist herrlich beklemmend und passt wunderbar in die groteske Interpretation der Hölle. Droht Gefahr, schwenkt sie schnell um und beschert uns mehr als einmal einen hohen Puls. Auch das grundlegende Leveldesign kann sich sehen lassen. Die einzelnen Abschnitte sind teilweise sehr verwinkelt und beherbergen auch das eine oder andere Geheimnis.  Nachdem ein Akt abgeschlossen wurde, sehen wir eine Statistik, welche auch anzeigt, wie viele Geheimnisse, Briefe, Notizen oder Sonstiges gefunden wurden. Besagte Briefe und Notizen wirken im ersten Moment eher unscheinbar, fügen sich aber wunderbar ins Spiel ein und beleuchten ein wenig die Geschichte von Agony. Das trägt positiv zur Entwicklung und dem Aufbau von Spannung bei. Dadurch wird das Spiel aber auch für Wiederholungstäter interessant. Wer noch nicht alle Geheimnisse entdeckt hat, schaut beim nächsten Spielen des Aktes wohl noch in die eine oder andere Ecke, ob er nicht was übersehen hat.

Briefe und Notizen, die wir auf unserer Reise finden, geben uns einen kleinen Einblick in die Hintergrundgeschichte von Agony und runden die Atmosphäre ab

 

Nur was für Puristen

Für hartgesottene Survival-Fans gibt es neben dem Story-Modus auch den Agony-Modus. Wer die Story durch hat, alle Gemälde, Briefe, Notizen und 3D-Modelle gefunden hat, kann sich Online mit anderen messen. Dabei begibt sich der Spieler in zufallsgenerierte Höhlen, wo er zehn Figuren finden muss. Dabei werden die Survival-Fähigkeiten auf die Probe gestellt und nach dem Ableben in einer globalen Rangliste aufgelistet. Dort kann auch das Geschlecht gewählt werden. Das sollte den einen oder anderen Arcade-Fan ansprechen. Der Schwierigkeitsgrad im Agony-Modus ist dementsprechend hoch angesetzt und verlangt von dem Spieler meist sehr viel ab. Wer es dennoch schafft, durch die Höhlen voller Fallen und Dämonen zu kommen, der hat die Chance, die Red Chamber zu finden und dadurch seinen Punktestand noch mal kräftig nach oben zu kurbeln. Oder man durchquert die Hölle einfach selbst als Dämon und hat so mal einen anderen Blickwinkel zur Verfügung. Der Agony-Modus ist von Anfang an wählbar und rundet das gesamte Spielerlebnis noch ein bisschen ab.

 

Positiv:

Unverbrauchtes Setting
Gelungene Audiokulisse
Sehr atmosphärisch
Vielfältige Gameplay-Optionen

Negativ:

Teilweise matschige Texturen
NPCs nicht gut animiert und wirken hölzern
Rätsel wiederholen sich zu sehr
Talentsystem wirkt aufgesetzt
Gameplay wird teilweise zur Geduldsprobe
[testimonial_slider arrows=”false”][testimonial image_url=”69840″ image_width=”180″ image_height=”180″ name=”Tobias Panten, Redakteur”]
“Agony hat ohne Frage einige Macken und Fehler. Auch das Gameplay an sich kann schon mal die Geduld auf die Probe stellen. Jedoch ist die Präsentation recht stimmig und die Story interessant genug, um den Drang zu entwickeln, weiter zu machen. Da kann man auch schon mal über den einen oder anderen Texturfehler oder die hölzernen NPCs hinweg sehen. Trotz dieser Fehler schafft es Agony eine beklemmende, Angst einflößende und zugleich faszinierende Atmosphäre zu erzeugen. Doch das ist nichts für schwache Nerven. Ich für meinen Teil werde mir nach einer Runde Agony wohl noch ein paar lustige Katzenvideos anschauen. “
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Ab in die Sammlung?

Agony spricht nicht unbedingt die Massen an. Mit seiner ungewöhnlichen Art ist es eher was für hartgesottene Story-Spieler, die sich gerne mal einer Herausforderung stellen. Diese Zocker sehen auch über den einen oder anderen Fehler hinweg. Und für rund 30 Euro ist das Preis- Leistungsverhältnis vollkommen in Ordnung.

 

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